Gelobt sei, wer produktiv sein soll
Von Marzena Sicking, heise resale
Lob, Wertschätzung, Anerkennung, positives Feedback: Wenn Arbeitnehmer gefragt werden, was ihnen fehlt, geben sie auffällig oft das Ausbleiben der positiven Bestärkung durch den Chef an. Das sei Jammern auf hohem Niveau, meinen jedenfalls die Vorgesetzten. Schließlich erhalten die Mitarbeiter durchaus schon Anerkennung für ihre Arbeit: das Gehalt, das Weihnachtsgeld, den Firmenwagen.
Tatsächlich sehen viele Führungskräfte nicht ein, warum sie dann noch das Ego ihrer Angestellten streicheln sollen. Schließlich werden die für ihre Leistung bezahlt, haben einen sicheren Arbeitsplatz und wenn es wirklich gut läuft, dann winken doch auch mal einen Bonus oder eine Gehaltserhöhung. Das sollte doch eigentlich schon reichen?
Kann man so sehen, ist aber kein Ansatz, mit dem man die Mitarbeiter zu Höchstleistungen motiviert. Denn wer nach dem Motto „Nicht geschimpft ist Lob genug“ verfährt, bekommt Leistung auf entsprechendem Niveau zurück. Anders ausgedrückt: Wenn das Gehalt die einzige Form von Anerkennung ist, hat der Mitarbeiter keinen Grund, eine über den Arbeitsvertrag hinausgehende Leistung zu erbringen. Er wird Dienst nach Vorschrift betreiben. Außerdem leidet die Stimmung, denn ein Wir-Gefühl kann sich auf dieser Basis auch nicht entwickeln.
Doch der Rede wert
Es ist die psychologische Wirkung von Wertschätzung, Anerkennung und Kommunikation, die Mitarbeiter zu Höchstleistungen bewegt. Nur, wer sich anerkannt und ernst genommen fühlt, entwickelt eine Bindung zum Unternehmen und das Bedürfnis, sich auch mal besonders anzustrengen.
Dieser Aspekt wird von vielen Führungskräften leider vernachlässigt. Kommunikation findet oft nur statt, wenn es etwas zu kritisieren gibt. Wer eine hervorragende Leistung abgeliefert hat, erfährt es hingegen nur selten. Doch Kritik und Misstrauen führen auf Dauer nur zur schlechter Stimmung und zu Leistungsabfall in der Belegschaft.
Die Führungskräfte erkennen selbst oft aber gar nicht, welche negative Strategie sie verfolgen. Sie stehen selbst massiv unter Druck und Zeitnot, so dass ihnen gar nicht auffällt, wie selten sie ein positives Wort an ihre Mitarbeiter richten. Wer Personalverantwortung trägt, muss also dafür sensibilisiert werden und sollte auf jeden Fall Schulungen in Personalführung absolvieren.
So viel Zeit muss sein
Außerdem sollten Unternehmen eine Liste mit „Goldenen Regeln“ für den Umgang mit Mitarbeitern aufstellen, die für jede Führungskraft verpflichtend ist. Denn oft sind es die kleinen Dinge, die zu Frust bei Mitarbeitern führen: Da latscht der Abteilungsleiter durch das Großraumbüro und sagt nicht einmal guten Morgen. Auch die fehlende persönliche Anrede in einer E-Mail kann verletzten wirken. Ein höflicher und respektvoller Umgangston sollte daher verpflichtend festgeschrieben sein. Leider fehlt es so mancher Führungskraft genau daran.
Wertschätzung sollte man außerdem nicht erst für Höchstleistungen reservieren. Wer gute Arbeit leistet, trägt zum Erfolg der Firma bei und sollte dies auch wissen. Ein regelmäßiges Lob für Routinearbeiten muss deshalb ebenfalls auf der Agenda der Führungskräfte stehen. Ganz nebenbei ist das auch ein gutes Training: Viele Manager loben so selten, weil es sie Überwindung kostet, sich freundlich-verbindlich zu zeigen. Die Angst, sich vor dem Mitarbeiter mit ein paar netten Worten zu blamieren, schwindet aber mit der Praxiserfahrung.
Fazit: Anerkannte Leistungsträger
In die Anerkennung der Mitarbeiter zu investieren, lohnt sich übrigens auch finanziell: Ökonomieprofessor Richard Conniff konnte in einer Studie nachweisen, dass schon regelmäßiges Feedback die Leistung der Angestellten um 10 % steigert. Regelmäßiges Lob und Anerkennung für erreichte Ziele steigern die Produktivität sogar um bis zu 17 %.