Wichtig ist, wie bewertet wird
Von Eike Schulze
Eine erwägenswerte Alternative zur eigenen Unternehmensgründung ist die Geschäftsübernahme. Der Vorteil: Das Unternehmen ist bereits eingeführt, verfügt schon über einen entsprechenden Kundenkreis und in der Regel auch über ein verkaufsförderndes Netzwerk. Drei Formen der Geschäftsübernahme gibt es: Kauf, Pacht und bei einer Gesellschaft kommt auch eine Kapitalbeteiligung in Frage.
Vor der Übernahme sollten allerdings einige Punkte bedacht werden. Zum einen stellt sich die Frage, ob Altschulden bestehen, und zum anderen, wie hoch der Wert der Firma ist. Altschulden sollten klar ausgewiesen werden, denn sonst läuft man in ein unkalkulierbares Haftungsrisiko. Mögliche Schulden müssen natürlich auch bei der Wertermittlung berücksichtigt werden. Der Verkäufer sollte sich zudem umfassend über das Unternehmen informieren; dazu zählen insbesondere die Gewinn- und Verlustrechnungen der letzten Jahre.
Ertragswert und Substanzwert
Grundsätzlich gilt für den Kaufpreis das Prinzip Angebot und Nachfrage. Nichtsdestotrotz gibt es zwei Bewertungsverfahren, die für die Kaufpreisverhandlungen die Grundlage bilden:
Beim Ertragswertverfahren wird quasi für die Zukunft der zu erwartende Gewinn abzüglich des kalkulatorischen Unternehmerlohnes und außerordentlicher Faktoren (Zinsen) berechnet.
Beim Substanzwertverfahren wird stattdessen ermittelt, welche Aufwendungen nötig währen, um ein vergleichbares Unternehmen aufzubauen. Dazu werden alle Vermögenswerte des Unternehmens den Verbindlichkeiten gegenübergestellt. Die Differenz bildet dann den Substanzwert.
Dennoch sollte man die Bewertung nicht den eigenen Rechenkünsten überlassen, sondern einen Gutachter für Unternehmensbewertung einschalten. Die IHK oder Berufsverbände (IVD) können hier sicher weiterhelfen. Beide Verfahren können auch nur Anhaltspunkte zum Wert liefern. Gerade bei kleineren Unternehmen – und das wird bei Immobilienmaklern die Mehrzahl sein – hängt der Erfolg vom Käufer ab. Erfahrungsgemäß bildet der Verkauf des Lebenswerks für den Verkäufer einen wichtigen Baustein in der eigenen Altersversorgung, und nicht zuletzt deswegen besteht eine Neigung zu überhöhten Verkaufspreisen.
Checkliste: 7 entscheidende Fragen bei der Übernahme
- Wie hat sich das Unternehmen bisher entwickelt? Was ist zu erwarten?
- Wie entwickelt sich der gesamte Markt in der Region?
- Wie wird die Konkurrenz auf die Übernahme reagieren?
- Wie ist die Umsatz- und Gewinnentwicklung der vergangenen Jahre?
- Ist ein zusätzlicher Investitionsaufwand nötig, um die Marktstellung zu sichern?
- Gibt es mögliche Entwicklungsreserven, die der vorherige Eigentümer nicht oder nur unzureichend genutzt hat?
- Hat das Unternehmen einen guten Namen und wie ist das Kundenpotenzial einzuschätzen?