Michael Boshammer: Wer bei jungen Technologieunternehmen einsteigt

Hightech-Gründern ergeht es nicht anders als anderen Startern auch: Sie brauchen Geld – und meist einen Schnellkurs in Betriebswirtschaft. Verlässliche Investoren als Partner zu finden, ist aber gar nicht leicht. Michael Boshammer von T-Venture sagt, wie Technologie-Start-ups aufgestellt sein sollten.

Hightech-Gründer sollten gleich global denken

Michael Boshammer ist Geschäftsführer der Beteiligungsgesellschaft und Telekom-Tochter T-Venture Holding GmbH. Der studierte Diplom-Ökonom sucht junge Unternehmen mit innovativen Produkten oder Geschäftsideen, die Synergien mit den operativen Einheiten der Telekom versprechen. Dabei stellt Boshammer immer wieder fest, dass viele Gründer kaum international konzipieren, „dass die Firmen oft zu klein denken; sie haben nur den deutschen oder den deutschsprachigen Markt im Blick.“

MittelstandsWiki: Sie beteiligen sich gezielt an Firmen, deren Produkte Ihrer Muttergesellschaft, der Deutschen Telekom, einen Nutzen bringen. Kann da eine junge Firma wirklich sicher sein, dass Sie das Unternehmen nicht übervorteilen und das Know-how an Ihre Konzernmutter weitergeben?

Michael Boshammer: Das ist nicht unser Auftrag. Wir wollen ja nicht nur die technischen Entwicklungen vorantreiben und damit einen strategischen Mehrwert für unsere Muttergesellschaft gewinnen. Wir wollen ja auch einen finanziellen Return realisieren. Das schaffen wir, indem wir die Firmen zum Erfolg führen. Deshalb investieren wir in ihr Wachstum und geben ihnen die Möglichkeit, Anbindung an unsere Muttergesellschaft zu finden. Wir suchen die Partner von morgen, die Themengebiete bedienen, die unsere bestehenden Partner nicht abdecken können. – Davon mal ganz abgesehen: Wir haben einen sehr guten Ruf in der Branche. Den würden wir ganz schnell verlieren, wenn wir moralisch fragwürdig agieren würden.

Serie: Innovations- und Gründerzentren
Der Einführungsbeitrag gibt eine erste Übersicht für Gründer und Start-ups. Dabei interessiert auch die Frage, wie sich die Locations auf den eigenen Erfolg und die Karriere auswirken. Teil 1 stellt dann konkrete Beispiele aus Berlin, Hamburg und anderen Orten im deutschen Norden und Osten vor. Teil 2 reist nach Köln, Dortmund, Mainz und Gummersbach, um die Technologiezentren an Rhein und Ruhr zu sichten. Überraschungen hat auch der Südwesten parat, von dem Teil 3 berichtet – aus Darmstadt und Stuttgart ebenso wie aus dem beschaulich-umtriebigen Bad Orb. Teil 4 geht schließlich in den Postleitzahlenbereich 8 und 9 nach Bayern und Thüringen: Auch außerhalb von München bekommen Gründer gute Unterstützung. Sonderbeiträge geben außerdem Auskunft über die Innovations- und Gründerzentren in Österreich und die dortige Start-up-Szene.

MittelstandsWiki: Der Erfinder Dr. Klaus Langner hat im Interview z.B. davon berichtet, dass ein Gründerfonds keine Geheimhaltungsvereinbarung unterzeichnen wollte und dass anderswo vertrauliche Informationen weitergegeben wurden. Wie kann sich ein junger Unternehmer hier schützen?

Michael Boshammer: Wenn das so ist, dann ist das natürlich nicht akzeptabel. Auf Geheimhaltungsabkommen sollte man immer bestehen, wobei Papier in einem solchen Fall natürlich geduldig ist. Wichtig sind Referenzen. Sprechen Sie mit Leuten, die schon einmal mit dem Investor zusammengearbeitet haben. Ebenso wichtig sind Recherchen über den Geldgeber selbst. Schauen Sie sein Geschäftsmodell an!

MittelstandsWiki: Das ist ein gutes Stichwort. Wie verdienen Sie eigentlich Ihr Geld?

Michael Boshammer: Wir erwerben gemeinsam mit anderen Investoren einen Minderheitenanteil und helfen, das Unternehmen aufzubauen. Wenn die Firma nach ein paar Jahren an Wert gewonnen hat, verkaufen wir unseren Anteil wieder mit Gewinn. Damit verdienen wir unser Geld. Es ist eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.

MittelstandsWiki: Und wie viel investieren Sie?

Michael Boshammer: Wir investieren durchschnittlich 1 bis 5 Mio. Euro. Die Summe hängt davon ab, in welcher Phase sich das Unternehmen befindet. Es gibt verschiedene Investitionsphasen, wie z.B. die Frühphase, in der es nur ein erstes Konzept gibt, oder die Expansionsphase. In dieser Phase befindet sich das Unternehmen bereits im Wachstum, ist aber meistens noch nicht profitabel.

MittelstandsWiki: Was können Sie jungen Firmen, die Wagniskapital suchen, sonst noch mit auf den Weg geben?

Michael Boshammer: Es fängt damit an, dass man sich sehr genau mit dem Venture-Capital-Geber beschäftigen sollte. Sie sollten sich fragen: Wem sitzen Sie da gegenüber? Wir bekommen teilweise Anfragen von Leuten, die sagen: Wir haben da eine Geschäftsidee, guckt doch mal, ob das bei euch passt. Das funktioniert so nicht. Man sollte sich im Vorfeld intensiv mit der Frage auseinandersetzen, ob das Geschäftsmodell und die Beteiligungsmöglichkeit zu dem Investor passen. Darüber hinaus beobachte ich speziell in Deutschland, dass die Firmen oft zu klein denken; sie haben nur den deutschen oder den deutschsprachigen Markt im Blick.

MittelstandsWiki: Das klingt doch vernünftig.

Michael Boshammer: Wenn sie mit Unternehmen in den USA sprechen, haben die relativ schnell den internationalen Markt im Fokus. Sie haben klare Vorstellungen, welche Märkte sie in welchen Ländern adressieren wollen. Gerade wenn sie internationale Investoren begeistern wollen, müssen sie in anderen Dimensionen denken, damit sie für sie attraktiv werden. Und dann unterschätzen viele Gründer das Thema Management. Es reicht nicht aus, eine gute Idee zu haben. Sie müssen auch glaubhaft machen können, dass sie als Team in der Lage sind, diese erfolgreich umzusetzen. Daran sind schon einige Unternehmen gescheitert.

Das Interview führte Sabine Philipp.