Welche Sorte Service darf es sein?
Von Gerald Strömer im Auftrag der Comarch AG
Deutsche IT-Entscheider werden von allen Seiten mit Cloud-Angeboten bombardiert. Heißt das, dass das klassische Hosting tot ist und es künftig nur noch Cloud Computing geben wird? Und ist das nicht am Ende dasselbe?
Mit solchen Fragen schlagen sich momentan Unternehmen jeder Größe herum. Und die herrschende Unsicherheit ist verständlich, denn in der Selbstdarstellung vieler Anbieter ist der Begriff „Cloud“ zu einem unspezifischen Buzzword geworden, das man fast schon benutzen muss, wenn sich das Marketing auf der Höhe der Zeit präsentieren will. „Hosting“ klingt demgegenüber fast veraltet, wie ein Konzept aus der Computer-Steinzeit. Aber das stimmt nicht.
Nach Wachstum und Marktanteil
Es stimmt zwar, dass Cloud Computing mit jährlichen Zuwächsen um etwa 40 % ein absoluter Wachstumsmarkt ist, aber auch für den Hosting-Markt wird 2012 ein Wachstum von etwa 7 % erwartet. Angesichts der deutlich größeren Ausgangsbasis – 2011 investierten deutsche Unternehmen und öffentliche Dienste über 9 Mrd. Euro in Hosting-Dienste; für 2015 rechnet die Experton Group mit einem Marktumfang von 11 Mrd. Euro – ist das also alles andere als ein kleiner oder gar „toter“ Markt. Im Gegenteil: Cloud Computing soll erst im Jahr 2015 einen Anteil von 9,1 % am gesamten IT-Markt in Deutschland erreichen; es ist heute noch der mit Abstand deutlich kleine Bruder des Hostings.
Hosting und Cloud werden in der öffentlichen Wahrnehmung gern gleichgesetzt und Cloud-Angebote als Nachfolger von Hosting Services präsentiert. Bis zu einem gewissen Grad stimmt das sogar: Bei beiden Konzepten werden externe IT-Kapazitäten – z.B. Rechenleistung, Speicherplatz, Datenbanken oder Software – vom Dienstleister zur Verfügung gestellt; die Kunden ergänzen damit ihre eigene IT-Architektur oder ersetzen sie sogar komplett. Insofern verwischt die Grenzlinie schon ein bisschen.
Nach Preis und Präzision
Betrachtet man sich das Ganze allerdings genauer, stechen die Unterschiede dann doch ins Auge: Während Hosting Services speziell auf den jeweiligen Kunden zugeschnitten sind, mit festen Service Level Agreements (SLAs) vertraglich abgesichert werden und über längere Zeiträume laufen, sind Cloud-Angebote in der Regel deutlich standardisierter. Daher können sie weit weniger gut an die spezifischen Bedürfnisse des Kunden angepasst werden. Im Gegenzug sind sie aber auch meist kostengünstiger und flexibler nutzbar als Hosting-Dienste.
Insofern ist Hosting, systematisch betrachtet, ein spezialisierter Unterbereich von Cloud Computing, auch wenn das angesichts der Größenunterschiede der beiden Märkte derzeit ein wenig paradox klingt.
Whitepaper zum Download
Das Konfliktfeld zwischen Hosting und Cloud Computing haben auch die Analysten der Experton Group in einem Whitepaper vom November 2011 aufgegriffen, das in Zusammenarbeit mit den Projektexperten des Softwareherstellers und IT-Dienstleisters Comarch AG entstanden ist.
Das Ergebnis ist ein 19-seitiges PDF-Dokument mit dem Titel „Quo vadis, Hosting-Markt? Wird alles Cloud? Jetzt richtig einsteigen“, das den Hosting.- und Cloud-Computing-Markt sowie die Eigenschaften, Unterscheidungsmerkmale und potenziellen Vor- und Nachteile der beiden Konzepte strukturiert untersucht und eine konkrete Entscheidungshilfe für die Auswahl der richtigen Dienste und Anbieter gibt. Das Whitepaper bekommen Sie bei Comarch unter Angabe der persönlichen Eckdaten kostenlos zum Download.
Auch im Distributionsmodell unterscheiden sich die beiden Konzepte: Während Hosting-Dienste typischerweise auf ein One-to-One-Modell setzen, kommt bei Cloud Computing ein One-to-Many-Prinzip ins Spiel. Wer also auf direkten, persönlichen Kontakt zum Dienstleister und auf eine kundenspezifische Lösung Wert legt, hat in der Cloud nichts verloren.
Nach Leistung und Fahrgefühl
Ganz trivial lässt sich die Wahl mit dem klassischen Einzelfachhandel und einem Allround-Großmarkt auf der grünen Wiese vergleichen: Bei Letzterem gibt es mehr Angebotsvielfalt und – oft, aber nicht immer – supergünstige Preise, während der Laden vor Ort sich auf bestimmte Angebote spezialisiert und ganz anders auf einen Kundenwunsch eingehen kann, als das einem Großmarkt möglich wäre. Ein Fahrrad kann man heute für wenig Geld im Abholmarkt fix und fertig mitnehmen, aber eben nur so wie es eingeschweißt in der Ecke steht. Beim örtlichen Radsporthändler dagegen lässt man sich sein Traumrad nach Größe, Fitness und Bedarf montieren – das kostet zwar mehr, aber dafür hat man am Fahren dann auch sicher und dauerhaft Freude.
Nicht anders ist es bei Hosting- und Cloud-Angeboten: Cloud Services sind standardisiert und günstig, Hosting-Dienste sind spezialisiert und individualisiert, aber meist teurer. Letztlich kommt es ganz auf die Einstellung des Kunden an, welchem Angebot er den Vorzug gibt.
Fazit: Eigene Prioritäten setzen
Obwohl der Übergang zwischen beiden Konzepten fließend ist und obwohl Hosting und Cloud Computing vieles gemein haben, sind die Unterschiede in wichtigen Aspekten doch ziemlich deutlich. Bevor sich Unternehmen für eine externe Dienstleistung aus einem der beiden Bereiche entscheiden, sollten sie daher genau prüfen, worauf sie primär Wert legen, wie die eigenen materiellen und personellen IT-Ressourcen aussehen und was genau sie eigentlich brauchen.
Die Kernfrage ist letztlich einfach: Entweder reichen Schnellpakete aus dem Fertigregal, gut und günstig. Oder ich kann ich mir individuell kombinierte Lösungen leisten, die vom Fachmann auf mein Unternehmen abgestimmt sind.