Kooperationen für KMU: Kooperationen helfen Kosten sparen

Kleine Unternehmen sind gemeinsam stärker als einzeln. Gezielt eingegangene Kooperationen sparen Kosten, erhöhen die Effizienz und öffnen neue Märkte. Wer sich allerdings die falschen Partner aussucht, zahlt drauf. Wie man richtig kooperiert und Reinfälle vermeidet erklärt Autorin Lisa Reisch.

Gute Spieler wachsen im Team

Von Lisa Reisch

Viele Unternehmer scheuen die Kommunikation und die Zusammenarbeit mit anderen Firmen aus Vorsicht vor der Konkurrenz. Dabei bringen Kooperationen meist viel mehr, als sie kosten. Neben direkten Partnerschaften gibt es eine Reihe von mehr oder weniger stabil organisierten Formen, in denen KMU durch Verbund profitieren können.

Ob zum Austausch von Know-how und Erfahrung, bei Bonusprogrammen, wenn es um Outsourcing oder die Frage Make or Buy geht, zur Verwirklichung von Wachstumsvorhaben oder zur Vertrauensbildung mit Blick auf ECR: Der gezielt angestrebte Kontakt mit anderen Unternehmern lohnt sich. Generell gibt es drei verschiedene Arten der Kooperation: die

  • horizontale Kooperation, bei der Unternehmen der gleichen Branche gemeinsame Ziele verfolgen, die
  • vertikale Kooperation, bei der sich Unternehmen verschiedener Stufen der gleichen Wertschöpfungskette verbünden, und die
  • komplementäre Kooperation, bei der unterschiedliche Unternehmen in bestimmten Bereichen zusammenwirken.

Für Kooperationen bieten sich die unterschiedlichsten Formen an. Für nahezu jede Branche gibt es bereits bestehende Netzwerke und Cluster, Vereine und Verbände oder Genossenschaften. Außerdem sind auch die Universitäten angehalten, verstärkt den Kontakt mit der Wirtschaft zu suchen. In Sachen Forschung und Entwicklung trifft dort mittlerweile auch der Mittelstand auf offene Ohren.

Netzwerk

„Jeder kennt Jeden über sechs Ecken“, diese These stellte Stanley Milgram 1967 auf. Er versuchte zu beweisen, dass alle Menschen über maximal sechs andere Personen miteinander verbunden sind. Das so genannte „Kleine-Welt-Phänomen“ weist der OpenBusinessklub Xing anhand einer Verbindungskette nach. Jeder der weltweit über 2 Mio. Nutzer sucht seine Bekannten in der Internet-Plattform und trägt sie als Kontakt ein. Schon eine Handvoll eingetragener Kontakte reicht aus, um seine Beziehungsfäden bis in den hintersten Winkel der Welt zu verfolgen.

Was wie eine Spielerei klingt, ist jedoch nur ein interessanter Nebeneffekt. Die Mitgliedschaft kostet nichts und bringt sehr viel: Für nahezu jedes Interessensgebiet existieren Foren mit regem Austausch. Die Mitglieder vernetzten sich dort themen- oder branchenbezogen, suchen Partner für Projekte, unterstützen sich bei Fragen und kommen sich nicht nur beruflich näher. Hier haben Unternehmer die Möglichkeit, Experten für alle Belange zu finden und neue Geschäftskontakte zu knüpfen. Abgesehen von einer gewissen Suchtgefahr ist eine Xing-Mitgliedschaft wärmstens zu empfehlen.

Eingetragener Verein

1971 schlossen sich zwölf Bäuerinnen und Bauern in dem Verein Bioland e.V. zusammen, um ihre Vorstellungen von biologischer Landwirtschaft gemeinsam zu definieren und sich gegenseitig bei der Umsetzung zu unterstützen. Heute ist Bioland mit seinen über 4500 Mitgliedern der größte deutsche Erzeuger- und Verarbeiterverein im Biosektor. Die Mitglieder verpflichten sich, die strengen Richtlinien einzuhalten und tragen damit zur Kundenbindung bei. Der Verein hilft bei der Umstellung zum Biohof und berät seine Mitglieder auch später in allen Belangen. In regionalen Fachgruppen treffen sich Erzeuger und Verarbeiter und stellen Vertrieb und Rohstoffbeschaffung sicher. Die Mitglieder profitieren zusätzlich von der Lobbyarbeit, Öffentlichkeitsarbeit und nicht zuletzt vom VKF-Material für Endkunden.

Genossenschaft

Die 1979 als Verein gegründete Berliner Tageszeitung TAZ bauten die Mitglieder schließlich zur Genossenschaft um und verkauften sie ab 1992 an ihre Leser. Heute sichern über 7000 Genossenschaftler mit Anteilen im Wert von über 7 Mio. Euro die Unabhängigkeit der TAZ. Die Genossenschaftsgründung brachte nicht nur das notwendige Eigenkapital, mit der Satzung wurden auch zuvor komplizierte Entscheidungsstrukturen verbessert. Während zuvor alle Mitarbeiter dasselbe Gehalt bezogen, war es nun möglich, höhere und differenziertere Gehälter zu zahlen.

Berufsverband

Nahezu jeder Berufsstand hat seinen eigenen Berufsverband, der meist auch sorgfältig darauf achtet, dass seine Mitglieder den Beruf nicht nur gelernt haben, sondern ihn auch tatsächlich ausüben. Für manche Berufe bringt die Mitgliedschaft in einem Berufsverband konkrete Wettbewerbsvorteile. Der Ring Deutscher Makler (RDM), der seit 2004 zusammen mit dem Bund Deutscher Makler (BDM) den Immobilienverband Deutschland (IVD) bildet, verlangt eine umfangreiche Aufnahmeprüfung von seinen Mitgliedern. Zudem sind sie zu regelmäßigen Schulungen verpflichtet, müssen eine Vermögensschadenhaftpflichtversicherung abschließen und bestimmte Geschäftsgebaren und Standesregeln einhalten. Mit dem IVD-Siegel soll den Kunden die Sicherheit gegeben werden, dass der Makler seriös arbeitet, gleichzeitig schützt sich ein ganzer Berufsstand vor schwarzen Schafen.

Fazit: KMU im Zusammenhang

Alle Kooperationen leben von ihren Mitgliedern und deren Bereitschaft Wissen, Einsatz und Geld zu geben. Einzelkämpfer machen sich das Leben unnötig schwer. Das gilt in jedem Fall für Auslandsprojekte, wo Alleingänge geradezu selbstmörderisch wären und Joint Ventures die Regel sind, aber auch mit Blick auf die globalisierte Konkurrenz. Wenn man bedenkt, dass z.B. der neue Mittelstand Chinas als weltweiter Mitbewerber von vornherein international ausgerichtet ist und enorme Staatsförderung hinter sich weiß, wird klar, dass KMU nicht als isolierte Inselunternehmen überdauern können, sondern mittelfristig nur dann eine Chance haben, wenn sie starke, stabile und funktionierende Formen der Kooperation eingehen.

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