Fidele Geschäfte zeichnen sich ab
Von Sabine Philipp
Langsam öffnet sich mit Kuba eine der letzten Bastionen des real existierenden Sozialismus für Investoren aus dem kapitalistischen Ausland. Neben Zigarren, Zucker und Buena-Vista-Social-Club-Romatik kann Kuba mit Großaufträgen aufwarten. Schließlich sollen die marode Infrastruktur auf Vordermann gebracht und die Insel in das Internet-Zeitalter geführt werden.
Vor den Erfolg haben die Götter jedoch den Schweiß gesetzt. Um den hochsensiblen Markt zu knacken, müssen Unternehmer Zeit und einiges an Reisekosten investieren. Denn persönliche Kontakte zu den Entscheidungsträgern sind sehr wichtig. Außerdem befindet sich der Markt mitten im Umbruch. Für ein Engagement ist die Zeit dennoch perfekt, da man jetzt durch Präsenz vor Ort den Grundstein für spätere Geschäfte legen kann.
Selbst wer keinen Handel mit der Insel treiben möchte, kann unter Umständen von den sehr gut ausgebildeten Fachkräften profitieren. Vor allem in der Biotechnologie hat der Inselstaat eine Reihe internationaler Patente anmelden können und nimmt weltweit einen Spitzenplatz ein. Hier können sich strategische Partnerschaften lohnen.
Autorin Sabine Philipp hat sich auf Kuba umgesehen.
Leider ist der deutsche Kubaexport seit dem Rekordergebnis 2006 von 412,1 Mio. Euro. wieder rückläufig. Auf der Insel selbst nimmt die Tendenz zu, Waren aus den so genannten „strategischen Partnerländern“ Venezuela, China, Brasilien und Russland den Vorzug zu geben. Darüber hinaus ist die innen- und wirtschaftspolitische Situation Kubas in Bewegung gekommen, was vorübergehend den Abschluss von Verträgen erschwert.
Deutsche Qualität ist gefragt
Und nun die guten Nachrichten: Kuba ist wegen des US-Embargos nach wie vor ein Land, in dem man sich kaum Gedanken über Konkurrenz aus den USA machen muss – wenn man einmal vom Lebensmittelsektor absieht. Allerdings werden einige US-Produkte auch illegal über Drittländer wie z.B. Panama nach Kuba geliefert. Da man bei Barack Obama in der Embargofrage einen grundsätzlichen Kurswechsel vermutet, sollte so manche Kubaaktivität lieber jetzt als später in Angriff genommen werden.
Für die wenigen vorhandenen Devisen soll qualitativ hochwertige Ware eingekauft werden, die auf Kuba oder von den „strategischen Partnern“ selbst nicht hergestellt werden können. Da sich die hohe Qualität deutscher Produkte auch auf der karibischen Insel herumgesprochen hat, bestehen gute Chancen auf einen Abschluss – wenn der Preis stimmt.
Maschinenbau besonders begehrt
2007 lieferten deutsche Unternehmen Waren im Wert von 215,6 Mio. Euro nach Kuba. Daran waren laut Lateinamerika Verein (LAV) die einzelnen Branchen so beteiligt: Maschinenbau 26,1 %, Mess- und Regeltechnik 22,1 %, chemische Erzeugnisse 11,9 %, Elektrotechnik 9,5 %, Metallwaren 8,1 %, Nahrungsmittel 5,6 % und sonstige 16,7 %.
Für hochwertige Konsumgüter aus Deutschland könnte in Kubas Tourismussektor Bedarf bestehen. Jährlich wird die Insel von mehr als 2 Mio. Touristen besucht, die dem Land laut LAV Bruttodeviseneinnahmen von 2,74 Mio. US$ brachten.
Teil 1 skizziert, was Unternehmer auf Kuba erwartet, seit sich das Land vorsichtig zu öffnen beginnt. Teil 2 erläutert, welche Möglichkeiten des wirtschaftlichen Engagements der Inselsozialismus bietet. Teil 3 warnt schließlich vor den häufigsten Fehlern und typischen Gefahrenquellen.
Da Devisen allerdings weiterhin Mangelware sind, kann es unter Umständen dauern, bis es zu einem Abschluss kommt. Außerdem wird der Begriff von Zeit häufig relativ gesehen, und es ist ratsam, persönliche Kontakte zu suchen, ohne jedoch zu bestechen.
Fazit: Änderungen vorbehalten
Seit dem Rücktritt Fidel Castros im Juli 2006 befindet sich Kuba in einem Übergangszustand. Nach vorsichtigen Reformschritten kam es Anfang März 2009 zu einer weit gehenden Kabinettsumbildung insbesondere im wirtschaftlichen Bereich. Es ist nicht auszuschließen, dass diese Kabinettsreform kräftige Auswirkungen auf die Wirtschaftspolitik haben wird. Dies könnte in nicht allzu ferner Zeit zu einer teilweisen Änderung der Rahmenbedingungen führen.
- Womit Sie sonst noch rechnen müssen und wie Sie die Schwierigkeiten aus dem Weg räumen, wird Teil 2 dieser Serie darlegen. Und weil in der sozialistischen Republik alles seine Ordnung hat, gilt es, um überhaupt ins Geschäft zu kommen und zu bestehen, besondere Regeln einzuhalten. Welche das sind, steht in Teil 3.
Nützliche Links
Was in Kuba gefragt ist, hat Germany Trade and Invest, die „neue Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland für Außenwirtschaft und Standortmarketing“, als PDF ins Netz gestellt. Was im Gegenzug die kubanische Wirtschaft an Exportgütern zu bieten hat, erfahren Sie z.B. beim Auswärtigen Amt.