Anja Weber

KOSMO Kaiserslautern lässt im Betrieb studieren

Anja Weber ist Referentin in der Kontaktstelle für Innovation, Technologie und Wissenstransfer (ITW) an der FH Kaiserslautern und damit zuständig für den Bereich des Wissens- und Technologietransfers. In der Praxis heißt das: Die Diplom-Ingenieurin berät Unternehmen über die Kooperationsmöglichkeiten mit der FH, angefangen von Bachelor-Arbeiten über Forschungsprojekte bis hin zum Deutschlandstipendium.
 In ihren Aufgabenbereich fällt auch das KOoperative StudienMOdell (KOSMO), bei dem Studierende u.a. ihre vorlesungsfreie Zeit im Unternehmen verbringen. „Momentan haben wir 80 Partnerunternehmen“, sagt sie. „Ein Großteil davon sind kleine Betriebe und mittlere Betriebe.“

MittelstandsWiki: Was steht hinter dem KOoperativen StudienMOdell?

Anja Weber: Es handelt sich um ein reguläres Vollzeitstudium. Der einzige Unterschied zu den anderen Studiengängen besteht darin, dass sich der Studierende verpflichtet, die vorlesungsfreie Zeit, das Vorpraktikum, die Bachelor- oder Diplomarbeit und alle Praxisphasen im Unternehmen zu absolvieren. Dazu schließt das Unternehmen mit der FH einen Kooperationsrahmenvertrag ab, den Sie als PDF auf unserer Webseite finden. Die Unternehmen können den eigenen Nachwuchs in das kooperative Modell schicken oder wir vermitteln einen Studierenden bzw. Studieninteressierten.


Die Studierenden erhalten von dem Unternehmen eine variierende Vergütung, die sich in der Regel an der jeweiligen Ausbildungsvergütung orientiert. Gebühren an die FH Kaiserslautern fallen nicht an. Studierende und Unternehmen können bis zum vierten Semester in das Studienmodell einsteigen. Das kooperative Modell ist auf alle unsere Studiengänge und alle drei Standorte der FH Kaiserslautern anwendbar; neben Kaiserslautern sind wir auch in Zweibrücken und Pirmasens vertreten. Momentan haben wir 80 Partnerunternehmen. Ein Großteil davon sind kleine Betriebe und mittlere Betriebe.

MittelstandsWiki: Ein beliebtes Mittel, um in Kontakt mit Studierenden zu kommen, sind auch Diplom- und Bachelor-Arbeiten. Wie funktioniert eigentlich die Vergabe? 



Anja Weber: Im Prinzip müssen Sie sich nur mit einem Thema an den Fachbereich oder an die Studiengangsleiter der Hochschule wenden. Manchmal gibt es auch, wie an der FH Kaiserslautern, eine zentrale Anlaufstelle. Wo das Thema bearbeitet wird, hängt vom Betrieb ab. Häufig wird ein Teil im Betrieb und ein Teil an der FH bearbeitet, um die vorhandene Ausstattung der Hochschule nutzen zu können. Die Arbeiten werden von dem zuständigen Dozenten an der Hochschule bewertet. Auch hier erhält der Studierende in der Regel eine Vergütung für seine Arbeit, die Innovationen in die Unternehmen bringt.

MittelstandsWiki: Können Unternehmen, die ihren Sitz in einer anderen Ecke Deutschlands haben, auch Diplom- und Bachelor-Arbeiten an Ihrer FH anbieten?



Anja Weber: Das ist möglich. Es gibt sogar Unternehmen aus dem angrenzenden Ausland, aus Frankreich und aus Luxemburg, die hier Arbeiten anbieten bzw. kooperativ Studierende bei uns haben. Aber es ist natürlich einfacher und bequemer, wenn die Unternehmen aus der Region stammen.

MittelstandsWiki: Haben Sie sonst noch Tipps für Unternehmen, die Nachwuchs von der Hochschule rekrutieren möchten?



Anja Weber: Unternehmen können Gastvorträge an der FH Kaiserslautern halten oder sich auf den Hochschulmessen präsentieren. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, ein Stipendium zu stiften. Seit Kurzem gibt es ja das Deutschlandstipendium: Der Unternehmer bezahlt 150 Euro pro Monat, der Bund gibt weitere 150 Euro hinzu. Wir nehmen als Hochschule auch daran teil.

MittelstandsWiki: Es gibt doch viele ältere Ingenieure, die aber keine Arbeit finden bzw. keine weitere Perspektive in ihrem Unternehmen haben, weil – so sagt man – das Wissen nicht auf dem neuesten Stand sei. Könnte es für einen Betrieb sinnvoll sein, einen älteren Ingenieur in einen KOSMO-Studiengang zu schicken, um das Wissen aufzufrischen? Gibt es bei Ihnen solche Fälle und was halten Sie davon?

Anja Weber: Momentan machen das noch wenige Unternehmen. Aber ich denke, dass da einiges im Kommen ist. Im Augenblick arbeiten wir mit Kammern und Firmen daran, das Angebot für diese Zielgruppe weiter auszubauen. 
In Fragen der Weiterbildung denke ich, dass eine berufsbegleitende Qualifizierungsmaßnahme für Unternehmen und Mitarbeiter/innen attraktiver sein dürfte. Das kooperative Studienmodell ist ein reguläres Vollzeitstudium, bei dem die Studierenden die ersten drei Semester hauptsächlich an der Hochschule zubringen müssen. Das ist natürlich nicht optimal für Menschen, die im Unternehmen weiterarbeiten möchten. Von daher halte ich berufsbegleitende Studiengänge für die interessantere Option. Aktuell bieten wir berufsbegleitend einen Fernstudiengang für Betriebswirtschaft mit wenigen Präsenszeiten in Zweibrücken an. Zukünftig wird es im Fachbereich Angewandte Ingenieurswissenschaften (Maschinenbau/Wirtschaftsingenieurwesen) berufsbegleitende Modelle geben. Wir werden das Angebot aber auf jeden Fall weiter ausbauen.

Das Interview führte Sabine Philipp