Josef Willkommer

Irgendwas, was es sonst nirgendwo gibt

Josef Willkommer ist seit 2006 gemeinsam mit seinem Bruder Geschäftsführer der 15-köpfigen TechDivision GmbH. Die Rosenheimer Online-Agentur berät und programmiert rund um das Internet. Schon als Werkstudent war der Diplombetriebswirt im Online-Umfeld tätig, später als Geschäftsführer, bis sich die Möglichkeit bot, TechDivision zu übernehmen. Da zögerte Willkommer nicht lange.

Das Unternehmen ist zwar keine klassische SEO-Agentur (Suchmaschinenoptimierung), doch das Thema ist seit vielen Jahren wichtig und stellte zuletzt einen Schwerpunkt in der Kundenpublikation E-Strategy. SEO ist nicht alles. „Allerdings“, sagt Willkommer, „sollte man dem Google-Bot das Leben nicht unnötig schwer machen.“

MittelstandsWiki: Warum ist es eigentlich so wichtig, dass man in den Suchmaschinen weit oben gelistet ist?

Josef Willkommer: Wenn ein Besucher über eine Suchmaschine kommt, dann ist das in der Regel ein sehr qualifizierter Kontakt. Beispiel: Ich möchte eine Webseite verkaufen. Wenn ein Kunde über Google zu mir kommt, dann hat er den Bedarf quasi selbst erkannt. Er hat sich im Vorfeld schon erkundigt, bzw. er weiß, dass er so etwas braucht. Und wenn er dann bei mir auf der Seite landet, muss ich ihn nicht lange davon überzeugen, dass eine Webseite wichtig ist.

MittelstandsWiki: Und wie schaffe ich das? Es soll ja inzwischen schwierig geworden sein?

Josef Willkommer: Das stimmt. Wobei es hier immer von der Konkurrenzsituation abhängig ist, d.h. je spezieller mein Angebot und je weniger Konkurrenz, desto einfacher auch eine Optimimerung. Die Suchmaschinen selber sind ja in den letzten Jahren immer intelligenter geworden. In den Anfangsjahren war es noch relativ leicht, sie mit einfachen Tricks etwas hinters Licht zu führen. Da gab es so einfache Dinge wie Keyword Stuffing, d.h. man hat versucht, auf seinen Seiten weißen Text auf weißen Hintergrund zu platzieren, wo man halt ein Keyword nach dem anderen angereiht hat. Das hat anfangs auch recht gut funktioniert. Oder man hat diese ominösen Meta-Keywords verwendet. Das sind quasi Codebestandteile, die der User nicht sieht und die im Quellcode hinterlegt sind, den die Suchmaschinen früher ausgelesen haben. Dort wurde dann ein Keyword nach dem anderen reingesetzt. Heute funktioniert das nicht mehr, weil es irgendwann mal jeder gemacht hat und weil man Google dadurch auch hinters Licht führen konnte. In den letzten Jahren ist da deshalb von Suchmaschinenseite massiv dagegen vorgegangen worden.

MittelstandsWiki: Google hat doch auch mal einen bekannten Autobauer hinausgeworfen. Was war denn da genau vorgefallen?

Josef Willkommer: Das ist das klassische Beispiel, weil das auch durch die Medien gegeistert ist. Google wollte da sicher auch ein Exempel statuieren. Die Autobauer sind Wege der Suchmaschinenoptimierung gegangen, die einfach nicht sauber waren. Sie haben eine Unterscheidung zwischen den menschlichen Besuchern und Google vorgenommen. Das Ganze nennt sich Cloaking. Google hat ja den so genannten Google-Bot. Das ist eine Software, die sich sozusagen durchs Web hangelt, also die Seiten absurft und dann die Inhalte herauskopiert. Der Autobauer ist dann hergegangen und hat dem Google-Bot automatisch eine andere Seite präsentiert als dem menschlichen Besucher. Und auf eben dieser anderen Seite waren sehr viele Keywords, sehr viel Text etc. Und das hatte zur Folge, dass der Autobauer besser gerankt wurde. Aber Google hat das gemerkt und ihn aus dem Index geworfen. Komplett für mehrere Tage.

MittelstandsWiki: Woher weiß ich eigentlich, wie die Richtlinien sind und ob die sich geändert haben? Muss ich da häufiger auf Google schauen?

Josef Willkommer: Es schadet sicherlich nicht, wenn ich rechtzeitig auf der Google-Webseite und bei den Richtlinien vorbeisurfe. Allerdings ist es das Allerbeste, ein bisschen gesunden Menschenverstand walten zu lassen. Das gesamte Geschäftsmodell von Google baut ja darauf, dass sie ihren Usern die bestmöglichen Ergebnisse liefern wollen. Und alles, was dem entgegenarbeitet, ist definitiv kritisch zu sehen.

MittelstandsWiki: Was machen aber Firmen, deren Eingangsseiten aus JavaScript bestehen. Die kann Google doch nur schwer finden und indexieren.

Josef Willkommer: Die Suchmaschinen werden da immer besser. Allerdings sollte man dem Google-Bot das Leben nicht unnötig schwer machen. Demzufolge ist wirklich eine ganz klassische Seite mit HTML/CSS definitiv die bessere Variante.

Ein weiteres Problem ist, dass JavaScript und Flash Darstellungsprobleme verursachen können, wenn JavaScript deaktiviert wurde oder wenn eine alte Flash-Player-Version auf dem Rechner installiert ist. Und da muss man sich auch mal in Google hineinversetzen. Wenn die für Keyword XY eine Flash-Seite auf Platz 1 listen würden und 50 % der User könnten die Seite nicht nutzen, weil sie nicht den neuesten Flash Player haben, dann denken die sich vielleicht: „Warum präsentiert mir Google so eine Seite, die ich nicht verwenden kann? Das nächste Mal versuche ich es über einen anderen Weg.“

MittelstandsWiki: Und wie kann ich es richtig machen?

Josef Willkommer: Ein Patentrezept für gute Platzierungen ist zum einen themenrelevanter, guter Inhalt. Ich muss mich selber fragen, warum ein User auf meine Seite gehen sollte. Was findet er da? Es muss halt irgendwas sein, das es sonst nirgendwo gibt. Dann verlinken auch andere Seiten auf mich. Und das ist noch wichtiger. Der Google-Algoritmus basiert ja auf Links. Das heißt, jeder Link entspricht einer Art Empfehlung von einer Webseite. Ich muss also externe Links, die zu mir oder zu meinem Umfeld stehen, irgendwie generieren. Früher war das so, dass man gesagt hat: Je mehr desto besser. Mittlerweile ist das aber so, dass die Qualität vor der Quantität steht. Und hier hat gerade das Thema Themenrelevanz inzwischen eine zentrale Bedeutung.

MittelstandsWiki: Wie merkt Google eigentlich, ob die Seiten, die verlinken, hochwertig sind?

Josef Willkommer: Google hat Daten über nahezu jede Domain, die im Index ist, und über die Historie. Also sprich: Wie hat sich die Webseite entwickelt, wie lange gibt es die Seite schon, welcher Content war da bisher drauf, wie haben sich die Links entwickelt und so weiter. Und wenn ich jetzt einen Link von einer Seite bekomme, die noch sehr neu ist und die meinetwegen aktives Linkbuilding betreibt durch irgendwelche Spam-Kommentare, dann ist das durchaus kritisch zu sehen. Man kann sich das relativ leicht auf der Seite www.archive.org anschauen. Dort werden Webseiten gescannt und in der Datenbank abgelegt. Sie können dort auch herausfinden, ob diese Domain XY, von der ich einen Link bekommen habe oder von der ich gerne einen Link hätte, in der Vergangenheit schon mal negativ aufgefallen ist, z.B. weil da irgendwelche sexuelle Geschichten darüber gelaufen sind.

MittelstandsWiki: Und wie finde ich eigentlich gute Seiten, die auf mich verlinken?

Josef Willkommer: Ich muss mir erst einmal einen Plan machen: Was ich erreichen will – und welche Zielgruppe will ich erreichen? Was ist das primäre Ziel meiner Webseite und mit welchen Suchbegriffen möchte ich gefunden werden?

Dann wäre der erste Schritt für mich zu schauen, wer denn bei diesen für mich wichtigen Suchbegriffen in den Top-Positionen platziert ist. Der nächste Schritt wäre dann diese Seiten einfach mal näher zu prüfen, also: Wie alt ist die Seite und woher bekommt sie ihre Links? Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten. Beispielsweise über den Site Explorer von Yahoo. Den gibt es kostenlos im Web.

Und dann spricht natürlich nichts dagegen, dass ich schaue, dass ich von diesen Seiten auch Links bekomme. Dies kann auch über die direkte Ansprache erfolgen, wobei man hier jedoch die Finger von automatisierten und anonymen Massen-E-Mails im Stile von „Ich finde Ihre Seite super, wollen wir uns nicht verlinken?“ lassen sollte. Etwas Mühe oder Kreativität wird hier durchaus auch mal belohnt. Die bessere Variante ist aber natürlich, dass ich meine Seite so anstoße, dass die über kurz oder lang selber auf mich aufmerksam werden und einen Link setzen.

MittelstandsWiki: Wie sieht die Zukunft aus?

Josef Willkommer: Es wird immer mehr Seiten geben, von denen man sich abheben muss. Außerdem ist es sicherlich günstig, in der Zukunft breiter aufgestellt zu sein. Google versucht in seiner Universal Search nicht nur klassische Webseiten zu listen, sondern auch Nachrichtenbeiträge, Bilder, Videos und vor allem Blogs. Ein Blog ist ein sehr spannendes und – richtig eingesetzt – auch gut funktionierendes Mittel.

MittelstandsWiki: Warum?

Josef Willkommer: Weil ich in einem Blog sehr gut Inhalte publizieren kann und ein Blog Google und den Suchmaschinen allgemein von seiner Form her sehr entgegenkommt. In einem Blog werden von Natur aus oder tendenziell häufiger Inhalte publiziert. Und regelmäßige neue frische Inhalte sind halt etwas, auf das Google einfach steht.

Das Interview führte Sabine Philipp.