Von unfassbarem Wert
Ein hohes Maß an Intellectual Property (IP) – zu Deutsch: geistiges Eigentum – verhilft Unternehmen zwar nicht immer zu geistreichen Produkten, aber es macht sie zukunftsfähig und langfristig erfolgreicher als Konkurrenten ohne IP. Deshalb ist IP ein wichtiger Bestandteil des Unternehmenskapitals.
Leider wird es nur selten in Bilanzen umfassend ausgewiesen und dann oft noch unterbewertet. (Andererseits liegt genau darin die Chance für aufmerksame Anleger, die sich für die Zukunft der Unternehmen hinter ihren Aktien wirklich interessieren und nicht nur Charts und Bilanzen lesen wollen.)
Absolut und variantenreich
Juristen sprechen bei IP von so genannten absoluten Rechten an immateriellen Gütern: Über diese können nur die Besitzer der IP verfügen. Wirtschaftlich wirkt deshalb geistiges Eigentum ebenso wie materielle Güter – es verschafft dem Besitzer einen bestimmten wirtschaftlichen Vorteil gegenüber den Nichtbesitzern.
Patente und Markenrechte sind zeitlich begrenzt wirksam. Es reicht also für eine Einschätzung der Unternehmensstärke nicht, lediglich das Vorhandensein solcher Rechte zu kennen. Man muss auch wissen, wann diese Rechte enden, einerseits, weil die Entwicklung von Folgepatenten das Unternehmen enorm viel Geld kosten und das Unternehmensergebnis schon in der nächsten Bilanz drücken kann, und andererseits, weil nach Ablauf eines Patents Konkurrenten nicht selten ganz legal Marktanteile mit billigeren Produkten herausbrechen können (Beispiel: Markt für Generika).
Zu Intellectual Property gehören klassische Urheberrechte, Patente und Markenrechte, aber z.B. auch Rechte an Designs. Im weiteren Sinne zählen darüber hinaus auch geografische Namensrechte dazu („Champagner“, „Münchner Weißwurst“ etc.), die nicht nur einem bestimmten Unternehmen, sondern allen Unternehmen einer Region gehören, ferner individuelle historische Rechte („Hoflieferant“, „Gräfliche Brauerei“ etc.).
Teil 1 sagt, womit Mittelständler rechnen müssen, die ihre Patente widerrechtlich genutzt finden: mit einer Retourkutsche von Konzernseite. Teil 2 sieht sich um, wann eine Patentklage Erfolg verspricht, und schildert zwei Realbeispiele aus dem Wirtschaftsleben. Teil 3 zeigt Alternativen zum Prozessmarathon auf. Welches Vorgehen am besten ist, müssen am Ende nüchterne betriebswirtschaftliche Erwägungen zeigen.
Geheime Verschlusssache
IP muss übrigens nicht immer gesetzlich geschützt sein. Es kann auch eine bestimmte Sorte Betriebsgeheimnis sein. Typische Beispiele sind im Lebensmittelbereich oft über Generationen gehütete Rezepte. Derartiges zählt solange zum IP, wie es Konkurrenten nicht zur Verfügung steht.
Während klassische Patente und Markenrechte eines Unternehmens meist offensichtlich sind, werden andere in ihrem Potenzial selbst von den Unternehmen unterschätzt und manchmal nicht einmal erkannt. Aber selbst Patente können von Unternehmen gegenüber den Anlegern und der Konkurrenz aus taktischen Gründen ganz bewusst verschwiegen werden („hidden“ Patente).