Selbstverständlich in der Cloud
Von Gerald Strömer im Auftrag von Oracle Deutschland
Cloud Computing ist ein seit Jahren heftig beschworener Trend, wenn die zukünftige Entwicklung der IT-Technologien in Unternehmen zur Sprache kommt. Betrachtet man heute den Markt, darf man sagen: Dienste aus der Wolke haben sich im Unternehmensalltag etabliert.
Bedeutet dies nun „Mission erfolgreich erledigt“ oder ist es doch nur der erste Schritt? Tatsächlich sprechen alle Anzeichen dafür, dass Cloud Computing noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht hat. Die Technologie ist zwar den Kinderschuhen ent-, aber noch lange nicht ausgewachsen. Und die Bewegungen am Markt haben sich noch lange nicht gelegt.
Der Auslagerverkehr brummt
Glaubt man dem Cisco Global Cloud Index, dann besteht allerdings kein Zweifel: Die zum ersten Mal in dieser Form durchgeführte Studie konstatiert bis 2015 ein Anwachsen des Cloud-Datenverkehrs auf das Zwölffache des 2010er-Wertes (von 131 auf 1642 Exabyte); der globale Cloud-Datenverkehr soll dann mit 34 % fast exakt ein Drittel des gesamten Datenverkehrs der Rechenzentren ausmachen.
Im November 2011 gab wiederum die Open Data Center Alliance (ODCA) Schätzungen bekannt, nach denen die Mitglieder dieses wichtigen Dachverbands die Rate ihrer Cloud-Umsetzungen in den nächsten zwei Jahren verdreifachen werden. Der Weg in die Zukunft scheint also gesichert zu sein – und auch in der Gegenwart haben sich die flexiblen Dienste offensichtlich erfolgreich etabliert.
Skeptiker in der Defensive
So kommt bereits die von Kelton Research im Auftrag von Avanade durchgeführte Studie „Cloud Computing“ vom Juli 2011 zu dem Schluss, dass die Akzeptanz von Services aus der Wolke deutlich gestiegen ist: Im Januar 2009 bezogen noch 60 % der deutschen Unternehmen keinerlei Cloud-Dienste – heute sind es nur noch 24 %. Und drei Viertel der deutschen Unternehmen, die noch nicht in vollem Umfang auf Cloud Computing setzen, testen das Modell derzeit entweder oder befinden sich bereits in der Implementierungsphase.
Die Art der Bedenken gegenüber dem Einsatz von Cloud-Techniken hat sich dagegen kaum verändert. Zwei Drittel der deutschen CIOs und CEOs, die bisher keine diesbezüglichen Pläne hegen, führen Sicherheitsbedenken an oder verfügen, wie sie selbst eingestehen, über zu wenig Know-how. Als weitere Gründe für die Nichteinführung werden mangelndes Vertrauen gegenüber den Anbietern und die mit der Umstellung einhergehenden Kosten genannt.
Allerdings zeigt die Studie auch, dass die Vorbehalte abnehmen: 2009 hatten noch 80 % Sicherheitsbedenken, aktuell sind es nur noch 63 %. Damals sahen zudem noch zwei von drei befragten deutschen CIOs und CEOs die Wolke als bloßen Hype an, während heute nur noch 13 % am Mehrwert von Cloud-Services zweifeln.
Sicherheit kommt zuerst
Aber auch wenn die Cloud stärker akzeptiert wird, bleiben deutsche Unternehmen betont sicherheitsbewusst: Ganze zwei Drittel der Befragten bevorzugen eine Private Cloud und ergänzen sie lediglich durch externe Lösungen; nur jeder Zehnte vertraut ausschließlich auf Cloud-Angebote. Folgerichtig wird am häufigsten Software gebucht (SaaS/Software as a Service), komplette Plattform- (PaaS/Platform as a Service) oder Infrastrukturlösungen (IaaS/Infrastructure as a Service) folgen mit deutlichem Abstand.
Primär werden geschäftsunkritische Dienstleistungen ausgelagert: Mehr als die Hälfte bezieht CRM– und E-Mail-Dienste aus der Wolke, aber nur ein Drittel bzw. ein Viertel nutzt Cloud-basierte Business-Intelligence– und ERP– bzw. HR-Lösungen.
Cloud Computing birgt eine Reihe neuer Herausforderungen. Eine davon ist das so genannte Cloud Sprawl. Der Begriff beschreibt die unkontrollierte Nutzung und Verbreitung von frei zugänglichen Cloud-Diensten durch fachfremde Mitarbeiter. In einer Studie gaben 45 % der Befragten an, dass Mitarbeiter außerhalb der IT-Abteilung eigenmächtig Cloud-Services erworben oder implementiert hätten. Ein Drittel gab an, dass es deswegen bereits Sicherheitsverstöße gegeben habe. Unternehmen sollten ihre IT-Abteilungen daher für dieses Thema sensibilisieren.
Mit geldwerten Argumenten
Der größte Vorteil der Nutzung von Cloud-Lösungen liegt für die meisten Befragten in den Kosten. Erst danach punkten höhere Flexibilität und Skalierbarkeit der IT bei gleichzeitiger Vereinfachung, gefolgt von der Fokussierung auf wichtige betriebliche Themen und einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit. Zwei Drittel geben an, dass Cloud Computing ihre betrieblichen Prozesse vereinfacht habe. Allerdings: Immerhin jeder Siebente sieht es genau andersherum.
Die zunehmende Nutzung der Cloud-Techniken spiegelt sich auch in der Ausschöpfung des IT-Budgets wider: Bereits ein Fünftel aller Befragten investiert zwischen und 31 und 40 % des IT-Budgets in Cloud-Lösungen, ein Drittel 21–30 % und ein Viertel 11–20 %.
Fazit: Die ganz normale Wolke
Cloud-Computing ist in vielen Unternehmen bereits erprobter Alltag. Die klassischen Vorbehalte gegenüber der Cloud haben zwar weiterhin Bestand, sind aber im Schwinden begriffen. Ob die Wolke ihren Höhenflug uneingeschränkt fortsetzen kann, sei dahingestellt. Aber ziemlich sicher ist, dass sich die Cloud vermutlich zu einem ganz normalen Werkzeug der Unternehmens-IT mausern wird. Das wird bald niemand mehr mit überschnappendem Marketing begleiten oder argwöhnisch beäugen, einfach weil es selbstverständlich ist.