Messestandorte Frankfurt und Stuttgart: Welche Fach­messen nach Frank­furt und Stutt­gart locken

Die Messe­landschaft im Süd­westen Deutsch­lands ist bunter, als es auf den ersten Blick scheint. Während IAA und Frank­furter Buch­messe das größte all­ge­mei­ne Pub­li­kum an­ziehen, bie­ten sich dem Fach­besucher un­zäh­li­ge Spe­zial­veranstal­tun­gen aus den ver­schie­den­sten in­dustriel­len Nischen.

Massenmarkt und Nische

Von Dirk Bongardt

Die Mainmetropole Frankfurt ist bekannt als Deutschlands führender Finanzplatz und auch international eines der wichtigsten Finanzzentren. Doch auch die Frankfurter Messe gehört zur Weltspitze. Mit Jahr für Jahr über 44.000 Ausstellern, davon mehr als die Hälfte aus dem Ausland, und mehr als eineinhalb Millionen Besuchern ist Frankfurt der größte Messeplatz in Europa. Der zweite große Messeplatz in der Region liegt in Stuttgart. Das Gelände in der baden-württembergischen Hauptstadt konnte zuletzt mehr als 20.000 Aussteller und 1,3 Millionen Besucher anlocken.

Frankfurt: vom Mainstream bis zu HPC

Die aufmerksamkeitsstärksten Messen in Frankfurt sind zweifellos die IAA, die Frankfurter Buchmesse und die weltgrößte Konsumgütermesse Ambiente, die zusammen weit mehr als eine Million Besucher nach Frankfurt locken. Weniger im Fokus der Öffentlichkeit steht die im Dreijahresturnus stattfindende IFFA, die Weltleitmesse der Fleischwirtschaft. Fleischerzeuger, -verarbeiter aus Industrie und Handwerk, deren Ausrüster sowie der Handel sind Aussteller und Zielgruppe dieser reinen Fachbesucherveranstaltung. Das Ausstellungsangebot erstreckt sich über sieben Hallenebenen und umfasst eine Palette, die vom Schlachten und Verarbeiten über Verpackung bis zu Veredelung und Verkauf reicht. Das nächste Mal trifft sich die Branche vom 4. bis zum 9. Mai 2019.

Bei der letzten IFFA im Mai 2016 präsentierten 1036 Aussteller aus 49 Ländern hier ihre Waren und Dienstleistungen vor über 62.000 Besuchern. Zwei Drittel der Besucher und sechs von zehn Ausstellern kamen 2016 aus dem Ausland. Den Spitzenplatz unter den Fachbesuchern nahmen Vertreter der fleischverarbeitenden Industrie ein, und immerhin 57 % der Besucher gehörten in der Hierarchie ihrer Unternehmen zum Top-Management.

Serie: Messestandorte
Teil 1 geht gleich einmal die Schwergewichte an: Berlin und Hannover, wo IFA und Hannover Messe sich um Aussteller und Besucher bewerben. Und was wird aus der Cebit? Eine Vorschau auf die erste TWENTY2X sagt, was der Nachfolger zunächst vorhatte, ein Update schildert die Neuplanung 2021. Teil 2 blickt nach Bayern, wo die Nürnberger it-sa München ein ordentliches Stück vom IT-Kuchen weggeschnappt hat. In Augsburg könnte die Experience Additive Manufacturing etwas werden, und im Herbst stehen SPS und Heim+Handwerk an. Teil 3 setzt sich ins Auto und besucht die Messezentren Frankfurt am Main und Stuttgart, speziell die TechWeek im November. Teil 4 fährt weiter zur Westfalenhalle und sortiert die Messelandschaft in NRW. Österreich wiederum hat seinen Schwerpunkt klar in Wien, aber auch Innsbruck oder Salzburg bieten interessante Fachmessen und -kongresse. Die Maker Faires wiederum haben ihren Platz im Schwerpunktbeitrag zur Maker-Szene. Als Extras gibt es noch einen Ratgeber Messeplanung für die CES in Las Vegas und eine Analyse der Möglichkeiten virtueller Messen.

Auf die IFFA folgen im Mai 2019 zwei parallele Leitmessen: die texprocess, die internationale Leitmesse für technische Textilien und Vliesstoffe, und die techtextil, die das gesamte Spektrum technischer Textilien, funktionaler Bekleidungstextilien und textiler Technologien abdeckt. Beide Messen finden alle zwei Jahre parallel statt, das nächste Mal vom 14. bis zum 17. Mai 2019. Im Jahr 2017 zog die techtextil 33.670 Fachbesucher an, und 13.718 sahen sich die auf der texprocess gezeigten Produkte und Leistungen an. Zusammen bilden die beiden Messen die gesamte textile Wertschöpfungskette ab, von Entwurf über Herstellung und Vertriebslogistik bis zum Recycling.

Zu den im Vergleich kleineren, dafür aber jährlich stattfindenden Messen gehört die ISC Frankfurt. International Supercomputing Conference lautet der vollständige Titel von Europas führender Konferenz und Ausstellung rund um HPC (High Performance Computing), Networking und Storage. Die zuletzt rund 160 Aussteller belegen nur eine Messehalle und konnten zuletzt das Interesse von 3500 Fachbesuchern wecken. Zu den Schwerpunkten der nächsten Konferenz vom 16. bis 20. Juni 2019 gehören maschinelles Lernen und die damit verbundenen Technologien.

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Schwarz auf Weiß
Dieser Beitrag erschien zuerst in unserer Magazin­reihe „IT-Unternehmen aus der Region stellen sich vor“. Einen Über­blick mit freien Down­load-Links zu sämt­lichen Einzel­heften bekommen Sie online im Presse­zentrum des MittelstandsWiki.

Mit der IAA, die im Wechsel in ungeraden Jahren in Frankfurt, in geraden Jahren in Hannover stattfindet, beherbergt die Mainmetropole ohnehin bereits eine der weltweit bedeutenden Kraftfahrzeugmessen. Da ist es nur logisch, dass Frankfurt auch der weltweit größten Leitmesse für den Sekundärmarkt der Automobilbranche ein Zuhause gibt. Auf der reinen Fachbesucher-Ausstellung automechanika dreht sich alles um Ausrüstung, Teile, Zubehör, Management und Services. Über 5000 Aussteller und 136.000 Fachbesucher konnte die Messe zuletzt anlocken, das nächste Mal findet sie vom 8. bis zum 12. September 2020 statt. Die automechanika gibt es bereits seit 1971. Die Aussteller reagierten damit seinerzeit auf die vom Verband der Automobilindustrie ausgesprochene Absage der IAA für dasselbe Jahr. Seit 1972 findet die automechanika alle zwei Jahre statt, wenn die IAA als Nutzfahrzeugmesse in Hannover stattfindet.

Fast eine Viertelmillion Fachbesucher lockt die light+building alle zwei Jahre nach Frankfurt. Auf der „Weltleitmesse für Licht und Gebäudetechnik“ zeigen über 2700 Aussteller ihre Weltneuheiten für Licht, Elektrotechnik sowie Haus- und Gebäudeautomation. Zu deren Zielgruppen gehören insbesondere Architekten, Fachplaner, Elektrohandwerk, Handel und Immobilienwirtschaft. Das nächste Mal findet die Messe vom 8. bis zum 13. März 2020 statt.

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Der Bereich Haus- und Gebäudeautomation auf der light+building ist durch das Internet der Dinge immer wichtiger geworden. (Bild: Jens Liebchen – Messe Frankfurt Exhibition)

An eine engere Zielgruppe richtet sich die jährlich stattfindende formnext, eine internationale Fachmesse für additive Fertigungstechnologien sowie deren vor- und nachgelagerte Prozesse. Zu den Ausstellern zählen die Weltmarktführer im Additive Manufacturing sowie Unternehmen aus dem industriellen Werkzeug- und Formenbau sowie aus den Bereichen Materialien, Maschinenbau, Messtechnik, Prototypenbau, Weiterverarbeitung und Zubehör. Insgesamt 470 Aussteller zeigten zuletzt hier ihr Angebot. Von 2015 bis 2017 wuchs die Messe in Sachen Besucher, Aussteller und Messefläche um mehr als das Doppelte. Vom 19. bis zum 22. November 2019 treffen sich Aussteller und Besucher das nächste Mal in Frankfurt.

Stuttgart: Automotive, Intralogistik und mehr

In Stuttgart wurde das Automobil erfunden, in Stuttgart haben Porsche und Mercedes-Benz bis heute ihr Zuhause, doch die meisten Automobilmessen finden anderenorts statt. Aber jährlich im Mai treffen sich Branchenvertreter aus gleich fünf Richtungen auch in Stuttgart – zu den parallel laufenden Automotive-Messen Automotive Interiors Expo, Automotive Testing Expo Europe, Engine Expo, Global Automotive Components and Suppliers Expo und der Autonomous Vehicle Technology Expo. Alle fünf Events finden vom 21. bis 23. Mai 2019 statt. Im Fokus der Messen stehen, den Namen entsprechend, Innenausstattung, Prüfverfahren, Motoren, Komponenten und Technologien für autonome Fahrzeuge. Jede der Messen erstreckt sich über ein bis zwei Messehallen und konnte in den vergangenen Jahren einige tausend Besucher anlocken.

Zu den großen Stuttgarter Messen gehört inzwischen die LogiMAT, die internationale Fachmesse für Intralogistik, Distribution, Material- und Informationsfluss. Die jährliche Veranstaltung haben zuletzt 50.000 Besucher gesehen. Rund 1300 Aussteller zeigten Produkte, Lösungen und Systeme für die Beschaffungs-, Lager-, Produktions- und Distributionslogistik. Vom 19. bis zum 21. Februar 2019 werden Themen rund um Big Data, intelligente Robotersysteme und virtuelle Welten im Fokus der Messe stehen. 2018 reisten rund 11.000 Gäste aus dem Ausland an – davon jeder zehnte aus Übersee. Übrigens: Die LogiMAT-Ausrichter haben ihre Fühler inzwischen in Richtung Ferner Osten ausgestreckt – vom 15. bis 17. April 2019 wird die LogiMAT China erstmals im Shanghai New International Expo Centre (SNIEC) veranstaltet.

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Die LogiMAT ist in den vergangenen Jahren rasant gewachsen. Im Februar 2019 wird sie erstmals alle zehn Hallen der Messe Stuttgart in Anspruch nehmen und sich damit auf 7.500 m² Ausstellungsfläche ausdehnen. (Bild: LogiMAT – EUROEXPO Messe- und Kongress-GmbH)

Schon seit 1982 gibt es in Stuttgart auch die Motek, eine internationale Fachmesse für Produktions- und Montageautomatisierung. Vom 7. bis zum 10. Oktober 2019 werden rund 900 Aussteller ihre Produkte und Dienstleistungen in den Bereichen Produktions- und Montageautomatisierung, Zuführtechnik und Materialfluss präsentieren. Konstrukteure und Anwender bekommen auf dieser Messe bereichsübergreifende Ansätze vermittelt. Die Aussteller präsentieren unterschiedlichste Automatisierungslösungen von Detail- bis hin zu Komplettsystemen.

Im gleichen Zeitraum, also das nächste Mal ebenfalls vom 7. bis zum 10. Oktober, findet in einer weiteren Messehalle die Bondexpo statt, die internationale Fachmesse für Klebtechnologie. Das Angebotsspektrum umfasst Rohstoffe für Kleb- und Dichtstoffe, Maschinen, Anlagen und Zubehör für die klebstoffherstellende und klebstoffverarbeitende Industrie sowie die entsprechenden Maschinen.

Insgesamt bieten die Messeplätze Frankfurt am Main und Stuttgart ein buntes Spektrum an Fachausstellungen und -konferenzen. Automotive spielt an beiden Messeplätzen eine wichtige Rolle, aber auch Zukunftstechnologien im Bereich der industriellen Fertigung oder der Textilien.

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Dirk Bongardt hat vor Beginn seiner journalistischen Laufbahn zehn Jahre Erfahrung in verschiedenen Funktionen in Vertriebsabteilungen industrieller und mittelständischer Unternehmen gesammelt. Seit 2000 arbeitet er als freier Autor. Sein thematischer Schwerpunkt liegt auf praxisnahen Informationen rund um Gegenwarts- und Zukunftstechnologien, vorwiegend in den Bereichen Mobile und IT.


Dirk Bongardt, Tel.: 05262-6400216, mail@dirk-bongardt.de, netknowhow.de

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