Auf YouTube sieht jeder gut aus
Von Ingo Vogel, Ingo Vogel Seminare
Wenn Unternehmen oder Verbände einen Vortragsredner für Events wie Kongresse, Jubiläen, Mitarbeiter- oder Kundenveranstaltungen engagieren, dann verfolgen sie damit ein ganz bestimmtes Ziel. Entsprechend sorgfältig sollten sie den Redner auswählen, wenn die Veranstaltung ein Volltreffer werden soll.
Zwölf Tipps für die Speaker-Suche
Geeignete Vortragsredner sind nicht leicht zu finden und man sollte die Suche besser nicht mit einer einfachen Websuche abtun. Hier sind zwölf Tipps, wie vorgehen sollten, um den für Ihre Zwecke richtigen Kandidaten zu finden.
Ingo Vogel ist erfahrener Rhetorik- und Verkaufstrainer. Er gilt als der Experte für „emotionales Verkaufen“. Er ist u.a. Autor der Bücher „So reden Sie sich an die Spitze“, „Das Lust-Prinzip – Emotionen als Karrierefaktor“ und „Top Emotional Selling: Die 7 Geheimnisse der Spitzenverkäufer“.
Ingo Vogel Seminare, Rüderner Str. 37, 73733 Esslingen, Tel. 0711-7676-303, info@ingovogel.de, www.ingovogel.de
Was wollen wir mit unserem Event?
Unternehmen verfolgen mit Events, gleich welcher Art, stets ein Ziel. Sie wollen z.B. ihre Verkäufer motivieren oder ihre Stammkunden „belohnen“. Oder in Kontakt mit Neukunden kommen. Definieren Sie, bevor Sie Ihre Veranstaltung planen, deren Ziel, damit Sie das passende Design entwickeln können.
Was soll der Redner dazu beitragen?
Auch mit dem Engagement des Redners verfolgen die Unternehmen ein Ziel. Zum Beispiel soll er möglichst viele Besucher anlocken oder die Teilnehmer in gute Laune versetzen. Oder sie von der Notwendigkeit einer Verhaltensänderung überzeugen. Definieren Sie also, ausgehend vom Ziel Ihres Events, welche Funktion der Redner bei der Veranstaltung erfüllen soll. Denn nur dann können Sie den richtigen Redner auswählen und mit ihm den passenden Impulsvortrag vereinbaren.
Wen wollen wir als Publikum haben?
Analysieren Sie anschließend die (potenziellen) Teilnehmer. Fragen Sie sich z.B., was sie alle verbindet. Kommen sie aus derselben Branche? Arbeiten sie im Verkauf? Was bewegt sie? Ist es die wachsende Internet-Konkurrenz? Wie ticken sie? Sind sie z.B. eher pragmatische Macher oder „analytische Denker“?
Was muss der Redner mitbringen?
Definieren Sie ausgehend von der Funktion, die der Vortragsredner bei Ihrer Veranstaltung erfüllen soll, und dem „Profil“ der Teilnehmer konkrete Anforderungen an den potenziellen Redner und seinen Vortrag. Muss der Redner z.B. bei den potenziellen Teilnehmern schon eine gewisse Bekanntheit haben, damit er als Zugpferd fungieren kann? Oder muss er sich im Handel auskennen? Oder muss er eine sehr plastische, bildhafte Sprache sprechen? Oder sollte er die Teilnehmer wachrütteln, provozieren?
Wer kennt geeignete Kandidaten?
Fragen Sie, nachdem Sie das Anforderungsprofil definiert haben, Geschäftsfreunde und -kollegen, ob sie einen passenden Redner kennen. Geben Sie zudem, je nach Themenfeld, z.B. Suchwortkombinationen wie „Vortragsredner Verkauf“ oder „Keynote-Speaker Vertrieb“ in den Online-Suchmaschinen. Dann werden Ihnen potenzielle Kandidaten angezeigt.
Was hat der Redner bisher gemacht?
Checken Sie danach in einem ersten Schritt anhand der Biografien der Kandidaten, ob sie die nötige fachliche Expertise und (Redner-)Erfahrung mitbringen.
Welchen Eindruck macht er auf Video?
Schauen Sie anschließend bei den verbliebenen Kandidaten, ob Sie auf deren Webseite oder bei YouTube Videos finden, die sie beim Redenhalten zeigen. Verschaffen Sie sich so ein erstes Bild davon, wie sie vor Publikum agieren. Messen Sie den Videos allein aber keine allzu hohe Bedeutung bei. Denn ein guter Cutter kann aus einem einstündigen Vortrag für jeden Redner ein drei-, vierminütiges Video zusammenschneiden, bei dem man den Eindruck gewinnt: Das ist ein Top-Redner!
Woher rührt dieser Eindruck genau?
Fragen Sie sich bei der Sichtung der Videos: Warum wirkt gerade dieses positiv auf mich? Primär wegen der professionellen Bearbeitung und der eingesetzten Technik oder aufgrund der Art, wie der Redner spricht, seine Botschaften verpackt und mit dem Publikum interagiert? Die letztgenannten Punkte zeichnen gute Redner aus. Schwache Redner verstecken sich gerne hinter einer Mordsbühnenshow und viel Präsentationstechnik.
Wie reagiert der Kandidat am Telefon?
Rufen Sie die verbleibenden Kandidaten an und sagen Sie ihnen, dass Sie für die Veranstaltung XY einen Vortragsredner zum Thema Z suchen. Gehen Sie zu diesem Zeitpunkt mit Infos aber bewusst noch recht sparsam um. Fragen Sie dann, ob der Kandidat einen solchen Impulsvortrag halten könne. Die meisten Kandidaten werden „ja“ oder „grundsätzlich ja“ antworten. Einen guten, weil kundenorientierten Redner erkennen Sie daran, dass er sich, bevor er sich endgültig festlegt, detailliert nach den Teilnehmern, den Zielen Ihrer Veranstaltung und Ihren Erwartungen erkundigt. Tut er dies nicht, spult er wahrscheinlich nur einen einstudierten Standardvortrag ab.
Wie wirkt der Kandidat im Vorgespräch?
Erteilen Sie dem Redner im Erstgespräch keinen Auftrag. Lassen Sie nach dem Telefonat erst noch einmal vor ihrem inneren Auge Revue passieren, wie erfahren und fachlich fit der Kandidat auf Sie wirkte. Wie lebendig, plastisch, bildhaft war seine Sprache? Wie wirkte seine Stimme? War er sympathisch? Konnte er am Telefon spontan für sich und seinen Vortrag begeistern? Denn dies sind zentrale Voraussetzungen dafür, dass ein Redner beim Publikum ankommt.
Wie soll der Vortrag umgesetzt werden?
Wenn Sie zur Überzeugung gelangen, dass dies der passende Redner sein könnte, führen Sie mit dem heißen Kandidaten ein zweites Gespräch, in dem Sie Ihre Anforderungen konkretisieren. Dazu zählen neben der Dauer des Impulsvortrags solche Dinge wie die Kernbotschaften. Soll der Vortrag Praxisbeispiele aus Ihrer Branche oder Ihrem Unternehmen enthalten?
Welche Bedingungen sollen gelten?
Halten Sie auch vertraglich fest, wie lange vor Beginn des Vortrags der Redner anreisen soll und wie lange er danach den Zuhörern noch als Gesprächspartner zur Verfügung stehen soll? Sonst besteht die Gefahr, dass der Redner auf den letzten Drücker anreist, rasch seinen Vortrag abspult, danach seine sieben Sachen packt und verschwindet, noch bevor der Applaus verstummt ist.