Mitglieder treffen die Richtigen
Von Sabine Philipp
Ob Sie sich mit anderen Existenzgründern über die Zahlungsmoral eines Kunden austauschen, sich Erfahrungsberichte über das Antidiskriminierungsgesetz anhören wollen oder potenzielle Geschäftspartner suchen – Netzwerke machen das Leben leichter: Sie ermöglichen einen ungezwungenen Kontakt zu anderen Unternehmern. Und das kann beim Neugeschäft ebenso wie beim Einfädeln von Kooperationen oder Partnerschaften nur von Vorteil sein.
Und wenn es um geschäftsrelevante Neuigkeiten geht: Kein Medium ist so schnell und zielgenau wie die Buschtrommel zwischen Bekanntschaften. Grundsätzlich gibt es für Mittelständler eine ganze Reihe von unterschiedlichen Möglichkeiten, in Netzwerken zu profitieren. Die Varianten reichen von der IHK-Visitenkartenparty bis zu den Freimaurern. Sie können sich einem Gesellschaftsklub anschließen oder im Internet auf Verbündetensuche gehen. Und natürlich dürfen Sie Ihren eigenen Stammtisch gründen.
Gutes tun und Kontakte pflegen
Gesellschaftsklubs wie der Rotary oder der Lions Club haben sich dem Dienst am Nächsten verschrieben. So verkaufen z.B. die Frankfurter Lions-Clubmitglieder regelmäßig im Winter Glühwein, um mit dem Erlös karikative Projekte zu unterstützten. Auch der Rotary Club engagiert sich gesellschaftlich, oft auch mit konkreten Aktionen. Oberstes Ziel: Die Mitglieder sollen hohe ethische Grundsätze im Geschäfts- und Berufsleben verwirklichen und der Völkerverständigung und dem Frieden dienen. Bei den Rotariern ist regelmäßige Präsenz wichtig. Als Mitglied müssen Sie sich einmal pro Woche mit den anderen zum Essen treffen. Da es fast überall auf der Welt Rotarier gibt, können Sie bei Geschäftsreisen diese angenehme Pflicht auch in anderen Niederlassungen erfüllen.
Der Club zu Bremen will die Toleranz in allen Bereichen der Wirtschaft, Kultur und Politik fördern und der Völkerverständigung dienen, und zwar durch Vorträge und ähnliche Veranstaltungen, bei denen ein lebendiger Gedankenaustausch stattfinden soll. Weitere Gesellschaftsklubs sind Kiwanis, der Round Table sowie der Ambassador Club.
Alle diese Society-Netzwerke haben eines gemeinsam: Sie können in einer netten Atmosphäre andere Geschäftsleute und neue Perspektiven kennen lernen, sich austauschen und Ihren Horizont erweitern. Dass sich daraus auch geschäftliche Kontakte ergeben, ist nur natürlich.
Bedenken Sie aber auch, dass persönlicher Einsatz gefragt ist. Sie müssen sich längerfristig an eine Gemeinschaft binden und eben auch mal Glühwein verkaufen. Horchen Sie gut in sich hinein, ob Sie das wirklich wollen. Falls nicht, sollten Sie lieber die Finger davon lassen.
Stammtisch mit Visitenkarten
Exina, die Existenzgründerinitiative der Stadt Wiesbaden lädt regelmäßig zum Jungunternehmerstammtisch ein. Bei der IHK Stade treffen sich regelmäßig Unternehmerinnen auf ein Glas. Vielleicht gibt es auch in Ihrer Region ein Angebot für Selbstständige. Falls nicht, dann stoßen Sie mal bei Ihrer IHK oder Handwerkskammer an, ob sich so etwas nicht einrichten lässt.
Oder drehen Sie einfach selber Ihr Ding. Suchen Sie sich ein gemütliches Lokal aus; dann geben Sie eine Anzeige in Ihrer Tageszeitung auf (Zeit- und Ortsangabe nicht vergessen). Und vielleicht lassen sich bald interessante Kontakte knüpfen.
Mit Xing über sechs Ecken
Wer nicht so sehr auf gesellige Veranstaltungen steht, findet auch im Internet eine Plattform, auf der sich interessante Geschäftskontakte anbahnen lassen: Das Onlineportal Xing stellt Ihr Profil mit Foto und Lebenslauf ein, so dass Sie ganz zwanglos Kontakt zu anderen Teilnehmern aufnehmen. So können Sie z.B. nach Spezialisten für Datenbanken oder Leuten mit Erfahrung im Auslandsmarketing suchen, Ihre eigenen Dienste und Fähigkeiten anbieten oder einfach nur alte Klassenkameraden aufstöbern.
Einer Xing-Studie zufolge haben zwei Drittel aller Teilnehmer bereits mindestens einmal einen neuen Geschäftskontakt geknüpft. Jeder Fünfte hat bereits ein- oder mehrmals ein Neugeschäft generiert. Auf der Website finden Sie auch etliche Erfolgsgeschichten, die ganz gut illustrieren, wie derlei Netzwerke funktionieren.
Die einfache Mitgliedschaft ist übrigens kostenlos. Sie haben also nichts zu verlieren.
Fazit: Vorteil auf Gegenseitigkeit
Netzwerke sind nicht nur hilfreich – der Kontakt zu Kollegen kann auch richtig Spaß machen. Vergessen Sie aber nicht, dass zum Nehmen auch Geben gehört. Sorgen Sie also dafür, dass die Beziehungen nicht einseitig bleiben. Das wäre nicht nur unfair, sondern fällt auch auf Sie zurück, denn unkooperatives Verhalten spricht sich herum. Wenn Sie also ständig Ihre Kollegen über die neuesten Steuersparmodelle und ihre Erfahrungen mit ASP oder RFID ausquetschen, sollten Sie ihn nicht abblitzen lassen, wenn er Sie mal um einen kleinen Gefallen bittet.