Mobiles WLAN in München: Wo das München-WLAN noch Luft hat

Public WLAN ist in Deutschland zuerst eine Haftungsfrage und dann ein Problem der Kanalbelegung: Wild wachsende Funknetze kommen einander rasch in die Quere. Dass der mobile Netzzugang in München so gut klappt, liegt daran, dass die öffentlichen M-WLANs schon das relativ saubere 5-GHz-Spektrum nutzen.

Netzzugang ist effektives Standort-Marketing

Von Dr. Harald Karcher

In unseren Stichproben an vier großen Münchener Plätzen (Odeonsplatz, Marienplatz, Karlsplatz/Stachus und Sendlinger Tor) hat sich die Performance im „M-WLAN Free WiFi“ vom August 2014 auf April 2015 z.T. deutlich verändert: An allen Hotspots verbesserten sich die ohnehin schon guten Ping-Zeiten von 2014 auf 2015 noch weiter, am Sendlinger Tor sogar deutlich von 22 auf jetzt nur noch 8 ms. Das heißt: Das Surfen fühlt sich rundum zackig an, weil man gute Ping-Reaktionszeiten in den meisten Internet-Anwendungen auch subjektiv noch stärker spürt als Veränderungen bei den ebenfalls schon sehr hohen Download-Upload-Durchsatzwerten.

Performance-Vergleich 2014 und 2015

Am allerbesten war das mobile Surfen am Odeonsplatz, denn hier blieben auch die DL-UL-Speedwerte 2015 noch immer auf dem hohen Anfangsniveau von 2014.

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Die Ping-Zeiten des „M-WLAN Free WiFi“ verbesserten sich an allen vier großen Plätzen. Der DL-UL-Speed sank am Marienplatz und am Karlsplatz, vermutlich wegen starker Nutzung. Am Sendlinger Tor verbesserte sich der Hotspot in allen drei Messkategorien und schloss an das hohe Niveau der drei anderen Plätze an, vermutlich wegen einer deutlichen Verbesserung der technischen Infrastruktur. (Bild: Harald Karcher)

Am Marienplatz und am Karlsplatz verbesserten sich nur die Ping-Zeiten, aber die Speed-Werte wurden schlechter. Das merkt man subjektiv bei den meisten Anwendungen aber sowieso nicht, weil sich auch 10 bis 15 MBit/s beim Surfen und bei kleinen bis mittleren Dateien schnell genug anfühlen. Bei großen Dateitransfers merkt man den Unterschied zwischen 15 und 45 MBit/s natürlich schon deutlicher.

Am Sendlinger Tor dagegen ist von 2014 auf 2015 schlichtweg alles besser geworden: Die Ping-Zeiten verkürzten sich drastisch von 22 auf 8 ms. Die Dateitransfers verbesserten sich im Schnitt von gut 4 MBit/s auf über 24 MBit/s. Da wurde der Hotspot entweder in der letzten Luftstrecke stark optimiert und/oder insgesamt viel besser an das Internet angebunden. Der Sendlinger-Tor-Hotspot lag im April 2015 etwa auf dem Niveau von Marienplatz und Karlsplatz.

Gedrängel im 2,4-GHz-Band

Dass die Download-Upload-Werte ausgerechnet am Marienplatz und am Karlsplatz von 2014 auf 2015 zurückgingen, könnte auf hohe Speed-Verluste in der Luft durch Interferenzen, auf mittlerweile zu dichte Belegung der Kanäle, auf sehr viele gleichzeitige User im „M-WLAN Free WiFi“ und/oder auf starke lokale oder auch nur temporäre Störfunker hinweisen. Diese beiden Plätze sind nun einmal besonders beliebt und belebt. Dass aber die Ping-Zeiten trotzdem sogar etwas besser wurden, deutet auf eine extrem schnelle Anbindung der Funkstationen per Glasfaserkabel hin.

Serie: Public WLAN in München
Teil 1 sucht sich das Equipment zusammen und beginnt mit der Messung am Odeonsplatz. Teil 2 zieht weiter zu den Hotspots an Marienplatz, Karlsplatz und am Sendlinger Tor. Teil 3 vergleicht die Messungen 2014 und 2015: Engstellen dürfte es auch in Zukunft kaum geben.

Im Glasfasernetz der Münchener Stadtwerke sind höchstwahrscheinlich auch noch große Wachstumsreserven drin. Engpässe durch steigende User-Zahlen dürften sich zuerst in den Funkkanälen des 2,4-GHz-WLAN-Bandes auswirken – die sind schon jetzt randvoll. Gut, dass die Stadtwerke ihr Gratis-WLAN auch gleich auf mehreren 5-GHz-Kanälen anbieten! Das verstehen im Prinzip schon alle fast jüngeren 11ac-Handys, -Tablets und -Notebooks. Außerdem sind alle älteren 11n-Dualband-Geräte grundsätzlich in der Lage, in WLAN-Hotspots bei 2,4 oder bei 5 GHz zu surfen. Nur reine 2,4-GHz-Endgeräte können die modernen 5-GHz-Kanäle des M-WLAN nicht nutzen und sind auf das schon jetzt stark überfüllte 2,4-GHz-Band angewiesen – ein Grund mehr, beim Neukauf auf Dualband-WiFi-Module zu achten. Die sind mittlerweile aber fast schon eine Commodity.

Gratis-WLAN: Vorteile für User und Anbieter

Für Nutzer sind Gratis-WLANs nicht nur praktisch, sondern auch aus Kostensicht von Vorteil, besonders im Ausland, wo ansonsten hohe Roaming-Kosten für die Datennutzung per Mobilfunk entstehen können. Auf Sicherheits- und Abhörrisiken muss im Zeitalter der NSA wohl kaum noch extra hingewiesen werden. Wer kann, sollte gerade an offenen WLAN-Hotspots u.a. verschlüsselte Verbindungen über SSL oder VPN bevorzugen.

Hotspots deutschlandweit
Weitere Münchner WiFi-Hotspots sind auf muenchen.de gelistet. Berliner Gratis-WLANs findet man auf Berlin.de. Gratis-Hotspots findet man auch über die Webseiten freie-hotspots.de oder mit dem Hotspot Finder. Ein weiteres Hotspot-Verzeichnis gibt es bei Kabel Deutschland, mittlerweile ein Vodafone-Unternehmen: Die werben mit über 750.000 WLAN-Hotspots in 13 Bundesländern, aber diese APs sind nicht kostenlos. Auch die Deutsche Telekom – ebenfalls nicht gratis – wirbt mit über 300.000 WLAN-Standorten in Deutschland und 45.000 weiteren im Rest der Welt.

Dem WiFi-Betreiber kann sein Funkservice ebenfalls Vorteile bringen: Manche Gäste buchen nur noch Hotels, die kostenloses WLAN bieten. Zudem können WiFi-Zugangspunkte auch einen Marketing- und Werbeeffekt auf Noch-nicht-Gäste haben, besonders im Bereich von Gastronomie und Tourismus: Mit guten WLAN-SSID-Namen kann man potenzielle Kunden auch spontan in die Geschäfte locken – etwa in ein Café mit Gratis-WLAN.

Die Wiener WLAN-Firma Unwired Networks etwa bringt ihre potenziellen Hotspot-Kunden sinngemäß auf folgende Idee: Sparen Sie sich die Anzeigen auf Facebook und spannen Sie lieber einen Gratis-WLAN-Hotspot auf, aus dem Ihre Gäste selber Fotos und Videos in die ganze Facebook-Welt hinaus posaunen können. Im Zweifel bringt das mehr Werbeeffekt und kostet weniger.

Außerdem können einige WLAN-Betreiber auch Bewegungsdaten und Besucherströme an ihren Hotspots analysieren. Je größer und zusammenhängender diese WLAN-Netze sind, desto interessanter die Auswertungen: Wann und woher kam der Besucher in die WLAN-Wolke? Wohin geht er? Wie lange verweilt er an welcher Position, vor welchem Schaufenster, auf welcher Etage? Die Antworten auf solche Fragen sind für das Mobile Marketing mittlerweile eine wahre Goldgrube.

Nicht zuletzt dienen Gratis-WLANs insgesamt auch dem Städtemarketing und der touristischen Servicequalität. Diese Erkenntnis hat sich zwar noch nicht in allen Zentren durchsetzen können, ist aber eindeutig auf dem Vormarsch.

Serie: Digitale Infrastruktur
Die Einführung beginnt in Berlin und klärt die Rahmenbedingungen in Deutschland. Ein erster Regionalschwerpunkt widmet sich dann dem Westen und Nordrhein-Westfalen. Weitere Regionalreports konzentrieren sich auf den deutschen Südwesten und auf Bayern. Extra-Beiträge berichten außerdem über den Stand der NGA-Netze in Österreich und über die praktische, aber schwierige Mobilfunk-Dominanz in der Alpenrepublik.

Fazit: Zentral geplant Hotspots halten am besten

In München hat die Stadtverwaltung das Thema Gratis-WLAN zentral und professionell in die Hand genommen. Seit 2013 bietet sie zusammen mit den Münchener Stadtwerken SWM, dem Stadtportal muenchen.de und dem Telekommunikationsanbieter M-Net schnelle WiFi-Hotspots für Einwohner und Touristen gleichermaßen. Verbindungsqualität und WLAN-Speed am Odeonsplatz, Marienplatz und Karlsplatz (seit 2015 auch am Sendlinger Tor) waren in unseren Tests besser als an jedem anderen bisher gemessenen Städtehotspot von Wien bis München.

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Die bayerische Landeshauptstadt bietet ihren Bürgern und Besuchern ein schnelles Gratis-WLAN an den wichtigsten Plätzen. Mit international verständlichen Plakaten weisen die Wireless-Betreiber gut auf den schnellen WiFi-Service hin. (Bild: Harald Karcher)

Unter dem Aspekt der Kanal- und Frequenzoptimierung wären zentral geplante Funkinstallationen auf sehr belebten Plätzen viel günstiger als das wilde Durcheinander von Firmen-WLANs teils bekannter und teils unbekannter Betreiber mit äußerst unterschiedlicher WLAN-Expertise und dementsprechend heftigen Interferenzen, also gegenseitigen Störungen durch ungeschickte oder gänzlich fehlende Kanaloptimierung. Dann nämlich stört fast jeder WLAN-Access-Point fast jeden anderen im 2,4-GHz-Frequenzdschungel. Da grenzt es schon fast an ein Wunder, dass die Gratis-WiFi-Zellen der Stadt München trotzdem eine so überzeugende Surfpower bieten können. Einer der Gründe: Die M-WLANs nutzen neben 2,4 GHz auch schon das relativ saubere 5-GHz-Spektrum. Dort gibt es weniger Funkstörungen (Interferenzen) als im überfüllten 2,4-GHz-Band. Der Nachteil: Nicht alle Handys und nicht alle Laptops, vor allem ältere Modelle, können schon auf WLAN-11n oder 11ac bei 5 GHz hochschalten.

Trotz der Nachteile von wild durcheinander funkenden Public-WLANs – gerade im Vergleich zum stark durchgeplanten LTE-Mobilfunk – ist eine weitere Verbreitung kostenloser WiFi-Hotspots sicher wünschenswert: auch und gerade für jene Bürger und Besucher aus nah und fern, die sich keine üppigen Flatrates etwa für den Oktoberfest-Mobilfunk leisten können oder wollen.

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