Praktisch soll man Serverausfälle gar nicht bemerken
Matthias Krawen ist studierter Informatiker, seit gut 16 Jahren im IT-Geschäft und führt als Inhaber die Compositiv GmbH in Hamburg. Seine Leidenschaft gehört der Welt unter der Oberfläche, ob als passionierter Taucher oder bei der Einrichtung von Firmennetzwerken. Sein Stolz ist die ausgeklügelte Planung, Einrichtung und Administration von Servern und hochverfügbaren Systemen, die so rund laufen, dass sie fast unbemerkt bleiben. Schließlich kostet jeder Ausfall Geld. Denn „dann können die Leute nicht arbeiten und sitzen, salopp gesagt, herum.“
MittelstandsWiki: Sie bieten hochverfügbare Systeme an. Was heißt das? Dass der Server ganz schnell seine Leistung hochfahren muss, wenn auf einmal sehr viele Leute auf einmal meine Webseite anklicken?
Matthias Krawen: Nein, das regeln wir für unsere Kunden zwar auch, aber das fragt nur ein kleiner Teil nach. Wenn man kurzfristig mehr Kapazitäten dazubucht, dann muss das nicht immer hochverfügbar sein. Umgekehrt muss ein hochverfügbarer Server nicht diese hohen Kapazitäten auf Knopfdruck leisten.
Hochverfügbar heißt, ganz vereinfacht gesagt, dass man fast immer ohne große Unterbrechung mit seinem Server arbeiten kann. Auch wenn das Gerät kaputt geht. Man spricht hier von den drei, vier oder mehr Neunern. Das heißt, dass die Server zu 99,99% laufen müssen. Je nachdem, wie viele Neuner hinter dem Komma stehen, desto kürzer darf der Ausfall sein. Das ist natürlich sehr theoretisch, aber so wird Hochverfügbarkeit definiert, das ja zu einem Schlagwort geworden ist. Praktisch sieht das so aus, dass Sie einen Serverausfall im besten Fall nicht bemerken.
MittelstandsWiki: Und wie kann man Hochverfügbarkeit gewährleisten? Indem ich gleich zwei Server einsetze?
Matthias Krawen: Ja, das wird auch häufiger gemacht. Das wäre dann ein Hot Standby. Bei einem Ausfall würde dann zwischen zwei Servern hin und her gewechselt werden. Dann gibt es noch die Cluster-Lösung. Dabei stehen mindestens drei Server nebeneinander. Wenn der eine ausfällt, übernimmt der nächste. Das hat auch etwas mit der Lastverteilung zu tun. Wenn der eine Server es nicht bewältigt, dann übernehmen im Zweifelsfall die anderen Server den Dienst, die sowieso mitlaufen.
MittelstandsWiki: Das heißt, der Kunde muss diese Serverkapazitäten bereithalten und sich mindestens einen zweiten Server kaufen? Ist das nicht sehr teuer?
Matthias Krawen: Na ja, es kommt immer darauf an, wie viel Rechenleistung Sie wollen und was Sie damit absichern möchten. Sie können auch virtuelle Server einsetzen, die natürlich billiger, aber dafür gefahrenanfälliger sind. Sie müssen als Kunde ausrechnen, was es Sie kostet, wenn Sie einen oder einen halben Tag nicht arbeiten können. Wir haben viele Kunden mit Online-Shops. Wenn die ausfallen, entgeht Gewinn. Ein anderer Kunde ist ein Steuerberaterbüro, die per SaaS, also über das Internet, Software von der DATEV nutzt. Bei einem Serverausfall, können die Leute nicht arbeiten und sitzen salopp gesagt herum. Wenn Sie sich dann noch überlegen, was Steuerberater pro Stunde verdienen, können Sie sich sicher ausrechnen, was das den Geschäftsführer kostet. Da kommt auf jeden Fall einiges zusammen. Es ist also eine reine Kosten-Nutzen-Frage.
Sie müssen für eine hohe Verfügbarkeit aber nicht unbedingt zwei, drei oder mehr Server kaufen. Sie können sie auch mieten. Das machen übrigens sehr viele unserer Kunden. Die Server stehen dann bei Ihnen oder bei uns im Rechenzentrum, und wir behalten sie gleichzeitig im Auge. Sobald es eng wird, werden wir aktiv. Wenn ein Server oder ein Stück Hardware kaputt geht, tauschen wir das Teil aus. In der Zwischenzeit arbeitet der Kunde einfach mit dem anderen Server weiter. Meist merkt er noch nicht mal, dass etwas kaputt ist. Die Dienstleistung nennt man Managed Service.
MittelstandsWiki: Sie haben gesagt, dass es Kunden gibt, die ganz kurzfristig viel Leistung brauchen. Was sind das für Fälle?
Matthias Krawen: Das sind Situationen, wo die Last sehr kurzfristig hoch ist. Wenn Sie z.B. Werbung für einen Online-Shops schalten, ist kurzfristig mit einem starken Anstieg der Serverkapazitäten zu rechnen. Wir hatten aber auch mal den Fall, dass durch irgendeinen Zufall das Gewinnspiel eines Kunden in einem Gewinnspielportal gelandet ist. Auf einmal ist die Serverlast hochgegangen, und keiner wusste erst, warum. Den Kunden hat es natürlich gefreut, aber da muss man natürlich reagieren und kurzfristig überbrücken.
MittelstandsWiki: Wie machen Sie das?
Matthias Krawen: Für solche kurzfristigen Aktionen eignet sich eine Cloud-Lösung sehr gut. Das läuft wie SaaS, nur dass Sie hier keine Software sondern Serverleistung über das Internet beziehen. Hier gibt es verschieden große Dienstleister wie Amazon, mit denen wir dann zusammenarbeiten.
MittelstandsWiki: Wenn das so einfach geht, dann könnte ich doch generell meine Server auf Cloud umstellen? Das wäre doch sehr praktisch?
Matthias Krawen: Wenn Sie zu viel Geld haben, gerne. Das Problem für den kleinen Mittelständler ist, dass eine reine Cloud-Lösung noch zu teuer ist. Außerdem kann nicht jeder Cloud nutzen. Sie brauchen eine gewisse Infrastruktur. Am besten sind Unternehmen geeignet, die SaaS nutzen oder Terminal-Server, also Thin Clients. Dann ist eine Cloud aber eine Superlösung, um gerade solche Spitzen zu regeln. Ansonsten kann ich gerade kleinen Unternehmern dazu raten, sich einen guten Anbieter zu suchen, bei dem sie die Server mieten, leasen oder einen Mietkauf machen können, und der Managed Services anbietet. Dann zahlen Sie nur Betrag X pro Monat. Das ist übersichtlich und Sie müssen sich um nichts kümmern. Wenn es zu einem Ansturm auf die Seite kommt oder die Hardware ausfällt, sorgt der dann dafür, dass alles rund läuft.
Das Interview führte Sabine Philipp.