Multicopter: Was Copter-Piloten mit ihren Drohnen dürfen

Die Dis­kussion um un­bemannte Luft­fahr­zeuge kocht derzeit hoch. Im Januar hat der Bundes­tag Alexander Dobrindts Drohnen-Verordnung zu­gestimmt, eine EU-Regelung soll dem­nächst folgen. Bereits im Mai 2016 hat sich der Bundes­verband der Copter-Piloten gegründet, der dabei ein Wört­chen mit­reden möchte.

Kamera am Himmel, Pilot am Steuer

Von Christoph Bach, BVCP-Gründungsvorsitzender

Bereits mehr als 400.000 Unmanned Aerial Systems (so der Fachbegriff für Drohnen) soll es derzeit in Deutschland geben – Tendenz steigend. Man schätzt, dass 2016 allein zu Weihnachten noch 100.000 weitere hinzugekommen sind und dass sich die Gesamtzahl bis Ende 2017 noch verdoppeln wird. Dabei sind Multicopter nicht nur ein beliebtes Hobby für Privatflieger, sondern dienen bereits einer Reihe professioneller Einsatzzwecke. In der Öffentlichkeit steht derzeit vor allem die Sicherheit im Fokus.

In den Medien wird immer mehr über „Drohnen“ und die Gefährdung des Luftraums gesprochen. Wo Copter-Piloten früher noch interessierter Neugierde begegneten, verbreiten sich im Angesicht eines „Game of Drones“ wie es zum Beispiel das ZDF zeichnet, zunehmend Skepsis und Misstrauen, die Angst vor Unfällen und die Sorge um die Privatsphäre. Dabei bieten Multicopter gesellschaftlich und wirtschaftlich wertvolle Anwendungsmöglichkeiten und die heute bereits bestehenden gesetzlichen Regelungen einen guten Schutz – wenn man sie nur beachtet.

Einsatzfelder für Multicopter

Die wirtschaftlichen Möglichkeiten von Multicoptern werden gerade erst erkannt. Erfolgreiche Szenarien gibt es bereits im Monitoring bei der Agrar- und Forstwirtschaft oder in der Energie- und Bauwirtschaft, wo Copter bei der technischen Inspektion und Dokumentation Kosten sparen. Die Medienwirtschaft setzt schon lange auf Camcopter als preiswerte Alternative zu Filmaufnahmen per Helikopter – die Technologie ist bereits so weit fortgeschritten, dass die Qualität auch für professionelle Spielfilmproduktionen ausreicht. Die Logistik sieht Multicopter als Zukunftstechnologie für flexible Lieferprozesse und testet den Copter-gestützten Paketversand. Weitere Beispiele wären die Brandbeobachtung durch Feuerwehren, die Sicherheitsüberwachung bei Großveranstaltungen, die Rettung von Personen in Seenot, die schnelle Installation eines luftgestützten WLAN- oder Mobilfunknetzes für die Koordination von Rettungsmaßnahmen oder der staufreie Transport von Transplantationsorganen durch die Luft.

Mitbestimmung im Verband
Die Neuregulierung des Luftverkehrsraums wird sich nicht aufhalten, nur mitbestimmen lassen. Doch bisher hat man vor allem über Copter-Piloten gesprochen und nicht mit ihnen. Das zu ändern, hat sich im Mai 2016 der Bundesverband Copter Piloten e.V. (BVCP) gegründet, in dem Copter-Piloten als Mitglieder ihren Interessen eine Stimme geben können. Der Verband setzt sich für die Interessen der Copter-Piloten ein und will mit Ansprechpartnern aus Politik und Wirtschaft sowie der Öffentlichkeit einen offenen und transparenten Dialog über den respektvollen und sicheren Einsatz von Multicoptern führen, ob diese nun in der Logistik eingesetzt werden oder in der Freizeit fliegen. Der BVCP bietet Copter-Piloten und der Copter-Branche ein Austauschforum, vernetzt sie untereinander, vermittelt Schulungen und Versicherungen, verzeichnet Events und ermöglicht über sein Mitgliederportal Kontakte zwischen Dienstleistern und potenziellen Auftraggebern sowie zu Partnern, Herstellern und Händlern. Zum Thema Copter-Sicherheit hat der BVCP in freiwilliger Selbstverpflichtung die verbandsübergreifende Initiative Aerial Culture – Fliegen mit Verantwortung ins Leben gerufen, die inzwischen schon von vielen anderen Verbänden und Organisationen geteilt wird.

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Fliegen mit Verantwortung: 10 Regeln (Bild: BVCP)


Bundesverband Copter Piloten e.V. (BVCP), Startplatz – Im Mediapark 5, 50670 Köln, Tel.: 0221-1773375-0, Fax: 0221-1773375-9, info@bvcp.de, bvcp.de

Potenzial contra Sicherheitsbedürfnis

Welche Geschäftsmodelle sich hierzulande mit Multicoptern noch ergeben, wird zuerst die Politik entscheiden. In naher Zukunft sind umfangreiche auf europäischer Ebene, angestoßen durch die Agentur für Flugsicherheit EASA, gesetzliche Regulierungen zu erwarten, die auch Deutschland betreffen. Auf der Konferenz im November 2016 haben die Behörden das wirtschaftliche Potenzial in der abschließenden Warschauer Deklaration durchaus gewürdigt. Das Ziel ist laut EASA ein System, „that is simple to use, affordable, commercially and operationally friendly, yet capable of addressing all societal concerns such as safety, security, privacy and environmental protection“, also einfach zu handhaben, finanzierbar, wirtschafts- und anwenderfreundlich, aber zugleich in der Lage, auf alle gesellschaftlichen Belange wie (technische und juristische) Sicherheit, Daten- und Umweltschutz einzugehen.

Der BVCP ist bei solchen Verhandlungen Ansprechpartner für die Politik. Er hält Kontakt zum Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), zum Deutschen Aero Club, der Deutschen Flugsicherung (DFS), verschiedenen Industrieverbänden und Unternehmen wie DHL oder Lufthansa und informiert seine Mitglieder regelmäßig über Aktuelles zur Neuregulierung der Luftverkehrsordnung oder der zukünftigen Lizenzierung von Copter-Schulungen und Copter-Piloten. Zur Verordnung zur Regelung des Betriebs von unbemannten Fluggeräten etwa hat der Verband eine Stellungnahme abgeben (den Stand der Dinge zum Januar 2017 nach Rückfrage beim BMVI hat Ralf Spoerer von Copter-College in einem Videobeitrag zusammengefasst).

Weichenstellung im Live-Betrieb

Ob man der Unsicherheit, die Multicopter unter dem Schlagwort „Drohne“ offenbar auslösen, mit einer Sachdiskussion begegnen kann, bleibt vorerst offen. Zu wünschen wäre es. Die Chancen, die sich allein auf dem Gebiet von Wartung und Instandhaltung ergeben, sind zu groß – Multicopter machen eine sehr viel genauere Inspektion schwer zugänglicher Anlagen möglich, können Verschleiß deutlich früher erkennen als das menschliche Auge und ermöglichen damit deutliche Einsparungen. Allerdings haben auf diesem Politikfeld technikbegeisterte Hobby-Piloten mit einem Image zu kämpfen, in das die militärische Nutzung ebenso hineinspielt wie eine weitere Technologie, die derzeit für Schlagzeilen sorgt: Artificial Intelligence (künstliche Intelligenz), wie sie derzeit in autonomen Fahrzeugen getestet wird. Dass aber selbststeuernde Drohnen und Multicopter, die ein verantwortlicher Mensch steuert, klar zu unterscheiden sind, kann ein erster Schritt der Erkenntnis sein.

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