Dass die Arbeit gut und pünktlich gemacht wird
Thomas Deutsch, Alleinvorstand der Artifex Beteiligungs und Service AG aus Taunusstein setzt konsequent auf Kostenoptimierung. Auch bei Kleinigkeiten. So finden die Hauptversammlungen in der Kantine oder direkt beim Notar statt. Im Rechnen hat der Bilanzbuchhalter und Controller (IHK) Erfahrung. Der Schwerpunkt von Artifex liegt nämlich bei kaufmännischen Dienstleistungen für den Mittelstand. Das neue Standbein sind Akquisitionen von Firmen, für die es keine Nachfolger gibt. Denn „jedes Jahr verschwinden so viele gut eingeführte Firmen mit viel Substanz. Das ist eine richtige Verschwendung.“
MittelstandsWiki: Als ich 2006 von Ihrer Hauptversammlung berichtet habe, ist mir aufgefallen, dass Sie sparsamer sind als die Schwaben.
Thomas Deutsch: Ja. Es ist ja schließlich das Geld unserer Anleger. Das können wir doch nicht zum Fenster hinauswerfen. Sie würden sich auch bedanken, wenn wir so mit Ihrem Geld umgehen würden.
MittelstandsWiki: Wie sehen Ihre Sparmaßnahmen konkret aus?
Thomas Deutsch: Bei unseren Hauptversammlungen mieten wir grundsätzlich keine Hotels an. Wir gehen in die Kantine eines Geschäftspartners, der die Schnittchen gleich gratis dazu liefert. Wenn wir einen Notar brauchen, dann findet die Hauptversammlung in seiner Kanzlei statt. Ein Notar kostet nämlich richtig viel Geld. Wenn der anreisen muss, wird’s noch teurer.
MittelstandsWiki: Es ist noch nicht eng geworden?
Thomas Deutsch: Nein. Es kommen ja noch immer nur ganz wenige Leute zu unseren Hauptversammlungen. Die passen da noch gut rein. Der Rest informiert sich oft auch außerhalb der HV telefonisch oder per E-Mail.
MittelstandsWiki: Ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen arbeiten auch meist von zuhause aus.
Thomas Deutsch: Ja. Dann müssen wir kein Büro mieten. Das Ganze hat noch einen praktischen Nebeneffekt. Unsere Mitarbeiterinnen können Familie und Beruf unter einen Hut bringen und sind dadurch besonders motiviert. Außerdem sind unsere Arbeitszeiten flexibel. Ob sie morgens arbeiten oder nachts, ist uns Jacke wie Hose. Hauptsache ist, dass die Arbeit gut und pünktlich gemacht wird. Den Mitarbeitern gefällt’s und die Leistung stimmt.
MittelstandsWiki: Und dann verwahren Sie noch die Aktien selbst auf?
Thomas Deutsch: Als nichtbörsenotierte AG reicht es aus, wenn wir ein eigenes Aktienbuch für unsere Gesellschaft führen. Hierin sind alle Aktionäre mit der Anzahl der Aktien aufgeführt. Eine Excel-Tabelle reicht also aus. Bis zu einem Börsenlisting kann man sich das Geld für eine Clearing-Stelle sparen. Das sind zwar nur Kleinigkeiten, aber Kleinvieh macht auch Mist. Meistens sind es ja gerade die vielen kleinen Posten, die sich läppern. Deshalb machen wir uns hier Gedanken.
MittelstandsWiki: Und was machen Sie mit dem gesparten Geld?
Thomas Deutsch: Wir geben den Preisvorteil an den Kunden weiter. Der freut sich dann über die günstigen Preise. Wir bieten auch an, dass wir uns die Hälfte unserer Dienstleistung als stille Beteiligung auszahlen lassen. Der Kunde gewinnt dadurch Liquidität. Und dann wollen wir ja noch schrittweise mittelständische Unternehmen akquirieren. Wir haben uns hier auf Firmen spezialisiert, bei denen der Unternehmer in den Ruhestand geht und es keinen geeigneten Nachfolger gibt. Wissen Sie, jedes Jahr verschwinden so viele gut eingeführte Firmen mit viel Substanz. Das ist eine richtige Verschwendung. Hier wollen wir einspringen und das Unternehmen kaufmännisch weiterführen. Sehr gerne mit der alten Besetzung.
MittelstandsWiki: Was raten Sie anderen Firmen, die auch mehr sparen möchten?
Thomas Deutsch: Führen Sie Buch, wofür Sie Ihr Geld ausgeben. Wenn Sie sehen, wo es bleibt, fällt der Groschen meist von allein. Wenn man sich die Zeit nimmt und regelmäßig seine fixen Kosten aufzeichnet, kann man auf einen Blick bereits Optimierungsmöglichkeiten erkennen.
Das Interview führte Sabine Philipp.