Bevor es für die IT brenzlig wird
Von Peter Smorscek, FLIR Systems
Jeder IT-Verantwortliche weiß, dass Kühlung energieintensiv ist. Aber ganze 93 % wissen nicht, wie hoch der Stromverbrauch ihres Rechenzentrums ist. Klar ist nur, „dass was getan werden muss.“ Dabei sind IT-Umgebungen bekanntermaßen unternehmenskritisch. Absolute Unterbrechungsfreiheit ist der Standard, und Ausfälle kosten Millionen.
Infrarotkameras können hier ihre besonderen Fähigkeiten voll ausspielen; sie erkennen und messen Wärme, die bei allen elektrischen und elektronischen Anwendungen entsteht. So machen sie auf Defekte aufmerksam, bevor sie zum Problem werden, und der Anwender kann Maßnahmen ergreifen, bevor kostspielige Systemausfälle auftreten. Schwachstellen oder schlicht gefährliche Temperaturentwicklungen an elektrischen Verbindungen, Kondensatoren, Kompressoren, Wärmetauschern und USVs können dank mobiler Infrarotkameras umstandslos geortet und rechtzeitig behoben werden. In der Industrie findet die Technik schon seit Jahren Anwendung, und momentan setzt sie sich verstärkt bei physikalischen IT-Umgebungen durch, wo viele Geräte im laufenden Betrieb einem empfindlichen Wärmerisiko ausgesetzt sind.
Szenarien im Serverraum
Einleuchtende Anwendungsbeispiele findet jedes Unternehmen am eigenen Server-Rack oder in der USV. Unterbrechungsfreie Stromversorgungen sind de facto ein Muss für alle Rechenzentren. Diese Systeme arbeiten mit Batterien, die die Ladung speichern und die Anlagen in Gang halten, bis die Netzstromversorgung wieder hergestellt ist. Mit einer Infrarotkamera können die Anschlüsse und der Status der Batterien schnell und bequem überprüft und fehlerhafte Batterien ersetzt werden, so dass der Betrieb stets auf der sicheren Seite bleibt.
Im Rack nehmen die Leistungsfähigkeit und Anzahl der Server stetig zu. Für den zuverlässigen Betrieb eines Serverraums ist aber die Kühlung von entscheidender Bedeutung. Neben Racks und Stromversorgungen befinden sich aber auch Kompressoren, Wärmetauscher und meist etliche andere Geräte, die heiß laufen, bevor sie ausfallen. Infrarotkameras behalten hier den Temperaturdurchblick und sorgen dafür, dass alles im Serverraum einsatz- und betriebsbereit bleibt.
Verbindung in normalem Zustand … (Bild: FLIR Systems)
Als Farbcodes mit Kennziffern
Die Wärmebildtechnik, auch Thermografie genannt, ist die Herstellung berührungsfreier Infrarotbilder oder „Wärmebilder“, mit denen Temperaturmessungen durchgeführt werden können. Infrarotkameras messen ganze Oberflächen und unterscheiden sich dadurch von Pyrometern.
Mobile Infrarotkameras tasten Betriebsmittel und Bauwerke ab und wandeln die Wärmebilder dann unmittelbar in Bilder im JPEG-Format um, die für Überwachung und Analyse geeignet sind.
… und in überhitztem Zustand. (Bild: FLIR Systems)
Die Wärmebildtechnik hat sich bereits in vielen industriellen Branchen sowie Umgebungen bewährt, wo sie spürbar die Effizienz steigert, so dass sich die Technik schnell in neuen Märkten ausbreitet.
Infrarotkameras mit einer Auflösung von 80 × 80 Pixeln gibt es heute bereits unter 2500 Euro. Kameras mit einer höheren Auflösung und hilfreichen Messfunktionen (Infrarotbild dynamisch ins visuelle Bild integriert, dynamische Anzeige der wärmsten bzw. kältesten Stellen) werden ab ca. 4000 Euro angeboten.
Das aufgenommene Bildmaterial muss anschließend noch klassifiziert, bewertet und präsentiert werden. Dafür gibt es passgenaue Softwarepakete wie den FLIR Reporter; sie verarbeiten die Bilder der untersuchten Objekte, bei FLIR im standardmäßigem JPEG-Format, sowie grundlegende Daten und Kommentare.
Fazit: Wärmebilder gehören ins Servicepaket
Infrarotkameras sind die idealen Geräte für die Fehlererkennung bei regelmäßigen Inspektionen in Rechenzentren. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Inspektion geschieht ohne Störung des laufenden Betriebs, hebt Gefahrenstellen unmissverständlich hervor und warnt realistisch vor Ausfällen, so dass der Betreiber rechtzeitig geeignete Maßnahmen ergreifen kann. Auf diese Weise tragen Infrarotkameras maßgeblich zur Vermeidung von Ausfällen und Stillstandszeiten bei.
Um die Bilder realistisch interpretieren zu können, ist allerdings notwendig, dass der Inspekteur mit den untersuchten Anlagen vertraut ist. Nicht jede heiße Stelle ist problematisch, und Schlussfolgerungen lassen sich nur auf Grundlage von Erfahrung sowie einer genauen Kenntnis der abgebildeten Systeme und der Kamera ziehen.
Das bedeutet konkret: Es eröffnen sich hier neue Geschäftsperspektiven für Systemhäuser und andere Dienstleister im IT-Bereich. Eine thermische Inspektion der Serverinstallationen kann z.B. in das Kundendienstpaket integriert und zu einem standardmäßigen Verfahren werden. Abgesehen von der Gefahrenabwehr selbst punktet der Service damit, dass Wärmebilder keine Systemunterbrechung erfordern, aber anschaulich und gut verstehbar sind, was sich auch der Kundenbeziehung spürbar zugute kommt.