Starthilfe für Start-ups
Von Mehmet Toprak
Gründerwettbewerbe schießen seit einigen Jahren wie Pilze aus dem Boden. Wirtschaftsministerien, Stadtregierungen, Industrie- und Handelskammern – alle haben einen. Auch die Universitäten mischen mit Wettbewerben, Hightech-Campussen oder trendigen Pitch Nights mit. Nach einer Studie des Portals fuer-gruender.de gab es allein 2019 insgesamt 167 Gründerwettbewerbe mit 672 Preisträgern. Besonders Hightech-Start-ups scheinen von allen Seiten mit Expertenratschlägen, Förderprogrammen und Preisgeldern gehätschelt und geknuddelt zu werden. Da könnte man fast neidisch werden.
Das gilt auch für Bundesländer wie Hessen, das Saarland oder Baden-Württemberg, wo nicht nur die Metropolen Frankfurt und Stuttgart eigene Gründerwettbewerbe ausrichten, sondern auch kleinere Städte ihr wirtschaftliches Profil mit Start-up-Wettbewerben schärfen wollen. Eine gute Sache also. Aber das finanzielle Risiko bleibt natürlich trotzdem bei den jungen Unternehmen. Zumal die Preisgelder mit einigen tausend Euro zwar meistens ganz ansehnlich sind, aber die hohen Investitionskosten auch nicht ansatzweise decken können.
Erfolgsgeheimnis Perspektivwechsel
Trotzdem lohnt sich die Teilnahme fast immer. Denn neben Preisgeldern locken die Veranstaltungen mit weiteren Vorteilen. Wer nicht gerade in der ersten Auswahlrunde scheitert, erhält für seinen Businessplan fast immer qualifiziertes Feedback von Wirtschaftsvertretern und Experten. Oftmals bekommen die Gründerteams Workshops und Business-Seminare spendiert. Daneben dienen die Wettbewerbe als Forum für den Gedankenaustausch mit anderen Gründern und das Knüpfen neuer Kontakte. Und wer es als Finalist auf die Bühne schafft, muss auch nicht traurig sein, wenn er nicht gewinnt. Jeder, der die Gelegenheit hat, hier vor Expertenjury und Publikum seine Geschäftsidee vorzustellen – und sei es nur in einem Drei-Minuten-Pitch – bekommt Aufmerksamkeit und Öffentlichkeit.
Damit die Präsentation auf der Bühne gelingt, reicht der gut ausgearbeitete Businessplan natürlich nicht. „Die Botschaften müssen kompakt und überzeugend ankommen“, sagt Dr. Marc Evers, Mittelstandsexperte beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag: „Viele gehen beim Pitch zu detailliert auf technische Details ihrer Idee ein.“ Der Nachteil dabei: Potenzielle Interessenten oder Investoren können dabei die Renditerelevanz der Idee gar nicht abschätzen. Laut Evers liegt „das Erfolgsgeheimnis im Perspektivwechsel. Es gilt, die Sicht der Investoren einzunehmen.“
Gerade genug Zeit für das Wichtigste
„Wie viel Geld kann ich in meinem Markt in welcher Zeit verdienen? Wie sehen die Kosten aus? Was bin ich bereit, fachlich, finanziell und persönlich einzubringen? Diese Fragen müssen beim Pitch pass- und punktgenau beantwortet werden“, rät DIHK-Mittelstandsexperte Dr. Marc Evers. (Bild: Marc Evers – DIHK)
Sehr ähnlich sieht das Dr. Benjamin Jetter, Innovations- und Start-up-Experte bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG: „Beim Pitchen ist es wie bei einem Treffen zwischen Unbekannten. Daher passiert viel in den ersten Sekunden des Pitches, und dieser muss sehr gut eingeübt werden. Ein Pitch soll dem Vortragenden und dem Publikum Spaß machen und mitreißend sein.“
Wer eine Business-Präsentation einüben will, der kann sich auch an die Industrie- und Handelskammern wenden. Sie dienen als Sparringspartner und stehen mit Ratschlägen zur Seite.
Der Einführungsbeitrag gibt eine erste Übersicht für Gründer und Start-ups. Dabei interessiert auch die Frage, wie sich die Locations auf den eigenen Erfolg und die Karriere auswirken. Teil 1 stellt dann konkrete Beispiele aus Berlin, Hamburg und anderen Orten im deutschen Norden und Osten vor. Teil 2 reist nach Köln, Dortmund, Mainz und Gummersbach, um die Technologiezentren an Rhein und Ruhr zu sichten. Überraschungen hat auch der Südwesten parat, von dem Teil 3 berichtet – aus Darmstadt und Stuttgart ebenso wie aus dem beschaulich-umtriebigen Bad Orb. Teil 4 geht schließlich in den Postleitzahlenbereich 8 und 9 nach Bayern und Thüringen: Auch außerhalb von München bekommen Gründer gute Unterstützung. Sonderbeiträge geben außerdem Auskunft über die Innovations- und Gründerzentren in Österreich und die dortige Start-up-Szene.
Die wichtigsten Wettbewerbe
Nachfolgend finden Sie in alphabetischer Reihenfolge die Gründerwettbewerbe im Südwesten Deutschlands, die auch für Gründerteams und junge Unternehmen aus der IT- und Hightech-Branche attraktiv sind. 2019 sind die Wettbewerbe schon abgeschlossen, die Termine für 2020 lassen sich aber der Website des jeweiligen Gründerwettbewerbs entnehmen.
Schwarz auf Weiß
Dieser Beitrag erschien zuerst in unserer Magazinreihe „IT-Unternehmen aus der Region stellen sich vor“. Einen Überblick mit freien Download-Links zu sämtlichen bereits verfügbaren Einzelheften bekommen Sie online im Pressezentrum des MittelstandsWiki.
- 1,2,3 Go: Der Businessplan-Wettbewerb in Rheinland-Pfalz und dem Saarland unterstützt Gründer mit innovativen Geschäftsideen. Bewertet werden der innovative Charakter des Projekts, die wirtschaftliche Machbarkeit, die Ansiedlung in Rheinland-Pfalz oder im Saarland und die Gründungs- oder erste Wachstumsphase. Ehrenamtliche Berater helfen bei der Erstellung des Businessplans. Die Gewinner erhalten zusätzlich Geldpreise. → https://123go-networking.de/
- CyberOne: Der Hightech-Award wird seit 1998 für innovative Geschäftsideen aus dem Hightech-Bereich vergeben. Bewerben können sich Start-ups aus Baden-Württemberg, die glauben, ein besonders innovatives Konzept zu haben, das über das Potenzial verfügt, „neue Standards zu setzen und Märkte zu revolutionieren“. Alle Teilnehmer haben die Chance auf Geld- und Sachpreise im Gesamtwert von über 120.000 Euro. Der Erstplatzierte bekommt jeweils einen Geldpreis von 10.000 Euro. Die Gewinner werden in den Kategorien „Industrielle Technologien“, „Life Science & Health Care“ und „IKT & Medien- und Kreativwirtschaft“ ermittelt. Aus den Bewerbern gehen letztendlich neun Finalisten hervor. Diese erhalten einen dreitägigen Business-Intensivkurs. Zudem wird ein Vorstellungsvideo zu ihrer Geschäftsidee gedreht. Alle Teilnehmer bekommen Feedback zu ihrem Businessplan. Der CyberOne dient zudem als Marketing-Plattform, auf der man auf das eigene Unternehmen aufmerksam macht, mit Entscheidern in Kontakt tritt und sich mit anderen Gründern austauschen kann. → https://www.cyberone.de/
- Frankfurter Gründerpreis: Der Preis geht jährlich an drei Gründer aus Frankfurt am Main. Bewerben können sich auch Einzelpersonen mit einer spannenden Geschäftsidee. Nach einer Vorauswahl besucht ein Jurorenteam das Gründerteam in dessen eigenen Büros, um sich ein Bild zu machen. Der erste Preis erhält stattliche 12.500 Euro. → https://frankfurt-business.net/
- Hessen Ideen: Der Wettbewerb bewertet die besten unternehmerischen Ideen aus hessischen Hochschulen. Nominiert werden die Teilnehmer von ihrer Alma Mater. Wer sich für den Wettbewerb interessiert, sollte sich an die Gründungsberatung der jeweiligen Hochschule wenden. Wichtig: Wer sein Unternehmen schon gegründet hat, kann nicht teilnehmen! Gutachter aus der Wirtschaft prüfen die nominierten Ideen, zudem gibt es ein Online-Voting. Danach ziehen drei Bewerber ins Finale ein. Den Gewinnern winken neben Preisgeldern bis zu 5000 Euro Publikumspreise sowie die Teilnahme an Roadshows und Beratungsleistungen. → https://hessen-ideen.de/wettbewerb/
- Hessen-Champions: Nicht nur Gründer, auch etablierte Unternehmen, die etwas Besonderes geschafft haben, können sich beim Innovations- und Wachstumspreis des Landes Hessen bewerben. Er kürt Gewinner in den Kategorien „Innovation“, „Weltmarktführer“ und „Jobmotor“. Die Jury besteht aus Vertretern der Bereiche Wirtschaft, Politik und Medien. → www.hessen-champions.de
- Hessischer Gründerpreis: Bei diesem Preis geht es um Jungunternehmer aus der Region, die in einer der Kategorien „Mutige Gründung“, „Geschaffene Arbeitsplätze“ und „Innovative Geschäftsidee“ glänzen. Die Jury bewertet weniger den Businessplan, dafür mehr die persönliche Leistung des Unternehmers. Einen Geldpreis gibt es nicht, die Gewinner werden allerdings in die Öffentlichkeitsarbeit rund um die Gründertage einbezogen und dabei auf der Website vorgestellt. → https://hessischer-gruenderpreis.de
- Karlsruhe CyberChampions: Der Award ist für die Technologie- und IT-Szene der Region Karlsruhe konzipiert. Die Teilnehmer stellen sich in einem Kurzpitch vor. Die Jury besteht aus Unternehmern und CyberChampion-Alumni. Den Gewinnern winkt neben einem Preisgeld in Höhe von 5000 Euro und Coaching-Paketen auch die Möglichkeit, Feedback von Profis zu erhalten. Zudem können sie Kontakte mit anderen Start-ups oder etablierten Unternehmen knüpfen. → https://www.cyberchampions.de/
- Kreativsonar: Insgesamt zwölf kreative Unternehmen oder Gründer aus dem Saarland oder Rheinland-Pfalz erhalten hier ein viermonatiges Coaching im Wert von 5000 Euro. Dabei sind nicht nur Hightech-Companies gefragt, allgemein geht es um Gründungen aus dem Bereich der Kultur- und Kreativwirtschaft. Da gehören auch Spieledesigner oder Multimediakünstler dazu. Die interessantesten Bewerber werden zu einem Auswahlgespräch geladen. Dann bestimmt eine Jury die Gewinner. Die werden in insgesamt vier Workshops für den Marktstart fit gemacht. → https://kreativsonar.de/
- Mannheimer Existenzgründungspreis: Der Mannheimer Existenzgründungspreis (MEXI) gehört zu den Aktivitäten der Wirtschaftsförderung in der Region. Ausgezeichnet werden „Erfolg versprechende Gründungen in den Kategorien Technologie und Dienstleistungen“. Die Preisträger werden von einer unabhängigen Jury ausgewählt. Als Preisgeld für den Sieger stehen immerhin 10.000 Euro bereit. Alle Bewerber, die es ins Finale schaffen, sind Gast des Mannheimer Wirtschaftsforums und können da netzwerken. → https://mannheim.de/
- Pioniergeist: Der Wettbewerb „Pioniergeist: Ihr Konzept – unser Gründerpreis“ wird von der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB), den Volksbanken Raiffeisenbanken in Rheinland-Pfalz sowie der TV-Sendung „Landesschau Rheinland-Pfalz“ im SWR Fernsehen veranstaltet. Die besten Gründungskonzepte erhalten Geldpreise, der Sieger 15.000 Euro. Einen Sonderpreis „Gründungsidee“ in Höhe von 5000 Euro wird von den Business Angels RLP gestiftet. → http://pioniergeist.rlp.de/wettbewerb/
- TU Ideenwettbewerb Darmstadt: Der Schwerpunkt dieses Wettbewerbs liegt auf Absolventen, Studierenden oder Mitarbeitern der TU Darmstadt. Schon eine kurze „Ideenskizze“ genügt für die Teilnahme. Die Idee kann auch ein „Forschungsergebnis mit Verwertungspotenzial“ sein. Die TU bietet die Chance, die Idee einem Expertenteam aus Forschung und Wirtschaft vorzustellen. Dann erhält man ein qualifiziertes Feedback. Die Gewinner bekommen ein Preisgeld und dürfen ihre Idee im Rahmen des Darmstädter Startup & Innovation Days vor Vertretern aus Wirtschaft und Politik präsentieren. Teilnehmen können sowohl Teams als auch Einzelpersonen. Für den ersten Preis gibt es 3000 Euro. → www.highest.tu-darmstadt.de
Teil 1 beginnt die Übersicht im Südwesten mit Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland Teil 2 führt die Liste für Bayern und Thüringen fort. Von dort aus wirft Teil 3 gleich noch einen Blick auf die Gründerwettbewerbe in Österreich. Lesenswerte Seitenstücke sind die Preisträger-Interviews mit Thorsten Pehl von audiotranskription.de, Gregor von dem Knesebeck von bilandia sowie den Architekten Michael Traut und Christine Pietsch.