Absolventen machen den Ruf aus
Von Sabine Philipp
Wer einen Bewerber mit einem Titel als Master of Business Administration (MBA) einstellen möchte, sollte sich vorher die Hochschule und die Lehrgangsinhalte genauer ansehen. Denn Abschluss ist nicht gleich Abschluss.
Der Master of Business Administration gilt als der Abschluss der Manager. Das postuniversitäre Managementstudium bereitet Führungskräfte auf ihre zukünftigen Aufgaben vor. Aber Achtung: Der Abschluss bei jedem Absolventen zwar der Gleiche, es gibt dennoch große Unterschiede, was die Studieninhalte anbelangt.
Prof. Dr. Volker Wittberg von der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) in Bielefeld, zugleich Leiter des Instituts für den Mittelstand in Lippe (IML) in Detmold, erklärt: „Ein Mittelständler, der einen geeigneten Geschäftsführer für die mittlere Ebene sucht, sollte keinen Absolventen in Erwägung ziehen, der für die Arbeit in einem großen multinationalen Konzern ausgebildet wurde. Zunächst einmal muss sich der Unternehmer im Klaren sein, was er denn genau sucht, und einen genauen Blick auf das Programm werfen. Neben den wirtschaftlichen Inhalten sollten dabei auch die fachübergreifenden Qualifikationen näher betrachtet werden. Je nach Anforderung kann es sinnvoller sein, z.B. den Bewerber mit dem Baustein für Kommunikation demjenigen vorzuziehen, der Steuerrecht belegt hat.“
Auf Akkreditierung achten
Weltweit existieren etwa 10.000 MBA-Angebote. Neben validen Programmen, die schon Reputation aufgebaut haben, gibt es natürlich auch Eintagsfliegen. Wie kann man aber hier die Spreu vom Weizen trennen? Wittberg empfiehlt, sich die Hochschule genauer anzusehen. Die erste Frage dabei ist, vom wem sie akkreditiert wurde.
Ein gutes Zeichen ist es, wenn sie den Segen der Qualitätssicherungsagentur FIBAA (Foundation for International Business Administration Accreditation) hat. Sie verleiht für Anerkennung von Studiengängen im wirtschaftswissenschaftlichen Bereich das Siegel des deutschen Akkreditierungsrats. Daneben können Sie sich bei einschlägigen Quellen wie dem MBA-Guide oder den Rankings z.B. der Financial Times Deutschland schlau machen. Allerdings sollten Sie auch hier genau hinsehen, welche Programme gelistet sind und ob sie überhaupt für Sie von Bedeutung sind. Eine weitere wichtige Quelle sind die Seiten der jeweiligen Ministerien für Wissenschaft und Kultur der Bundesländer. Dort werden die Hochschulen des Landes gelistet. Sollte das Institut des Bewerbers nicht darunter befinden, dann darf man ruhig einmal nachfragen.
Bei der Hochschule rückfragen
Am einfachsten ist es, die Hochschule selbst anzuschreiben und sich einen persönlichen Eindruck vom Institut und dem Dozententeam zu verschaffen. Dort können Sie auch nachfragen, welche Inhalte die Programme haben und wozu die Absolventen nach einem Abschluss wirklich in der Lage sind. Neben den Inhalten ist der so genannte Trackreport für eine umfassende Beurteilung wichtig. Er gibt unter anderem Auskunft darüber, wie lange es das Programm schon gibt, wie häufig es lief, wie viele Absolventen es gab und wie die Qualitätsstandards sind.
Fazit: Auf Standards setzen
Da die Absolventen in der Regel viel Geld für den Abschluss bezahlen, stellt sich die Frage, ob die Hochschulen wirklich neutral sind. Können sie es sich in Anbetracht der zahlenden Kundschaft überhaupt leisten, Studenten durchfallen zu lassen oder ungeeigneten Kandidaten den Zugang zu verweigern?
„Das wäre sehr kurzsichtig gedacht“, meint Prof. Wittberg. „Eine Hochschule lebt immer von der Qualität ihrer Studenten. Wenn diese schlecht ausgebildet sind, fällt das wie ein Bumerang auf die Hochschule zurück. Außerdem muss sie sich alle fünf Jahre neu akkreditieren. Ein solches Verfahren können Sie sich wie einen Hochschul-TÜV vorstellen. Der kontrolliert, ob bestimmte Mindeststandards die Inhalte und die Magisterarbeit betreffend, eingehalten werden.“
Dennoch rät Wittberg zu überprüfen, nach welchen Kriterien die Studenten aufgenommen werden. „Meist werden nur Aspiranten aufgenommen, die über einen Hochschulabschluss und über Berufserfahrung verfügen. Institute, die auf diese Minimalanforderungen verzichten, sollte man sich zumindest einmal genauer ansehen.“