Moderne Browser sind Nachrichtenticker
Von Loredana Covaci/Peter Riedlberger
Newsfeeds bzw. Webfeeds heißen maschinenlesbare Dokumente, die Links zu längeren Artikeln enthalten. Diese Kurzdefinition ist, zugegeben, zunächst wenig hilfreich. Ein Blick auf die Zeit vor den Webfeeds schafft Klarheit: Wer eine News-Site betreibt, will seine Besucher möglichst eng an sich binden. Idealerweise soll der Leser einmal am Tag vorbeikommen und neugierig nachsehen, ob es wieder interessante Artikel gibt. Was aber, wenn er das nicht tut?
Früher pflegten Website-Betreiber E-Mail-Newsletter mit allen neuen Einträgen anzubieten. Der interessierte Leser konnte den Newsletter abonnieren und, sobald er ihn in seinem Postfach vorfand, ganz nach Laune durchsehen und dann den einzelnen Links folgen, die ihn neugierig machten. Dieses System hat am Anfang auch ganz gut funktioniert.
Neuigkeiten automatisch abonnieren
Das Newsletter-System hat aber einige Haken:
- ist erfahrungsgemäß die Hemmschwelle extrem hoch, die eigene E-Mail-Adresse herauszugeben.
- muss die E-Mail zu einem bestimmten Zeitpunkt erzeugt werden und bietet dann auch nur die neuen Artikel zu genau diesem Moment.
- geht so ein Newsletter leicht in der allgemeinen Mailbox unter.
Alle diese Probleme entfallen bei der Verwendung von Webfeeds bzw. Newsfeeds. Viele Nachrichtensites und Blogs bieten einen kleinen, unauffälligen Link „abonnieren“. Wird die Site „abonniert“, dann bedeutet das, dass die Webfeeds dieser Site regelmäßig ausgelesen werden.
Dieses Auslesen übernimmt ein Spezialprogramm, das man Feedreader oder Aggregator nennt. Es tut nichts anderes, als die Webfeeds aller abonnierten Sites abzufragen und anzuzeigen. Normalerweise sieht man dann z.B. einen Ordner „MittelstandsBlog“, der alle aktuellen Einträge dieses Blogs als Links enthält. Anstatt also zahlreiche Sites einzeln auf neue, interessante Einträge durchzuklicken, reicht es, im Aggregator kurz die Ordner der abonnierten Webfeeds durchzusehen. Früher waren Aggregatoren eigenständige Programme. Da aber die Funktionalität bei Firefox und im Internet Explorer 7 integriert ist, gehört das Abonnieren von Webfeeds heute eher zur allgemeinen Browsernutzung.
Webfeeds können übrigens auch dazu benutzt werden, fremde Nachrichten in die eigene Website einzubinden. Kleinere Sites mit wenig Ressourcen haben damit die Möglichkeit, Leser zu binden und einen konzentrierten Überblick über aktuelle Nachrichten zu bieten, ohne sie selbst recherchieren, schreiben und online stellen zu müssen.
Reader verarbeiten RSS und Atom
Das Format von Webfeeds muss, wie gesagt, maschinenlesbar sein. Daher liegt – wie heute praktisch stets – letztlich XML zugrunde. Für das genaue Format gibt es zwei Standards, RSS und Atom, die jeweils wieder in zahlreiche Unterformate zerfallen.
- RSS ist relativ wild gewachsen, genießt aber weitere Verbreitung.
- Atom ist ein sehr puristischer Standard mit weniger Verbreitung, aber so prominenten Unterstützern wie Google.
Letztlich ist die Entscheidung weit gehend akademisch, denn moderne Aggregatoren können Newfeeds in allen Standards verarbeiten, und der Endanwender bekommt nicht einmal mit, welches Format zugrunde liegt.
Fazit: Sofortmelder für Firmen-News
Wer als Unternehmer selbst eine Website mit News betreibt, sollte unbedingt einen Webfeed zur Verfügung stellen. Das beweist IT-Kompetenz und kostet nichts. Außerdem sieht der Anwender, der den Webfeed abonniert, den Markennamen bei jedem Öffnen seines Aggregators. Mehr noch: Die Zahl der Benutzer, die den Webfeed abonnieren, ist ein sehr starker Rezeptionsindikator, denn das Abonnieren beweist sehr großes Interesse am Inhalt der Website. Auch erspart man dem Benutzer damit Frustrationen: Angenommen, es gibt keine täglichen News – der Benutzer wird ein paar Mal wiederkommen, und wenn nicht zufälligerweise genau dann neue Nachrichten vorliegen, wird er irgendwann entnervt aufgeben und entscheiden, dass ihm diese Website nichts zu bieten hat. Hat er dagegen den Webfeed abonniert, stellt er ohne großen Aufwand fest, wann neuer Content online gestellt wurde.