Doppelt erfolgreich
Von Dirk Bongardt
Wer im letzten und in diesem Jahr die Cebit besucht hat, dem sind zwei völlig verschiedene Veranstaltungen im Gedächtnis geblieben. Wer im letzten und in diesem Jahr die IFA besucht hat, dem wird es nicht viel anders ergehen. Auch wenn die Aussteller Jahr für Jahr – im Großen und Ganzen – dieselben bleiben, und damit auch das jeweilige Zielpublikum, wandeln sich die Gesichter der Messen deutlich – zum Vorteil aller Beteiligten.
Event ist Trend
Ein Technologie-Wacken mag es nicht geworden sein, aber als die Cebit im Juni ihre Pforten öffnete, lag Festivalatmosphäre in der Luft – nicht nur, weil die Ausrichter sie vom Frühjahr in den Sommer verlegt hatten. Juni statt März, das war wohl nicht zuletzt der Konkurrenzsituation geschuldet. Jedes Jahr im Januar pilgern Technikinteressierte zur CES nach Las Vegas, im März dann zur SXSW (South by Southwest) in Austin/Texas, und wer im Januar oder März schon auf einem dieser Events war, hatte möglicherweise vor Juni kein Interesse – oder keine Zeit mehr – auch noch die Cebit zu besuchen.
Die SXSW dürfte nicht nur für die Terminverschiebung der Cebit mitverantwortlich sein, sondern auch als Inspirationsquelle für das neue Konzept gedient haben, ist die SXSW doch seit jeher eine Mischung aus Ausstellung, Konferenz und Festival. Zu so einem Mix ist jetzt auch die Cebit geworden: „Wir sollten aufhören, diese Cebit mit früheren Cebits zu vergleichen. Für uns ist das jetzt die Cebit 1.0“, erklärte deshalb wohl auch Messevorstand Oliver Frese gegenüber Reportern des NDR.
Schwarz auf Weiß
Dieser Beitrag erschien zuerst in unserer Magazinreihe „IT-Unternehmen stellen sich vor“. Einen Überblick mit freien Download-Links zu sämtlichen Einzelheften bekommen Sie online im Pressezentrum des MittelstandsWiki.
Eine Konferenz hatte es im Umfeld der Cebit zwar auch schon in den Vorjahren gegeben, aber zum Ersten nicht direkt in den Messehallen, sondern im benachbarten Convention Center, zum Zweiten kostete die Teilnahme bis 2017 einen saftigen Aufpreis. 2018 war sie im (erhöhten) Eintrittspreis enthalten. Den Festivalcharakter unterstreicht die Cebit nun mit Veranstaltungen im Umfeld der Ausstellung: Die Hallen schließen um 19 Uhr, das Messegelände bleibt bis 23 Uhr geöffnet, und in diesem Jahr konnten Besucher in dieser Zeit noch Konzerte von Jan Delay, Mando Diao und Digitalism mitnehmen.
Steckbrief Cebit
Ort: Messegelände, 30521 Hannover
Zeit: 24. bis 28. Juni 2019
Die Cebit vereint seit 2018 ein umfangreiches Ausstellungsangebot mit einem Konferenz- und Diskussionsprogramm mit Festivalcharakter. In den Ausstellungsräumen finden die Besucher Präsentationen zu allen Themen der digitalen Transformation von Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft. Erstmals gehören Konferenz, Keynotes, Workshops und Agenda-Setting seit 2018 zum integralen Bestandteil der Messe. 2018 präsentierten sich erstmals mehr als 500 Sprecher, Stars und Pioniere der Digitalisierung auf über zehn Bühnen mit Experten aus Unternehmen direkt in den Messehallen. Zu den Rednern gehörten in diesem Jahr unter anderem Jaron Lanier, Ranga Yogeshwar oder Julia Shaw. Vor allem ein jüngeres Publikum dürfte sich von den flankierenden Shows und Konzerten angezogen fühlen: Livemusik, DJs und Showcases mit Künstlern wie Jan Delay & Disko No. 1, Digitalism oder den Giant Rooks waren 2018 vertreten.
Start-ups auf der Funkausstellung
Die Internationale Funkausstellung in Berlin zielt ebenso mit neuen Konzepten auf jüngere als die bisherigen Besucher und Aussteller. IFA NEXT in Halle 26 soll jungen Unternehmen und Start-ups eine Bühne bieten. Hier präsentieren Ende August Institute für Forschung und Entwicklung, Start-ups und etablierte Innovationsträger ihre Lösungen, Konzepte und Produktideen. In diesem Jahr stellen an jedem der sechs Thementage junge Gründer aus jeweils einer Branche dort aus. Ergänzend bestreiten die Start-ups an jedem Nachmittag ein passendes Themenprogramm in der IFA NEXT Innovation Engine. Dort präsentieren sich die Start-ups vor IFA-Besuchern, Journalisten, Experten, Entscheidern aus Industrie und Handel – und nicht zuletzt natürlich vor potenziellen Investoren.
Neben Fachvorträgen, Panel-Diskussionen und Streitgesprächen sollen im Rahmen der IFA Business Days auch Kontakte geknüpft und im Idealfall Geschäfte abgeschlossen werden. Bei gezielten Matchmaking Meetings haben Aussteller und Besucher der IFA die Gelegenheit, genau die richtigen Geschäftspartner zu treffen. Eine – wie kann es anders sein – Matchmaking-App hilft den Teilnehmern, den Überblick über ihre Verabredungen zu behalten.
Die IFA streckt außerdem ihre Fühler, wie schon 2017, über das Messegelände hinaus aus: In der Station Berlin am Gleisdreieck ist der IFA Global Market untergebracht, ein Angebot speziell für Nichtmarkenhersteller, das sich vorwiegend an Fachbesucher richtet.
Steckbrief IFA
Ort: Messegelände Berlin ExpoCenter City, Messedamm 22, 14055 Berlin
Zeit: 6. bis 11. September 2019
Die IFA ist die globale Leitmesse für Consumer Electronics und Home Appliances. Zusätzlich erweitert IFA Global Markets, Europas größte B2B-Sourcing-Plattform, in der Station Berlin das Ausstellungs- und Informationsangebot für Fachbesucher und Experten mit 20.000 m² Ausstellungsfläche. Neu war 2018 der Innovationshub IFA NEXT für Start-ups.
Die Hannover Messe der Messen
Es war noch nie korrekt, über „die Hannover Messe“ zu sprechen. Denn die Veranstaltung, die Jahr für Jahr im April auf dem Messegelände der niedersächsischen Landeshauptstadt stattfindet, vereint stets eine Reihe von Leitmessen, die die gesamte industrielle Wertschöpfungskette widerspiegeln.
Das wird auch im Jahr 2019 nicht anders sein: „Integrated Automation, Motion and Drives“, „Digital Factory“, „Integrated Energy“, „Industrial Supply“, „Research & Technology“ und „ComVac“ sind die Leitmessen des kommenden Jahres benannt. Der Wandel ist fest in das Konzept der Hannover Messe integriert, Zahl und Themen der Leitmessen richten sich nach der globalen Entwicklung, und noch nie sah eine Messe genau so aus wie die vom Vorjahr.
Die Messeausstellung in Hannover wird seit jeher von einem umfangreichen Rahmenprogramm flankiert. Dazu gehörten im Jahr 2018 das Deutsch-Japanische Wirtschaftsforum, der Karrierekongress „WoMenPower“ oder die Vortragsfolge und Podiumsdiskussion „Blockchain in der additiven Fertigung“.
Steckbrief Hannover Messe
Ort: Messegelände, 30521 Hannover
Zeit: 1. bis 5. April 2019
Die weltweit wichtigste Industriemesse ist alljährlich das Dach für eine wechselnde Anzahl an Leitmessen: Alle Schlüsseltechnologien und Kernbereiche der Industrie sind hier versammelt, von Forschung und Entwicklung, Industrieautomation und IT über Zulieferung, Produktionstechnologien und Dienstleistungen bis hin zu Energie und Mobilitätstechnologien. Veranstaltungen, Vorträge und Podiumsdiskussionen rund um aktuelle und Zukunftstechnologien runden das Angebot ab.
Wandel gehört zum Geschäft
Für Hannover Messe, Cebit und IFA gilt gleichermaßen: Nichts bleibt, wie es ist. Am deutlichsten verändert hat sich wohl die Cebit, die sich – inspiriert von erfolgreichen Konzepten großer US-Messen – von der reinen Leistungsschau zu einem Festival entwickelt hat. Anders als die anderen Messen hat das einstige „Centrum der Büro- und Informationstechnik“ – nicht zuletzt wohl auch wegen der höheren Eintrittspreise – zwar Besucher eingebüßt, die übrigen Zahlen, die allerdings im einzelnen nicht nach außen kommuniziert werden, geben den Veranstaltern nach deren Angaben aber Grund, „hochzufrieden“ auf den Neustart 2018 zurückzublicken.
Teil 1 geht gleich einmal die Schwergewichte an: Berlin und Hannover, wo IFA und Hannover Messe sich um Aussteller und Besucher bewerben. Und was wird aus der Cebit? Eine Vorschau auf die erste TWENTY2X sagt, was der Nachfolger zunächst vorhatte, ein Update schildert die Neuplanung 2021. Teil 2 blickt nach Bayern, wo die Nürnberger it-sa München ein ordentliches Stück vom IT-Kuchen weggeschnappt hat. In Augsburg könnte die Experience Additive Manufacturing etwas werden, und im Herbst stehen SPS und Heim+Handwerk an. Teil 3 setzt sich ins Auto und besucht die Messezentren Frankfurt am Main und Stuttgart, speziell die TechWeek im November. Teil 4 fährt weiter zur Westfalenhalle und sortiert die Messelandschaft in NRW. Österreich wiederum hat seinen Schwerpunkt klar in Wien, aber auch Innsbruck oder Salzburg bieten interessante Fachmessen und -kongresse. Die Maker Faires wiederum haben ihren Platz im Schwerpunktbeitrag zur Maker-Szene. Als Extras gibt es noch einen Ratgeber Messeplanung für die CES in Las Vegas und eine Analyse der Möglichkeiten virtueller Messen.
Dirk Bongardt hat vor Beginn seiner journalistischen Laufbahn zehn Jahre Erfahrung in verschiedenen Funktionen in Vertriebsabteilungen industrieller und mittelständischer Unternehmen gesammelt. Seit 2000 arbeitet er als freier Autor. Sein thematischer Schwerpunkt liegt auf praxisnahen Informationen rund um Gegenwarts- und Zukunftstechnologien, vorwiegend in den Bereichen Mobile und IT.
Dirk Bongardt, Tel.: 05262-6400216, mail@dirk-bongardt.de, netknowhow.de