Es kann nicht sein, dass plötzlich alles schlecht ist
Markus Renaltner ist Schreinermeister in Ruhstorf a.d. Rott. Wir wollten von ihm wissen, wie er mit der Finanz- und Wirtschaftskrise klar kommt. Seine Erfahrung: Langlebige Qualitätsprodukte finden unverändert ihre Abnehmer. Katastrophenstimmung kennt der Unternehmer bislang nur aus Fernsehen und Presse. Markus Renaltner führt in vierter Generation das Familienunternehmen Max Renaltner GmbH, das sich neben dem gehobenen Innenausbau gezielt auf zeitgemäße Ausstattungskonzeptionen konzentriert, wozu vor allem maßgefertigte Wintergärten gehören. Der Betrieb beschäftigt zurzeit 30 Mitarbeiter, darunter allein sechs Schreinermeister. „Die wirtschaftliche Lage“, sagt Renaltner, „ist längst nicht so schlimm, wie sie immer dargestellt wird.“
MittelstandsWiki: Welche Auswirkungen hat die Wirtschaftskrise konkret auf das Unternehmen Renaltner?
Markus Renaltner: Die Wirtschaftskrise ist bei uns noch nicht angekommen. Wir haben bis jetzt keine Einbußen. Alle unsere Arbeiter sind voll beschäftigt. Für die nächsten vier bis sechs Wochen sind genügend Aufträge vorhanden, um weiter die Vollbeschäftigung in unserem Unternehmen zu garantieren. Unsere meisten Kunden kommen aus der Region. Die Aufträge, die wir momentan abarbeiten, sind schon vor einem halben bis dreiviertel Jahr bei uns eingegangen. Vor allem die Hoteliers planen weit voraus.
MittelstandsWiki: Sind die Banken bei der Vergabe von Krediten gegenüber dem Mittelstand zurückhaltender geworden?
Markus Renaltner: Ich habe davon noch nichts gemerkt. Vor 14 Tagen war ich bei einer Veranstaltung der IHK in Passau, an der etwa 300 Gäste und Bankenvertreter aus der Region teilnahmen. Der Direktor der Sparkasse Passau betonte, dass seine Bank im vergangen Jahr so viele Kredite vergeben hat wie noch nie zuvor. Einig waren sich die Banker, welche Kriterien bei der Kreditvergabe oberste Priorität genießen: dazu zählen die Geschäftsidee des Unternehmers, die Bonität der Firma sowie die Unternehmerpersönlichkeit.
MittelstandsWiki: Gibt es einen Rückgang bei der Bestellung von Wintergärten?
Markus Renaltner: In dieser Jahreszeit haben wir nie einen großen Run auf die Wintergärten gehabt. Unser Vorlauf bei den Wintergärten beträgt zur Zeit 300.000 bis 400.000 Euro. Das hört sich viel an, aber bedeutet nur ein bis zwei Monate Arbeit. Aber wir haben auch schon schlechtere Zeiten erlebt, als wir noch nicht so viel Geld in die Werbung gesteckt haben. Auch auf Messen sind wir sehr aktiv. Kurz vor Weihnachten waren wir beispielsweise auf der Heim und Handwerk in München und werden auf der kommenden Handwerksmesse, die ebenfalls in München stattfindet, wieder einen großen Stand aufbauen.
MittelstandsWiki: Wie lange wird die Wirtschaftskrise noch dauern?
Markus Renaltner: Ich persönlich kann gar nicht von einer Krise sprechen. Mit Geschäftspartnern und Freunden rede ich eher darüber, ob und wann die Krise bei uns ankommen wird. Wintergärten sind zum Beispiel Luxusprodukte, bei denen die aktuelle Finanzkrise meiner Meinung nach keine Rolle spielt. Wer sich einen Wintergarten kauft, hat das Geld dafür in der Regel gespart und möchte es in einen langlebigen Sachwert umwandeln.
MittelstandsWiki: Ist die Wirtschaftskrise vielleicht gar nicht so schlimm, wie es in den Medien immer dargestellt wird?
Markus Renaltner: Am Wochenende habe ich endlich wieder einmal einen positiven Wirtschaftsbericht in der Passauer Neuen Presse gelesen. Der Geschäftsführer des Möbelhauses WEKO betonte darin, dass er auch in einem schwierigen Umfeld keinen seiner rund 800 Mitarbeiter entlassen will. Ich würde mir viel mehr positive Berichte über die Wirtschaft in der Presse und im Fernsehen wünschen. Es fehlen die Erfolgsstorys, die es ohne Zweifel noch immer in Deutschland gibt. Denn die wirtschaftliche Lage ist längst nicht so schlimm, wie sie immer dargestellt wird. Es kann nicht sein, dass plötzlich alles schlecht ist, was vorher gut war. Die Deutschen sind ein fleißiges Volk und noch immer Exportweltmeister. Wir sollten uns ein Beispiel an den Amerikanern nehmen. Dort ist die Lage noch wesentlich schlechter als bei uns, dennoch sind die meisten Amerikaner gut drauf.
Das Interview führte Hans Klumbies.