Mit Respekt und beiden Händen
Von Markus Eidam, Eidam & Partner
Visitenkarten sind für viele Japaner ein wichtiger Teil des geschäftlichen und gesellschaftlichen Lebens. Ihnen wird häufig eine wesentlich höhere Wertschätzung entgegen gebracht, als dies in Europa der Fall ist. Schließlich geben Visitenkarten die Gelegenheit, mehr über den Status und die hierarchische Position des Gegenübers zu erfahren. Dies ist in Japan, wo es – im Vergleich zu Europa – sehr steile Hierarchien gibt, besonders wichtig. Deshalb gilt: Sie sollten bei einem Meeting mit japanischen Geschäftspartnern immer ausreichend Visitenkarten zur Hand haben.
Gestaltung und Beschriftung
Das Design Ihrer Visitenkarte ist nicht besonders wichtig. Es gilt jedoch, abgerundete Ecken möglichst zu vermeiden, da diese oft von Geishas und anderen Damen der japanischen Unterhaltungsbranche verwendet werden.
Wenn Sie eine Seite Ihrer Visitenkarte in Englisch und die andere in Japanisch beschriften, werden Sie in jedem Fall Eindruck hinterlassen. So betonen Sie einerseits, dass Ihre beruflichen Absichten im Bezug auf Japan ernst sind. Andererseits geben Sie Ihren japanischen Gesprächspartnern auf diese Weise einen Hinweis, wie Ihr westlicher Name am besten ausgesprochen wird.
Markus Eidam arbeitet als Geschäftsführer beim interkulturellen Weiterbildungsanbieter Eidam & Partner, der seit dem Jahr 2004 interkulturelle Trainings und interkulturelle Coachings zu 80 Zielländern sowie zu verschiedenen länderübergreifenden Themen anbietet.
Eidam & Partner, Barbarossastraße 69, 09112 Chemnitz, Tel.: 0371-273723-00, Fax: 0371-273723-09, info@eidam-und-partner.de, www.eidam-und-partner.de
Da Ihr japanisches Gegenüber Sie höchstwahrscheinlich anhand Ihrer Visitenkarte hierarchisch einordnen wird, gilt: Eher klotzen statt kleckern! Neben Ihrem Namen sollten Titel, Firmenzugehörigkeit und Ihre Position im Unternehmen klar erkennbar sein. Je wichtiger diese Angaben klingen, desto höher werden Sie hierarchisch eingeordnet werden, was Ihnen – je nach Aufgabe – entscheidende Vorteile bringen kann.
Bedenken Sie dabei bitte, dass Berufsbezeichnungen oft nicht eins zu eins übersetzt werden können, da es in Japan Jobtitel gibt, die mit westlichen Beschreibungen nicht vergleichbar sind! Auch die Hierarchie-Ebenen können meist nicht wortwörtlich übersetzt werden. Es empfiehlt sich daher, für die Übersetzung Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Übergabe, Empfang und Aufbewahrung
Überreicht werden die Visitenkarten meist direkt nach der Begrüßung. Da sie in Japan eine besonders respektvolle Behandlung verlangen, gibt es auch für die Übergabe einige Regeln, die Sie beachten sollten.
- Halten Sie Ihre Visitenkarte bitte mit beiden Händen fest, während Sie sich mit Namen vorstellen. Einem ranghöheren Japaner sollten Sie die Karte mit beiden Händen überreichen – und die seine auf gleiche Weise entgegennehmen. Ist Ihre Kontaktperson nicht von höherem Rang, überreichen Sie Ihre Karte mit rechts und nehmen die Ihres Gesprächspartners mit der linken Hand an.
- Die Visitenkartenübergabe findet traditionell im Stehen statt. Unterlassen Sie es dabei bitte, die Visitenkarte über Gegenstände (z.B. über den Tisch) hinwegzureichen.
- Nachdem Sie eine Karte erhalten haben, sollten Sie sich fünf bis zehn Sekunden Zeit nehmen, um sie in Ruhe zu studieren. Ihr Gegenüber wird höchstwahrscheinlich das Gleiche tun. Sofern Sie es für angebracht halten, können Sie gern anerkennende Bemerkungen machen – z.B. zur Position Ihres Gegenübers oder zum Firmenlogo.
- Die erhaltene Visitenkarte sollten Sie fortan – sofern möglich – vor sich auf den Tisch legen oder in einem eigens dafür mitgebrachten Visitenkartenetui verwahren. Die Karte sorglos wegzustecken, mit ihr zu spielen oder sie zu vergessen, gilt in Japan oft als Zeichen von fehlendem Respekt. Im Übrigen wird es auch als absolut unhöflich angesehen, die Karte in die Gesäßtasche zu stecken oder als Notizzettel zu gebrauchen!
Ein erster wichtiger Einblick
Interkulturelles Know-how ist stets allgemein formuliert. Bitte bedenken Sie dennoch, dass sich nicht alle Japaner gleich verhalten. Sprich: Interkulturelle Kompetenz bedeutet, ein Gefühl für sein Gegenüber, dessen Bedürfnisse und für die erwünschten Verhaltensweisen zu entwickeln. Die hier gegebenen Hinweise können Ihnen daher gern als Anhaltspunkt dienen, jedoch bitte nicht als Gesetz, das für alle Menschen eines Landes in gleichem Maße gilt.