Offline-Videoüberwachung: Was sich auf dem Grundstück bewegt

Hochauflösende drahtlose Außenkameras mit Nachtsichtmodus sind mittlerweile finanzierbar und auch machbar. Komplettpakete sind vergleichsweise einfach. Eine wetterfeste Videoüberwachung aufzusetzen, die dauerhaft ohne Cloud- und Anbieterbindung funktioniert, ist allerdings keine leichte Aufgabe.

Meine Kamera, meine Aufnahmen

Von Dirk Bongardt

Drahtlose Kameras mit Nachtsichtmodus bieten eine praktikable Möglichkeit, Grundstücke zu überwachen. Doch wer hier auf die – oft recht niedrigpreisigen – Pauschallösungen etablierter Anbieter setzt, muss befürchten, dass seine Investition überraschend vergebens war. Denn viele Überwachungslösungen bestehen nicht bloß aus sendefähigen Kameras und entsprechenden Empfängern, sondern beziehen ihre „Intelligenz“ aus der Cloud des Herstellers – bis der den Dienst einstellt. So ging es den Käufern der Dropcam-Überwachungskameras. Die Produkte wurden 2014 erst von Nest übernommen, bevor ihnen 2016 dann von Nest-Eigentümer Google der Stecker gezogen wurde. Seitdem sind Dropcam-Geräte bestenfalls von versierten Bastlern oder als Überwachungsattrappen zu gebrauchen.

Eine wetterfeste und autonome Lösung zu schaffen, die ohne Cloud-Anbindung und Anbieterbindung funktioniert, ist durchaus eine Herausforderung.

Grundfunktionen plus Rekorder

Moderne drahtlose Überwachungskameras bieten eine hohe Detailtiefe und funktionieren auch bei schlechten Lichtverhältnissen. Viele Modelle verfügen über eine leistungsfähige Infrarot-Nachtsichtfunktion, die eine zuverlässige Aufnahme auch in der Dunkelheit gewährleistet. Durch hochauflösende Sensoren mit Full-HD-Auflösung oder sogar 4K-Qualität entstehen Aufnahmen in beeindruckender Detailschärfe, die eine genaue Identifizierung von Personen und Objekten erlauben. Je nach konkretem Verwendungszweck bieten sich eventuell auch Geräte an, die eine Gegensprechfunktion besitzen, also einen Dialog mit den von der Kamera erfassten Personen ermöglichen – etwa bei der Überwachung von Eingängen zu Wohnungen oder Geschäftsräumen, z. B. außerhalb der üblichen Geschäftszeiten.

Wetterfest sind die meisten Überwachungskameras ohnehin konstruiert. Durch Netzwerkrekorder-Systeme können die Aufnahmen zudem über einen längeren Zeitraum gespeichert werden, ohne dass die Speicherkapazität der Kamera selbst erschöpft wird.

Eine Frage der Konfiguration

Ein Beispiel wäre das Überwachungssystem Lorex Fusion 4K. Es speichert die Aufnahmen von bis zu 16 Überwachungskameras (im Lieferumfang der Standardausführung sind acht enthalten) auf einem zentralen NVR (Network Video Recorder) mit 3 TByte Speicherkapazität, sieht auch im Dunkeln ausgesprochen gut und kann zudem Audio aufzeichnen. Die im Standard-Lieferumfang enthaltenen Geräte sind kabelgebunden, der NVR kann aber auch Daten von WiFi-Kameras speichern. Eine Cloud oder ein Abo der Dienste beim Hersteller erübrigt sich. Für unter 2000 Euro lassen sich damit auch die Lager- und Geschäftsräume kleinerer mittelständischer Unternehmen absichern. Der Wermutstropfen: Die Konfiguration ist nach Auskunft vieler Anwender nicht eben intuitiv und nimmt – je nach Überwachungssituation – einige Stunden in Anspruch.

Auch für Privathaushalte mit kleineren Budgets bietet der Markt geeignete Lösungen, z.B. die Blink Outdoor. In Kombination mit dem Blink Sync Module 2 speichert diese Überwachungskamera bis zu 256 GByte an Videodaten auf einem USB-Stick. Ein passendes Cloud-Abo bietet der Hersteller zwar an, und die Blink-Kameras lassen sich auch mit Amazons Alexa kombinieren, aber ein Einsatz ohne Anbindung ist ebenso möglich. Der aktuelle Marktpreis für Kamera, Sync Module 2 und einen entsprechenden USB-Stick liegt zu Redaktionsschluss gerade einmal bei rund 100 Euro.

Noch flexibler wird diese Lösung mithilfe eines Solarpanels, das der Hersteller optional anbietet. Dann lässt sich ein integrierter 18650-Lithium-Ionen-Akku mit Sonnenenergie aufladen, der die Kamera mit Strom versorgt. Wenn der Akku leer ist, wechselt die Kamera wieder auf ihre internen AA-Batterien, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Das Solarpanel selbst lädt nämlich nicht die Batterien der Kamera auf, sondern versorgt sie nur mit externer Energie, um ihre Lebensdauer zu verlängern.

Mehr Vorteile, größerer Aufwand

Ein zentraler Vorteil autonomer Überwachungssysteme ohne Cloud-Anbindung ist die erhöhte Datensicherheit und Datensouveränität. Da die Aufnahmen lokal gespeichert werden und nicht in externen Rechenzentren landen, haben User die volle Kontrolle über ihre Daten. Das Risiko, mit der DSGVO oder anderen gesetzlichen Regelungen in Konflikt zu geraten, ist damit zwar immer noch nicht ganz vom Tisch, aber doch deutlich reduziert. Dies ist insbesondere für Anwendungen wie die Überwachung von Privatgrundstücken oder Firmenbereichen von Bedeutung.

Darüber hinaus können solche Systeme eine höhere Zuverlässigkeit bieten, da sie nicht von der Verfügbarkeit einer Internet-Verbindung oder Cloud-Infrastruktur abhängig sind. Selbst bei Stromausfällen oder Netzstörungen können einige Systeme weiter Aufnahmen speichern und Alarme auslösen.

Allerdings bringen autonome Systeme auch Herausforderungen mit sich. Die Skalierbarkeit und die Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Anforderungen können eingeschränkt sein, der Pflege- und Konfigurationsaufwand bleibt denen, die diese Systeme einsetzen, zur Gänze selbst überlassen – oder eben externen Dienstleistern, die dann auch Hausbesuche machen müssen.

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Dirk Bongardt hat vor Beginn seiner journalistischen Laufbahn zehn Jahre Erfahrung in verschiedenen Funktionen in Vertriebsabteilungen industrieller und mittelständischer Unternehmen gesammelt. Seit 2000 arbeitet er als freier Autor. Sein thematischer Schwerpunkt liegt auf praxisnahen Informationen rund um Gegenwarts- und Zukunftstechnologien, vorwiegend in den Bereichen Mobile und IT.


Dirk Bongardt, Tel.: 05262-6400216, mail@dirk-bongardt.de, netknowhow.de

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