Nicht alles, was glänzt
Es gibt viele Arten in Gold anzulegen, darunter den Kauf des physischen Goldes in Barren-, Münz- oder Schmuckform. Aber auch Aktien, Anleihen, Fonds, Optionsscheine, Metallkonten, Terminkontrakte oder Zertifikate. Wenn Privatanleger von einer Goldanlage reden, meinen sie allerdings fast immer den Kauf des physischen Metalls, um eine eiserne Reserve zu bilden. Von einer echten Anlage unterscheidet sich ein solcher Kauf dadurch, dass nicht die Wertsteigerung im Vordergrund steht, sondern die Wertsicherung.
Einen Teil seines Mythos als ewig gültiger Notgroschen verdankt das Gold der Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Kriegsgeneration machte damals die Erfahrung, dass in Zeiten der totalen Geldentwertung Gold wenigstens über die schlimmsten Hungermonate hinweghalf.
Wer sich heute einen solchen Notvorrat zulegen möchte, muss sich aber die besonderen Rahmenbedingungen von damals klar machen. Nach dem Krieg ging es nicht darum, in der Not Gold zu Geld zu machen. Gold wurde damals fast ausschließlich direkt bei den Erzeugern – in der Regel Bauern – gegen Lebensmittel getauscht. Diese hatten aber als Laien meist mehr Interesse an Schmuck für den Eigengebrauch als an relativ unspektakulären Goldbarren.
Anlage mit Abzügen
In friedlichen Zeiten kann es aber nur darum gehen, Gold auf dem üblichen Weg – meist an Scheideanstalten direkt oder an Banken – zu verkaufen. Beide Anlaufstellen stehen auch Privatleuten offen. Es lohnt sich übrigens, verschiedene Angebote einzuholen und zu vergleichen. Sie können sich bei den Abschlägen erheblich unterscheiden.
Die Farben des Goldes
Die unterschiedlichen Farben von Barren- Münz- und Schmuckgold entstehen durch weitere Metalle, die mit dem chemischen Element Gold eine Legierung bilden. Solche zusätzlichen Metalle werden entweder aus optischen Gründen oder zur Erhöhung des Härtegrads beigemischt. Die Abweichung der Farbe einer Legierung von der des reinen Elements Gold sagt übrigens nicht unbedingt etwas über den prozentualen Anteil der Beimengung aus. Selbst kleinste Mengen Fremdmetall können kräftige Farbabweichungen hervorrufen.
Beim Verkauf an diese genannten Institutionen gilt: Je reiner das Gold ist, desto weniger Abschlag für das Umschmelzen in der Scheideanstalt fällt an. Dieser Reinigungsvorgang und das Umformen in Barren sind für Goldschmuck und übliche Goldmünzen recht aufwändig und teuer. Die entsprechenden Kosten werden deshalb beim Ankauf vom Unzenpreis abgezogen.
Die handwerkliche Arbeit, die beim Goldschmuck einen erheblichen Anteil des Kaufpreises ausmacht, lässt sich beim Verkauf ebenfalls nicht mehr realisieren. Entsprechendes gilt für den Sammlerwert von Goldmünzen. Selbst die in Anzeigen von meist dubiosen Anbietern als wertbeständige Anlage angepriesenen Goldmedaillen – egal welchen Feinheitsgrades – lassen sich nicht einmal annähernd zum Kaufpreis veräußern.
Aus den genannten Gründen ist deshalb vom Kauf von Goldschmuck, Goldmünzen und Medaillen unter dem Gesichtspunkt einer Goldanlage dringend abzuraten – mit einigen wenigen Ausnahmen.
Krügerrand und Maple Leaf
So gibt es unter den Münzen einige, die unter dem Anlageaspekt produziert werden und nahezu den Feinheitsgrad (Goldanteil) von Barrengold besitzen. Die bekanntesten sind der südafrikanische Krügerrand (international in der Schreibweise Krugerrand) und der kanadische Maple Leaf.
Beides sind im Übrigen keine historischen Münzen und waren nie alltäglich genutztes Zahlungsmittel, obgleich beide rechtlich gesehen den Status eines offiziellen Zahlungsmittels der Ausgabeländer besitzen und deshalb unabhängig vom Goldpreis in diesen Ländern von den Notenbanken zum (deutlich unter dem heutigen Goldwert liegenden) Nennwert angekauft werden müssen, falls der Besitzer darauf besteht.
Während der Krügerrand einen etwas geringeren Feingehalt als Barrengold besitzt (22 Karat, entsprechend 91,66 % Feingehalt) ist der Maple Leaf mit 99,99 % Feingehalt praktisch ebenso rein wie Barrengold. Entsprechend näher liegt sein Wiederverkaufswert am Barrengold. Vorteil des Krügerrand: Durch den höheren Kupferanteil ist er härter und in der Praxis deshalb oft besser erhalten. Durch den besseren Erhaltungsgrad wird der höhere Scheidekostenanteil nicht selten wieder wettgemacht.
Barren nach Gewicht
Anders als Schmuck und Münzen (einschließlich der beiden Anlagemünzen Krügerrand und Maple Leaf) wird Barrengold durch die Banken und Scheideanstalten ohne wesentliche zusätzliche Abschläge angekauft. Es entfallen nicht nur die Scheidekosten, sondern meist auch (je nach Erhaltungsgrad) die Umformkosten, also das Aufschmelzen und Gießen in einen neuen Barren. Lediglich die üblichen Abschläge für die Handling-Kosten der Institutionen und deren eigene Handelsmarge fallen an.
Allerdings differieren die Herstellungskosten bei den Barren je nach Stückelung. Je kleiner der Barren, desto größer ist der Kostenanteil für seine Herstellung, desto größer ist auch der Verlust beim Verkauf. Andererseits gilt: Je kleiner der Barren, desto schneller und unkomplizierter ist der Verkauf – zumindest, wenn man nicht die Möglichkeit hat, den Verkauf in der Zentrale einer großen Bank oder einer Scheideanstalt zu tätigen. Große Barren werden von diesen Institutionen vor dem Ankauf in der Regel auf Echtheit und Konsistenz der chemischen Zusammensetzung geprüft. Das können kleine Banken und Filialen meist nicht leisten. Kleine Barren werden in vielen Ländern auch von Nichtbanken und Privatleuten angekauft. Dieser Aspekt kann in einer Notsituation durchaus Bedeutung erlangen.
Fazit: Schwer genug
Dringend abzuraten ist übrigens vom Ankauf ausländischer Goldbarren von Privatanbietern. Gut gefälschte Goldbarren sind von Laien nicht zu erkennen. Sie besitzen fast immer einen unverdächtigen Goldmantel aus hochreinem Gold, aber einen Kern aus anderen, minderwertigeren Schwermetallen oder Legierungen. Selbst offiziell hergestellte Barren einiger Länder entsprechen nicht immer den bei uns geltenden Normen für Barrengold. Ihr Wiederverkaufswert liegt dann erheblich niedriger als der von Barrengold nach europäischen Normen.