Banken setzen auf ehrliche Partner
Von Sabine Philipp
Wer Geld von seiner Bank will, muss Überzeugungsarbeit leisten. Durch Basel II sind die Banken nämlich verpflichtet, sich ihre Kunden genauer anzusehen und erhöhte Risiken mittels höherer Zinsen abzusichern. Gehen Sie also nie unvorbereitet in das Gespräch mit dem Kreditberater und stellen Sie Ihr Licht nicht unter den Scheffel.
Bauen Sie ein gutes persönliches Verhältnis zu einem Bankberater auf, der Sie und Ihre Firma kennt. Dann müssen Sie nicht bei jedem Gespräch wieder bei Null anfangen. Da Geldverleih auch Vertrauenssache ist, sind Lügen und Tricksereien tabu. Falls Sie mal mit einer Rate im Rückstand sind, dann seien Sie ruhig ehrlich. Spielen Sie nicht den Unschuldigen, nach dem Motto: „Was, das Geld ist nicht da, das kann ich gar nicht verstehen …?“ Denn Sie wissen ja: Wer einmal lügt, dem glaubt man nimmermehr.
Transparenz zeigen
Es macht immer einen besseren Eindruck, wenn Sie alle Fakten auf den Tisch legen. Das gilt gerade auch in schwierigen Situationen. Außerdem kann der Berater nur individuell auf Sie eingehen, wenn er Sie und Ihre Situation kennt und somit richtig einzuschätzen weiß. Denken Sie daran: Der beste Kredit nützt Ihnen nichts, wenn Sie ihn nicht bedienen können und Ihnen womöglich unentbehrliche Sachwerte gepfändet werden.
Nehmen Sie also alle wichtigen Umsatzzahlen und sonstige Unterlagen mit. Darunter fallen neben dem Handelsregisterauszug auch die Umsatzentwicklung, die Personalkosten, die Bilanz, der letzte Steuerbescheid, der Grundbucheintrag Ihrer Immobilien, der Warenbestand, die Finanzplanung sowie Ihre Jahresabschlüsse.
Ihre Verbindlichkeiten, wie etwa Unterhaltszahlungen, und eine Auflistung Ihrer Kreditlinien mit Zinssatz, Laufzeit etc. interessieren den Kreditgeber selbstverständlich auch. Kurz: Von Belang ist alles, was mit Geld, Einkommen und Sicherheiten zu tun hat.
Falls sich ein Engpass abzeichnet, dann reden Sie rechtzeitig mit Ihrem Berater. Kommen Sie nicht erst, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. Denn dann kann er die Katastrophe meistens auch nicht mehr abwenden. Und im Übrigen wird das Vertrauensverhältnis dadurch nicht gerade gefördert. Wenn eine Insolvenz droht, können Sie durch ein offenes und ehrliches Verhalten die Pleite vielleicht sogar abwenden.
Ruhig Zeit nehmen
Führen Sie niemals ein Kreditgespräch zwischen Tür und Angel. Lassen Sie sich einen Termin geben und besprechen Sie dann alles in Ruhe. Am besten sagen Sie schon bei der Terminabsprache, worum es geht. Dann kann sich der Bankberater besser vorbereiten und schon im Vorfeld Lösungsvorschläge ausarbeiten.
Ist es dann so weit, kommen Sie auf jeden Fall pünktlich. Das gebietet nicht nur die Höflichkeit. Wer unpünktlich ist, gilt nicht gerade als zuverlässig. Ein fragwürdiges Zeitmanagement wirkt sich kaum positiv auf Ihr Vorhaben aus.
Alle Trümpfe ausspielen
Denken Sie daran, dass der Bankberater die Interessen seiner Sparkunden vertreten muss. Die wollen Ihr Geld natürlich am liebsten mit ordentlichem Zinseszins wiedersehen. Zudem wird den Geldinstituten durch Basel II die Pistole auf die Brust gesetzt. Selbst wenn der Berater ein enger Bekannter ist und Ihnen gerne einen günstigen Kredit verschaffen würde: Er kann und darf nicht anders.
Hinter dem Begriff Basel II stecken die neuen Eigenkapitalvorschriften für Geldinstitute. Sie sollen Bankinsolvenzen vermeiden, die durch Kreditausfälle entstehen. Das Ganze hat aber auch etwas Gutes. Ihre Raten lassen sich positiv beeinflussen, wenn Sie entsprechende Sicherheiten bieten.
Bringen Sie also Belege über alles mit, was für Sie spricht. Das kann das Arbeitsschutzmanagementsystem sein, Ihr Qualitätsmanagement, ein Zeitungsartikel, in dem die Güte Ihrer Produkte gerühmt wird, oder die Police über die Betriebsunterbrechungsversicherung.
Falsche Bescheidenheit ist fehl am Platz. Aber übertreiben Sie auch nicht maßlos. Denn Aufschneider wirken kaum vertrauenswürdig und werden schlicht nicht ernst genommen.
Fazit: Beste Konditionen herausschlagen
Beim Kreditgespräch ist gegenseitiges Vertrauen unabdingbar. Vergessen Sie jedoch nie, dass Ihr Berater vor allem die Interessen seiner Bank vertritt – und die will natürlich Profit machen. Schlucken Sie daher nicht alles und schauen Sie sich auch mal die Konditionen der Konkurrenz an. Und dann feilschen Sie ruhig. Vielleicht geht Ihre Bank ja doch um einen Prozentpunkt nach unten.
Neben den Bankprodukten gibt es auch jede Menge staatlicher Förderprogramme, die über Ihre Hausbank abgewickelt werden, wie etwa die günstigen Kredite der KfW-Mittelstandsbank. Da aber hier der Gewinn für Ihr Geldinstitut begrenzt ist, werden diese Möglichkeiten gerne verschwiegen. Machen Sie sich also vorher schlau. Alles, was Sie über diese Finanzspritzen wissen sollten und wie Sie merken, ob etwas nicht ganz koscher ist, erfahren Sie in unserem Schwerpunktbericht.