Alexander Klement

Bei punktgenauen Spenden kommen die Kunden

Alexander Klement ist Geschäftsführer von Bildungsspender, die der gelernte Online-Journalist im März 2009 ins Leben rief. Die Plattform gibt Unternehmen die Möglichkeit, über 3800 gemeinnützige Einrichtungen zu unterstützen – und täglich werden es mehr. Bislang verzeichnet das Portal schon über 1 Mio. Euro an Spendengeldern. Wichtig ist für Klement dabei, dass die Unternehmen dabei ihre Kunden entscheiden lassen, wo sich das Unternehmen engagiert, ob für Schule, Verein, kirchliche Einrichtung oder einen anderen gemeinnützigen Zweck: „Zu der Kita vor Ort, die vom eigenen Kind besucht wird, hat der Kunde eine viel höhere emotionale Bindung als zu einer großen Hilfsorganisation.“

MittelstandsWiki: Wie können Unternehmen mit Bildungsspender Gutes tun und was haben sie davon?

Alexander Klement: Sie können als Online-Shop über eine Partnerprogramm-Anbindung teilnehmen. Für jeden Einkauf, der über Bildungsspender getätigt wurde, zahlt das Unternehmen dann einen bestimmten Prozentsatz vom Nettoeinkaufswert an eine Einrichtung, die der Kunde ausgewählt hat. Vor Ort können Unternehmen ihre Kunden mit der HelpCard belohnen, d.h. wenn die Kunden bei ihren Einkäufen einen bestimmten Betrag erreicht haben, sagen wir 200 Euro, bekommen sie z.B. ein Guthaben von 10 Euro, mit dem sie eine der gelisteten Einrichtung unterstützen können.

Sie können aber auch über Bildungsspender einkaufen. Das kostet Sie genauso viel, als wenn Sie regulär über den Shop einkaufen würden. Unser Steuerberater kauft z.B. für 10.000 Euro Büromaterial ein und unterstützt so Einrichtungen mit etwa 800 Euro pro Jahr.

MittelstandsWiki: Ach kommen Sie. Das Geld hat der Online-Shop Ihres Steuerberaters doch schon vorher draufgeschlagen.

Alexander Klement: Das ist eine Frage des Blickwinkels. Für Unternehmen ist die Teilnahme an Bildungsspender eine Werbeausgabe, und Werbung kostet immer Geld. Ob Sie nun Geld an Einrichtungen geben oder es in Anzeigen investieren. Auch steuerlich gesehen läuft das Ganze unter der Rubrik Werbungskosten. Spenden sind ja freiwillig. Hier ist das Geld an einen Kauf gebunden. Wenn der rückgängig gemacht wird, fließt auch kein Geld.

MittelstandsWiki: Aber dann kann ich doch gleich Werbung schalten. Damit erreiche ich unter Umständen doch noch mehr Kunden.

Alexander Klement: Das ist die Frage. Die goodpurpose-Studie von Edelman kommt zu dem Ergebnis, dass 61 % der deutschen Konsumenten bei zwei preislich und qualitativ vergleichbaren Produkten das Produkt von Unternehmen bevorzugen, die sich sozial engagieren. Warum also das Werbebudget, oder zumindest Teile davon, nicht in soziale Projekte investieren? Außerdem: Bei Bildungsspender lassen die Unternehmen Ihre Kunden entscheiden, wo sich das Unternehmen engagiert. Zu der Kita vor Ort, die vom eigenen Kind besucht wird, hat der Kunde eine viel höhere emotionale Bindung als zu einer großen Hilfsorganisation.

MittelstandsWiki: Und wie funktioniert „Einkaufen und Helfen“ rein technisch?

Alexander Klement: Wir nutzen dieselben technischen Systeme wie beim Affiliate-Marketing. Jede Einrichtung hat eine eigene Adresse, wie z.B. bildungsspender.de/kita-robinhud. Über diese Seite gehen Sie auf einen der etwa 1400 gelisteten Shops und kaufen dort ein. Dabei wird der Warenwert registriert, und nach der Abrechnung fließt ein bestimmter Prozentsatz an die Einrichtung.

MittelstandsWiki: Das klingt nach viel Arbeit. Machen Sie das alles selbst?

Alexander Klement: Die Erfassung und Abrechnung der Einkäufe findet beim Online-Shopping über Affiliate-Netzwerke statt. So bekommen wir für die 1400 Programme nur sieben Abrechnungen pro Monat. Auch für die Shops ist es einfacher, die Aktion über ein Netzwerk laufen zu lassen, da so kein weiterer Eingriff in die Shop-Software notwendig ist. Wir sind ja in der Regel nicht der einzige Affiliate-Partner, mit dem sie zusammenarbeiten. Ein anderer Grund war, dass wir 2009, als wir gestartet sind, nicht bekannt genug waren. Ohne diese Netzwerke hätten wir es nicht geschafft.

MittelstandsWiki: Die Netzwerke machen das doch sicher nicht umsonst. Und Sie müssen mit der gemeinnützigen Unternehmergesellschaft auch von irgendetwas leben.

Alexander Klement: Die Kosten für die Netzwerke hängen von ihrer Größe ab. Wir arbeiten auch mit einem kleineren, relativ günstigen Netzwerk zusammen, das eine umsatzbezogene Pauschale von 10 % des überwiesenen Betrags erhält. Wenn also 5 % des Nettoeinkaufs an die Einrichtung überwiesen werden, kommen 0,5 % für dieses Netzwerk dazu. Bildungsspender selbst reicht den erhaltenen Betrag zu 90 % durch, 10 % werden zur Finanzierung des Portals benötigt. Bei den Spendengeschenkkarten bezahlen die Unternehmen den Spendenbetrag. Der Anbieter des HelpCard-Systems erhält rund 11 % des Kartenwertes. Direkte Spenden reichen wir vollständig an unsere Einrichtungen weiter.

MittelstandsWiki: Einige Hilfsorganisationen sind ja in die Kritik geraten, weil Gelder veruntreut wurden, bzw. weil die Verwaltungskosten zu hoch waren. Wie sieht das bei Ihnen aus?

Alexander Klement: Wir dürfen nur Geld an gemeinnützige Einrichtungen weiterleiten. Wenn eine Einrichtung bei uns gelistet werden möchte, muss sie einen Freistellungsbescheid vom Finanzamt vorlegen. Das ist der Nachweis, dass die Einrichtung in Deutschland als gemeinnützig anerkannt ist und Spenden entgegennehmen darf. Bildungsspender selbst ist übrigens auch als gemeinnützig anerkannt. Und wir haben einen Verwaltungsdeckel von 10 %. Bildungsspender darf also nicht mehr als 10 % der im jeweiligen Kalenderjahr an die Einrichtungen überwiesenen Beträge an Verwaltungskosten veranschlagen. Wenn wir mehr als diese 10 % an eigenen Geldern zur Verfügung haben, spenden wir den Betrag. In diesem Jahr haben wir so über 20.000 Euro zusätzlich gespendet. Wir legen jeden Jahresabschluss offen. Dort wird auch mein Gehalt veröffentlicht.

MittelstandsWiki: Müssen Unternehmen denn eigentlich immer nur Geld geben, wenn sie helfen möchte? Man könnte doch auch Gutes tun, indem man die Einrichtungen mit seinem Know-how unterstützt, z.B. bei der Buchführung oder indem man die Wände streicht.

Alexander Klement: Sie sprechen die Corporate-Volunteering-Programme an, bei denen sich Mitarbeiter von Unternehmen ehrenamtlich engagieren. Wir haben tatsächlich vor Kurzem bei unseren Partnern und Einrichtungen per Rundmail angefragt, ob Bedarf besteht. Bevor wir einen Marktplatz dafür anbieten, wollen wir aber erst ein paar Erfahrungen sammeln.

Das Interview führte Sabine Philipp.