Cloud-Dienste erfordern präzise Abstimmung
Von Sabine Philipp im Auftrag von Oracle Deutschland
Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) bezogen 2014 bereits 12 % der Unternehmen in Deutschland kostenpflichtige IT-Dienste von externen Anbietern über das Internet. Am häufigsten nutzen Unternehmen hierzulande Cloud Computing zur Speicherung von Daten (56 %), für E-Mails (46 %) und zum Betrieb von Unternehmensdatenbanken (34 %). 25 % setzten Software-Anwendungen im Finanz- oder Rechnungswesen ein, 18 % Lösungen zur Verwaltung von Kundendaten. Neben niedrigeren Investitionskosten versprechen sich die Unternehmen Destatis zufolge vor allem Wettbewerbsvorteile.
Damit diese Vorteile aber wirklich greifen können, müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Entscheidend ist dabei das Zusammenspiel der einzelnen IT-Komponenten. Hier gilt es, Medienbrüche zu vermeiden. Denn wenn Mitarbeiter Daten manuell von einem System ins nächste austauschen müssen, erhöht das den Arbeitsaufwand und die Fehlerhäufigkeit. Richtig kompliziert wird es, wenn eine gewachsene IT-Infrastruktur integriert werden muss – was bei den meisten Unternehmen der Fall sein dürfte.
Erfassen, planen, Cloud-fähig machen
Der erste Schritt ist die Bestandsaufnahme: eine Liste mit sämtlichen Anwendungen, Komponenten und ihren Funktionen, eventuell veranschaulicht durch eine Grafik. Der zweite Schritt betrifft die Ziele; es ist zu überlegen, was das Unternehmen in die Cloud verlagern bzw. was es damit erreichen möchte (dem Thema strategische Planungen widmet sich eingehend ein eigener Beitrag). Im nächsten Schritt wird dann geprüft, wie eine Cloud-Lösung die anderen Komponenten beeinflusst bzw. ob die Datenbanken mitspielen und inwieweit die vorhandene Infrastruktur zuerst Cloud-fähig gemacht werden muss.
Denn nicht alle Komponenten und Anwendungen taugen ohne Weiteres für Bereitstellungsmodelle – im Gegenteil. Die öffentlichen Verwaltungen z.B. würden großteils liebend gerne in eigene Clouds umziehen, was bislang aber daran scheitert, dass die etablierten Fachanwendungen (Meldewesen etc.) einfach nicht Cloud-fähig sind.
Lösungsmodelle und Varianten
In der freien Wirtschaft ist die Situation insgesamt einfacher, aber im Einzelfall ebenso schwierig. Bestehende Lösungen, auf die ein Unternehmen nicht verzichten kann (oder will), für die Cloud umzuschreiben, ist eine komplizierte und teure Angelegenheit, die viel Abstimmung und Zeit erfordert. Das betrifft, wohlgemerkt, sowohl den Einsatz in Private Clouds (im eigenen Rechenzentrum) als auch in externen Clouds – und das betrifft vor allem Großunternehmen, die in der Vergangenheit spezielle Software entwickeln oder anpassen ließen. Im Mittelstand ist das etwas einfacher.
Kleine und mittlere Unternehmen können ihre IT-Infrastruktur in den meisten Fällen in drei Kategorien sortieren: Brauch’ ich gar nicht mehr, ist schon Cloud-fähig, kann ich bequem durch eine Cloud-Lösung ersetzen. Auf dem Markt gibt es für solche Zwecke zahlreiche modulare Lösungen, die von Grund auf servicebasiert konzipiert und damit Cloud-tauglich sind, von Groupware und Unified Communications über CRM und ERP bis hin zu Big Data Analytics. Wenn sich die Entscheider dennoch für den Mischbetrieb entscheiden, dann aus Gründen der Datensicherheit und des Datenschutzes.
Solche Bedenken sind grundsätzlich ernst zu nehmen. Im Zuge des NSA-Skandals haben sie in Europa immerhin zu einer klaren Verschiebung der Cloud-Standortpräferenzen geführt: Cloud-Kunden suchen sich Anbieter mit Rechenzentren im eigenen Land – oder greifen gleich zu Infrastructure as a Service (IaaS), also einem „gemieteten Rechenzentrum“. Den jüngsten Parallels SMB Cloud Insights zufolge ist diese Sparte mit 7,6 Mrd. Euro Marktvolumen bereits heute die stärkste im Cloud-Überblick; bis 2018 soll sie noch um 15 % auf 11,6 Mrd. Euro zulegen.
Integration Platform as a Service
Auch Cloud-Lösungen müssen oft noch an das Unternehmen angepasst werden. Meist mehrfach. Denn auch wenn zwei Drittel der IT-Entscheidungsträger gerne sämtliche Cloud-Dienste von einem einzigen Anbieter beziehen würden, so entscheidet sich das Unternehmen meist für einen Mix; im Durchschnitt kommen einer Telstra-Studie zufolge am Ende drei Anbieter zum Zug.
Solche Multi-Cloud-Lösungen sind durchaus möglich, verschenken aber letztlich die Synergien, die sich bei einer konsolidierten Gesamtlösung aus aufeinander abgestimmten Komponenten ergeben. Und: Die kritischen Punkte jeder Cloud-Lösung – sichere Verbindungen durch VPN und End-to-End-Verschlüsselung, Datenschutz und Zugangskontrolle bzw. Rechtemanagement – treten in solchen Szenarien geballt auf. Eine Cloud-Infrastruktur, bei der man sich an vier unterschiedlichen Stellen anmelden muss, hat ihren Zweck verfehlt.
Doch selbst dafür gibt es mittlerweile eine spezifische Lösung: Cloud-based Integration. Gemeint ist eine Integration Platform as a Service (IPaaS), die gewissermaßen die einzelnen Dienste der Multi-Cloud bündelt, Software as a Service ebenso wie eigene SOA-Architekturen. Entsprechende Angebote haben mittlerweile mehrere Anbieter im Portfolio oder bereiten sie vor.
Fazit: Integration spielt das Rahmenprogramm
Die beste Cloud wird doch nie das gesamte Unternehmen umfassen. Es wird immer darum gehen, die bereitgestellten Dienste mit den eigenen Ressourcen, Abläufen und Anlagen (in einer Industrie 4.0 wird letztlich alles IT-behaftet sein) abzustimmen.
Der technische Part ist aber nur eine Seite der Medaille. Die andere ist der organisatorische Aspekt. Dazu gehört vor allem die erwähnte Zielsetzung. Denn eines dürfte klar sein: Eine Cloud um der Cloud willen braucht niemand. Die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche (Teil-)Migration sind klare Ziele.
- Genau dort setzt noch einmal ein eigener Beitrag an, in dem es um die Parameter der Entscheidungsfindung und konkret um die einzelnen Konzeptschritte der Cloud-Integration geht.