In Wirklichkeit ist das meiste Schwarz auf Weiß
Franz Dutz ist Speditionskaufmann im oberbayrischen Vogtareuth. DSL ist kein Problem – dennoch arbeitet der Unternehmer konsequent ohne E-Mail. Wir wollten wissen, ob und wie das heute überhaupt funktioniert. Seine Devise: Angeschafft wird, was tatsächlich nützt. Franz Dutz ist Gemeinderat, in etlichen Vereinen aktiv und führt seit 1978 den Familienbetrieb in zweiter Generation. Momentan beschäftigt er elf Leute und fährt europaweit „acht Autos, 16 Auflieger: Plane, Kühler, Tieflader – alles.“
MittelstandsWiki: Wie soll ich Ihnen das fertige Interview zukommen lassen?
Franz Dutz: Das lese ich, wenn es erscheint. Wenn du noch was wissen willst, rufst du mich an.
MittelstandsWiki: E-Mail gibt es also bei der Franz Dutz GmbH wirklich nicht?
Franz Dutz: Wir haben zwar Mail, aber wir brauchen’s nicht. Für normale Geschäftsbriefe habe ich die Schreibmaschine. Da habe ich alles auf dem Tisch, danach abgeheftet, fertig. Elektronische Signatur ist ja gut und schön. Aber die haben eben auch nicht alle. Dann müsste ich doch wieder zweigleisig fahren und doppelt herumtun. Auch mit den Mail-Anhängen gibt es ständig Geschichten, neulich hab ich’s wieder erlebt: Da kann einer die Datei nicht öffnen – so etwas brauch ich nicht. Das dauert mir zu lange und im Geschäft musst du schnell sein. Und wenn wieder ein Virus in der Mail daherkommt, was mach ich dann? In Wirklichkeit haben wir einfach das meiste Schwarz auf Weiß, die Papiere werden ausgefüllt oder es kommen von Hand Nachträge dazu. Das müsste ich jedes Mal alles in den Rechner einlesen.
MittelstandsWiki: Aber die Webverbindung steht?
Franz Dutz: Logisch. Wir brauchen ja das Internet – für Lohnabrechnung, Krankenkasse, Frachtbörse, das geht gar nicht mehr anders. Wir drucken schon auch PC-Vordrucke am Rechner aus.
MittelstandsWiki: Was sind das für Rechner?
Franz Dutz: Vom Aldi. Das sind Aldi-Computer.
MittelstandsWiki: Wie sieht dann z.B. die Auftragskorrespondenz aus?
MittelstandsWiki: Wenn ich einen Ladeauftrag bekomme, ist da eine Bitte um Rückbetätigung dabei („unterschrieben zurück“) – das geht einfach per Fax. Da war ich übrigens der Erste mit Fax seinerzeit, das war 1984: ein Siemens-Gerät, noch mit Thermopapier. Sogar meine Versicherungsvertreter haben das damals noch nicht gekannt. Davor hatten wir Fernschreiber.
MittelstandsWiki: Und alles andere läuft über Telefon?
Franz Dutz: Überhaupt kein Problem. Ich rede ja mit meinen Leuten. Mit den Fahrern rufst du dich zusammen, bestimmt drei Mal am Tag. Mit den Kunden genauso. Ich habe Stammkunden, die habe ich 20 Jahre nicht gesehen, die treffe ich nur am Telefon. Auch da waren wir schon ganz früh dabei: Mobiltelefon im Lkw haben wir seit 1992, das war Mannesmann, die Geräte habe ich heute noch hinten stehen, die kannst du dir anschauen. Ich schmeiße ja nichts weg.
MittelstandsWiki: Und wie geht das Geschäft?
Franz Dutz: Ach, so eine Wirtschaftslage mache ich nicht das erste Mal mit. 1984/85, da haben wir von zehn auf vier Leute reduziert, in den Neunzigern, in der Flaute nach der Wiedervereinigung von elf auf sechs. Da musst du durch. In unserer Branche merkst du eher, wie sehr das Geschäft geldflussabhängig ist, gerade bei Lebensmitteln. Das spürst du genau, wenn wieder Monatserster ist und die Leute ihr Geld bekommen haben und einkaufen. Was von der anderen Seite ansteht, das sind die Lkw-Längen. Da müssen wieder mehr Paletten drauf; zuerst waren es 30, dann haben 31 gepasst, jetzt sind es 34. Da drängt der Kunde.
- Die Franz Dutz GmbH, Gaffl 2a, 83569 Vogtareuth, ist unter Tel. (080 38) 12 36 zu erreichen. Das Interview führte Florian Eichberger.