Warenfinanzierung per Finetrading gewinnt Liquidität
Petri Pennanen ist einer der Geschäftsführer der Münchener WCF Finetrading GmbH. Das Unternehmen finanziert für seine Kunden Wareneinkäufe und bietet ihnen ein Zahlungsziel von bis zu 120 Tagen an. Der Trick besteht u.a. darin, dass Finetrading konsequent die günstigen Skonto-Konditionen im Einkauf nutzt. Bereits 2008 hatte das MittelstandsWiki ein Interview mit Thomas Vinnen geführt, der seinerzeit Vorstand der WCF Finetrading AG war. Mittlerweile ist das Unternehmen zu einer GmbH geworden. Pennanen schildert uns nun, wie sich die Finanzierungsalternative entwickelt hat. Eine große Herausforderung war es nämlich, einen kritischen Bekanntheitsgrad zu erreichen. Denn „Finetrading war in Deutschland ja noch gänzlich unbekannt.“
MittelstandsWiki: Die Zinsen sind derzeit historisch niedrig. Ist Finetrading da überhaupt noch eine Option?
Petri Pennanen: Ich denke schon. Sie dürfen nicht vergessen, dass viele mittelständische Unternehmen nicht von den niedrigen Zinsen profitieren. Ihr Rating ist nicht günstig genug. Darüber hinaus bietet Finetrading den großen Vorteil, dass Sie die Warenfinanzierung sehr schnell stemmen können. Sie gewinnen schnell zusätzliche Liquidität. So können Sie z.B. außerhalb der Saison und in größeren Stückmengen kaufen. Das bringt noch weitere Rabatte.
MittelstandsWiki: Wie läuft die Prüfung ab?
Petri Pennanen: Wir selbst oder unsere Partner – das sind z.B. Finanzvermittler – beraten den Kunden, in der Regel vor Ort. Nach dem Gespräch schalten wir unsere interne Firmenanalyse ein. Diese prüft die aktuelle Bilanz, die Gewinn-und-Verlust-Rechnung, die Liste der offenen Posten und natürlich, welches Produkt gehandelt werden soll. Die Prüfung geht relativ schnell. Innerhalb einer Woche bekommt der Kunde Bescheid. Parallel dazu prüft auch unser Kreditversicherer, ob das Unternehmen stabil ist.
MittelstandsWiki: Finetrading als Factoring-Alternative hat offenbar tatsächlich funktioniert. Gab es in den vergangenen zehn Jahren auch Schwierigkeiten, mit denen Sie nicht gerechnet hatten?
Petri Pennanen: Es hat länger gedauert, bis der Bekanntheitsgrad die kritische Größe erreicht hat. Finetrading war in Deutschland ja noch gänzlich unbekannt. Deshalb mussten wir sehr viel Energie darauf verwenden, es erst einmal zu promoten.
MittelstandsWiki: Und Sie sind von einer AG zu einer GmbH geworden. Warum? Wurde Ihnen das Risiko zu groß?
Petri Pennanen: Nein. Wir gehören seit 2009 zur EOS-Gruppe, die wiederum zum Otto-Konzern gehört. Im Konzernverbund ist die GmbH die einfachere juristische Struktur. Was das Risiko anbelangt: Wir behalten uns natürlich das Recht an den Waren vor. Und wir sind bei einem namhaften Kreditversicherer rückversichert.
MittelstandsWiki: Welche Kunden lehnen Sie grundsätzlich ab?
Petri Pennanen: Wie Sie sich sicher vorstellen können, sind wir beim Handel mit verderblichen Gütern sehr vorsichtig. Und auch Personaldienstleistungen können wir nicht finanzieren. Außerdem erwarten wir eine ausreichende finanzielle Stabilität von unseren Kunden. Wir prüfen die aktuelle Bilanz und die GuV. Wenn die zu viele rote Zahlen enthalten, müssen wir leider ablehnen.
MittelstandsWiki: Was passiert, wenn der Kunde nach Ablauf der 120-Tage-Frist das Geld trotzdem nicht zurückzahlen kann?
Petri Pennanen: Dann nimmt er im Regelfall Kontakt zu uns auf, und wir besprechen die Situation. Gemeinsam überlegen wir uns, was wir tun können. Bislang war die Zahl der Ausfälle zum Glück noch nicht so hoch.
MittelstandsWiki: Wie sind Ihre weiteren Pläne?
Petri Pennanen: Wir planen die Erschließung neuer Märkte und die Erweiterung des Produktportfolios, z.B. im Bereich Absatzfinanzierung. Außerdem gehen wir verstärkt auf den gehobenen Mittelstand zu, versuchen aber gleichzeitig auch die Limitbeantragung von 50.000 Euro für kleinere Unternehmen so simpel und flexibel wie möglich zu gestalten, damit wir sehr schnell auf Anträge reagieren können.
Das Interview führte Sabine Philipp.