Oktoberfest-Mobilfunk, Teil 4

Qualitätsanalyse im Live-Test

Von Dr. Harald Karcher

Wir wollten nun natürlich wissen, ob der Oktoberfest-Hotspot 2013 den Ansturm der Besuchermassen aushält und welcher Betreiber auf der Münchener Festwiese das beste Netz bietet. Idealerweise hätte man zu diesem Zwecke vier baugleiche Top-Smartphones mit der jeweils besten SIM-Karte jedes Netzbetreibers benötigt. Das ließ sich aber nicht realisieren. Deshalb haben wir mit gemischtem Equipment getestet: einem Nokia Lumia 920 mit einer E-Plus-SIM für HSPA+ bis 42 MBit/s, einem Nokia Lumia 925 mit einer o₂-SIM für LTE bis 50 MBit/s, einem Apple iPhone 5s mit einer Telekom-SIM für LTE bis 150 MBit/s und einem HTC One XL mit einer Vodafone-SIM für LTE bis 150 MBit/s.

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Anfangs dominierte Vodafone (rot) und erreichte mit 57 MBit/s den schnellsten Down­load. Doch je später der Abend und je voller die Wiesn wurde, desto klarer ging das moderne LTE-Huawei-Netz von o₂ (blau) in Führung. Das iPhone 5s surfte im Netz der Telekom (magenta) zwar stabil, aber wie mit ange­zogener Hand­bremse. Die Daten­leistung im E-Plus-Netz war über­wiegend unzumutbar und nur kurze Zeit, zwischen 16:40 Uhr und 16:53 Uhr genießbar. (Bild: Harald Karcher

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Bis 17 Uhr lag das LTE-Netz von Vodafone (rot) beim Upload klar in Führung. Ab 18:30 Uhr bot aber das (vermutlich noch ziemlich leere) LTE-800-Netz von o₂ dem User mehr Upload-Speed als alle anderen. Das macht sich z.B. beim Hoch­laden von Videos auf YouTube mit kurzen Lade­zeiten positiv bemerkbar. (Bild: Harald Karcher)

Die vier Hotspot-Netze hatten unterschiedliche Geschwindigkeitsgrenzen, von 42 bis 150 MBit/s. Die vier Smartphones dagegen beherrschen einheitlich LTE-UE-Cat3, das heißt: bis zu 100 MBit/s im Download. Alle vier Handys können zudem auch auf 3G und 2G zurückschalten, falls sie kein passendes LTE-Signal finden.

Engpass am Festzelteingang

Wir testeten vorzugsweise in den Eingangs­bereichen der bekannten Festzelte, weil dort besonders viele Menschen ihr Smartphone zücken, wenn sie auf Einlass warten oder einander per Handy suchen, um sich zu verabreden. Außerdem wollen jedes Jahr mehr Menschen die Stimmung mit ihren Handy­kameras einfangen und Fotos oder Videos per Mobil­funk in soziale Netze hochladen. Auch das passiert oft in der Warte­zeit vor den Zelten. Dort sind mobilfunk­technisch also die neuralgischen Punkte.

Wir begannen unsere Mess­wanderung am ersten Wiesndienstag (24. September 2013) um 16 Uhr und pendelten dann ständig zwischen Käfers Schänke, Kufflers Weinzelt, Löwenbräu, Schottenhamel, Wildstuben und dem Hofbräu-Festzelt hin und her. Gegen 20 Uhr maßen wir auch einmal am Fuße der Bavaria, weil dort meist viele Menschen auf den Treppen sitzen und ihr Handy nutzen. Gegen 22 Uhr machten wir außerhalb der Theresienwiese zwei Vergleichsmessungen, und zwar in der Münchener City am Karlsplatz und auf dem Marienplatz.

Nun zu den Ergebnissen, streng alphabetisch, von E-Plus bis Vodafone.

E-Plus verspricht bis zu 42 MBit/s

Rundheraus: Das Datennetz von E-Plus war über sechs Stunden hinweg fast nonstop eine Katastrophe. Der Download-Durchschnitt lag bei 0,87 MBit/s, der Upload-Mittelwert bei 0,12 MBit/s. Dagegen schafften o₂, Telekom und Vodafone ein Vielfaches.

Zur Einschränkung muss gesagt sein: Wir testeten nur die Datenleistung und nicht die Telefonie, weil der Datendurchsatz für Internet-affine Smartphone-User immer wichtiger wird und sich auf der Wiesn von Jahr zu Jahr etwa verdreifacht. Das Telefonie-Volumen dagegen bleibt weitgehend unverändert, genau wie der Konsum von Ochsen, Bier und Hähnchen.

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Hier steckte gerade die beste E-Plus-SIM-Karte mit Frei­schaltung für HSPA-Dual-Cell bis 42 MBit/s in einem Windows-8-LTE-Phone der Marke Nokia Lumia 920. Zu vorgerückter Stunde musste man aber schon froh sein, wenn das Gespann überhaupt einen Ping-Test bis zum Ende schaffte. Die nach­folgenden Down­load- und Upload-Tests lagen meist bei 0,00 MBit/s. Ver­mutlich hat E-Plus ent­sprechend wenig Aufwand für den Wiesn-Hotspot betrieben. (Bild: Harald Karcher)

Die Ping-Messungen bei E-Plus schwankten extrem; sie reichten von passablen 113 bis zu schrecklich langen 2245 ms. Das Mittel daraus liegt bei lahmen 394 ms. Allerdings brachen 13 von 32 Messungen schon zusammen, bevor ein Daten-Roundtrip überhaupt komplett zustande gekommen war. Diese Total­flops sind im obigen Mittel­wert gar nicht enthalten; mit welcher Ping-Zeit sollte man den Mittel­wert konkret berechnen, wenn so ein abge­rissener Ping gar nie fertig wird? Kurzum: Es war eine Qual, im Wiesn­hotspot von E-Plus zu surfen und zu messen.

Einzige Ausnahme: Kurz vor 17 Uhr hatten wir am Löwenbräu­zelt ein paar ordentliche Down­loads zwischen 3 und 7 MBit/s. Der große Rest lag aber unter 1 MBit/s, meist sogar unter 0,1 MBit/s. Die offiziellen 42 MBit/s waren also nicht einmal ansatz­weise zu erkennen

Spätere Stichproben gegen 19 und 20 Uhr brachten an derselben Stelle, nämlich am Löwenbräuzelt, null Datendurchsatz mit E-Plus. Nun ist zwar bekannt, dass alle Netze auf der Wiesn gegen 19 Uhr stark unter Druck geraten, aber die anderen drei Netze fielen auch in der Mobilfunk-Rushhour nicht gleich ins Koma.

Serie: Digitale Infrastruktur
Die Einführung beginnt in Berlin und klärt die Rahmenbedingungen in Deutschland. Ein erster Regionalschwerpunkt widmet sich dann dem Westen und Nordrhein-Westfalen. Weitere Regionalreports konzentrieren sich auf den deutschen Südwesten und auf Bayern. Extra-Beiträge berichten außerdem über den Stand der NGA-Netze in Österreich und über die praktische, aber schwierige Mobilfunk-Dominanz in der Alpenrepublik.

Warum der E-Plus-Hotspot floppte

Kurz vor dem Wiesnstart 2013 hatte E-Plus-Pressesprecher Jörg Borm noch auf Anfrage erklärt:

„Über insgesamt elf Mobilfunkstandorte auf und neben dem Gelände stellt die E-Plus-Gruppe die Versorgung der Wiesn auch in diesem Jahr sicher […] Erstmals ist es den Besuchern möglich, mit HSPA+ im Dual-Cell-Modus und damit mit bis zu 42 MBit/s direkt von der Wiesn ins mobile Internet zu gehen.“

Das klingt gut. Doch warum hatten wir dann so geringe Messwerte? Wir meinen, zwei Schwachpunkte im Hotspot-Design von E-Plus zu erkennen:

  • Erstens: E-Plus lässt offen, wie viele E-Plus-Stationen denn nun wirklich innerhalb (!) des Festgeländes stehen und wie viele neben dem Gelände. Vodafone z.B. hat 2013 zwölf UMTS-Standorte, plus GSM, plus LTE innerhalb (!) der Wiesn aufgebaut, dazu kommt eine starke 2G-3G-4G-Versorgung rund um die Theresienwiese. Es ist schwer vorstellbar, wie E-Plus es schaffen will, die Wiesn überwiegend von außerhalb des Geländes zu versorgen.
  • Zweitens ist die Freischaltung von HSPA+ im Dual-Cell-Modus in einem derart Traffic-intensiven Hotspot ein riskantes Unterfangen. Andere Netzbetreiber versuchen eher das Gegenteil, nämlich den Dual-Cell-Modus just auf der Wiesn weitgehend zu vermeiden.

o₂ wie Phönix aus der Asche

Das o₂-Netz überraschte auf der Wiesn 2013 mit großartigen Messwerten. Zwischen 16 und 17 Uhr kamen an der Käfer-Schänke, am Weinzelt und am Löwenbräuzelt satte Downloads von ca. 20 bis 50 MBit/s aus der Luft auf das Nokia Lumia 925. In diesem Zeitabschnitt lag die o₂-Performance im Durchschnitt nur knapp hinter dem starken Vodafone-Netz. Von 17 bis 19 Uhr ging der o₂-Datendurchsatz zwar nach unten, aber nicht so tief wie bei den anderen drei Netzbetreibern. Auch nach 19 Uhr lagen die o₂-Werte über denen von E-Plus, Telekom und Vodafone. Im Download-Durchschnitt schaffte o₂ satte 33,85 MBit/s, gefolgt von Vodafone mit 25,98 MBit/s, Telekom mit 7,81 MBit/s und E-Plus mit 0,87 MBit/s.

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Die eigentliche Überraschung der Messtour 2013 kam aus dem LTE-800-Hotspot von o₂: Sogar am vorgerückten Abend ergaben sich noch sporadische Bestwerte von gut 50 MBit/s im Download, hier gemessen am Fuße der Bavaria auf einem schlanken Windows-8-LTE-Phone der Marke Nokia Lumia 925. (Bild: Harald Karcher)

Warum der o₂-Hotspot so stark war, liegt auf der Hand: Der Provider hat die LTE-Netzkapazität zur Wiesn 2013 im Vergleich zum Vorjahr glatt verdreifacht, und zwar von zwei auf sechs LTE-Stationen, erklärt Pressesprecher Markus Oliver Göbel. Das spürt man auf Schritt und Tritt. Hinzu kommt die Vermutung, dass o₂ bislang deutlich weniger LTE-Abonnenten als Telekom und Vodafone unter Vertrag hat. Damit kann o₂ vorerst viel neue Kapazität auf wenige User verteilen: Das neue Netz ist noch schön leer, da bleibt für jeden Einzelnen viel Durchsatz.

Telekom wirkt wie gebremst

Pünktlich zum Oktoberfest 2013 kam das iPhone 5s in die deutschen Läden. Also konnten wir das gefragteste Handy der Welt mit einer SIM-Karte für das schnellste, deutsche LTE-Netz stolz in der Lederhosen zum Test tragen. Umso größer die Verwunderung: Kein einziger Download ging über 9 MBit/s hinaus, kein einziger Upload knackte die 3-MBit/s-Marke. Von den „bis zu 100 MBit/s“ des Telekom-Complete-Comfort-XXL-Tarifs waren unsere Messwerte weit entfernt.

Immerhin waren die Durchsätze in allen 32 Messungen mit dem iPhone 5s extrem stabil: Der mittlere Download lag bei verlässlichen 7,81 MBit/s, der mittlere Upload bei 2,26 MBit/s mit ebenfalls extrem geringen Abweichungen. Die Ping-Zeit war mit 49 ms im Mittel sogar sehr flott. Deshalb fühlten sich die mäßigen Durchsatzwerte beim Surfen dennoch ganz passabel an. Aber auch bei den Kontrollmessungen außerhalb der Wiesn, am Karlsplatz und am Marienplatz, wirkte das iPhone 5s bei den Download- und Upload-Messungen wie abgebremst.

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Bei den Downloads auf der Wiesn 2013 brachte das moderne und wohl noch ziemlich leere o₂-LTE-Netz mit 33,85 MBit/s den besten Durchschnitt über sechs Stunden hinweg. Der LTE-Speed der Telekom wirkte mit dem neuen iPhone 5s zwar sehr stabil, aber wie parametrisiert und ausgebremst. (Bild: Harald Karcher)

Weit entfernt von 150 MBit/s

Eigentlich hätte der Telekom-Hotspot zur Wiesn 2013 ja vor Kraft und Speed nur so strotzen müssen, denn „auf dem Oktoberfest 2013 betreiben wir zehn LTE-Antennen-Standorte. Den Datenverkehr führen wir über das eigene Glasfasernetz ab“, hatte Dr. Markus Jodl von der Deutschen Telekom erklärt. Daneben seien noch acht GSM und noch einmal zehn UMTS-Standorte auf dem Festgelände installiert.

Warum kam also nicht mehr Speed? Hat die Telekom dank guter Abverkäufe von iPhone 5 und 5s jetzt schon so viele LTE-Abonnenten im Netz, dass für den einzelnen User kaum mehr als 8 MBit/s übrig bleiben? Hatte das brandneue iPhone 5s noch ein Problem mit LTE? Hatte die Telekom den ganzen Wiesn-Hotspot so stark parametrisiert, dass dort kein einzelner Besucher auch nur kurzfristig ganz viel LTE-Speed bekommen konnte? Oder hat die Telekom zur Wiesnzeit vielleicht ganz München parametrisiert? Denn auch am Karlsplatz, am Marienplatz und bei Stichproben im östlichen Bogenhausen kam das 5s im LTE-Modus kaum über 8 MBit/s hinaus.

Die unerwartet schwachen Messwerte mit dem Telekom-Equipment sind in der Tat erstaunlich, denn schon seit über einem Jahr hatte die Telekom in unseren Netzvergleichstests immer das schnellste LTE-Netz. Außerdem hatte ein Samsung Galaxy S4 schon im Sommer 2013 auf dem Marienplatz Spitzenwerte von 106 MBit/s aus dem LTE-1800-Netz der Telekom gezogen. Dass der Anbieter mit LTE viel mehr als 8 MBit/s kann und können muss, steht außer Zweifel.

Vodafone zieht bis zu 57 MBit/s

Kurz vor dem Wiesnstart 2013 hatten wir mit einem neuen LTE-UE-Cat4-Smartphone Huawei Ascend P2 samt Vodafone-SIM schon einmal rasante Downloads bis zu 121 MBit/s aus der Luft erleben dürfen. Beim Netzvergleichstest am ersten Wiesndienstag hatten wir dann aber „nur“ ein herkömmliches LTE-Cat3-Handy (HTC One XL) aus dem Jahr 2012 mit einer Vodafone-Red-Premium-LTE-SIM in der Lederhosen. Dennoch: Bei der ersten Messung an Käfers Schänke kamen gleich 50 MBit/s im Download auf das betagte LTE-Handy, eine Viertelstunde später erreichten uns vor dem Weinzelt sogar 57 MBit/s und auch vor dem Löwenbräuzelt lagen die Downloads zwischen 40 und 46 MBit/s.

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Perfekt geplant: Zur Wiesn 2012 steigerte Vodafone die Netz­kapazität des Hot­spots gegenüber 2011 um das Drei­fache – tat­sächlich stieg dann auch die Nutzung um das 3,5-fache. Dabei war die Daten­nutzung an den drei Samstagen mit jeweils fast 140 GByte am stärksten. (Bild: Vodafone)

Hätten wir die Messungen Punkt 17 Uhr beendet, dann hätte Vodafone alle anderen Netzbetreiber klar geschlagen. Aber je später der Abend wurde, desto mehr verschob sich der Vorsprung hin zu o₂. Vielleicht sind 2013 ab 17 Uhr ja massenhaft LTE-Kunden von Vodafone zur Wiesn angerückt, die sich die Kapazität im roten Netz redlich teilen mussten, während das neue LTE-Netz von o₂ noch unbehelligt kräftig blieb.

Dass das Huawei Ascend P2 satte 121 MBit/s und das HTC One XL ebenfalls recht schöne 57 MBit/s aus der Wiesnluft zog, hat gute Gründe: Vodafone hat am Standort Wiesn-Süd, zwischen Weinzelt und Käfer, bereits das schnelle LTE-2600 für LTE-Cat4-Endgeräte bis zu 150 MBit/s installiert und funkte den Speed in drei Sektoren auf das Festgelände. Dort konnten sich unsere Testgeräte in LTE-2600 einbuchen. Das Huawei P2 von 2013 versteht Cat4 bis 150 MBit/s, das HTC von 2012 Cat3 bis 100 MBit/s. Hinzu kommt, dass Vodafone LTE-800 bis 50 MBit/s aus ca. einem Dutzend Masten rund um die Theresienwiese in das Festgelände hineinstrahlte.

Schon im Vorfeld der Wiesn 2013 hatte Dirk Ellenbeck, Leiter Kommunikation, Technik & Innovationen, Vodafone Deutschland, erklärt:

„Aufgrund der Parametrisierung der Standorte auf der Wiesn für Hochlast ist davon auszugehen, dass die Besucher keine Geschwindigkeiten über 100 MBit/s erzielen werden. Nicht, weil wir das nicht können, sondern weil die Stationen so konfiguriert wurden, dass trotz Besucheransturm möglichst viele Nutzer zeitgleich von hohen Datenraten profitieren und nicht wenige von Spitzendatenraten.“

Dass Vodafone tatsächlich mehr als 100 MBit/s kann, hatten wir wie gesagt schon vor der Wiesn 2013 mit dem LTE-Cat4-Handy P2 von Huawei erleben dürfen.

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Serie: Oktoberfest-Mobilfunk
Teil 1 will wissen, wie die Mobil­funk­netze auf dem größten Volks­fest der Welt ausgelegt sind. Teil 2 blickt den Monteuren beim Antennen­bau über die Schulter und interessiert sich für die An­bindung an den Rest der Welt. Teil 3 sieht sich die Netz­planung genauer an: Für die Hoch­leistungs­versorgung der Wiesn wird ein künstliches Funk­loch geschaffen. Teil 4 hat nachgemessen, was die einzelnen Netze tatsächlich leisten: Insgesamt am besten schlug sich 2013 das LTE-Huawei-Netz von o₂.

Fazit: Grenzwert Mobilfunkstrahlung

Nun ist das Oktoberfest eine Veranstaltung der Stadt München. Deshalb darf auch der amtierende Oberbürgermeister alle Jahre wieder das erste Bierfass im Schottenhamel anstechen. Und das Festgelände, die Theresienwiese, ist eine Liegenschaft der Stadt München. Die Stadtverwaltung kann bislang maximal zwölf Mobilfunkstandorte an die Mobilfunknetzbetreiber vermieten – allerdings nur unter strengen Auflagen. So achtet das Münchener Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) auf die Einhaltung des sogenannten 10-Prozent-Vorsorgewerts, der die Anwohner rund um die Theresienwiese vor zu hohen elektromagnetischen Immissionen durch die Mobilfunkanlagen schützen soll. Die direkten Anwohner sind den Mega-Hotspots ja mehr als zwei Wochen lang nonstop ausgesetzt, der normale Wiesnbesucher dagegen meist nur für einige Stunden.

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Die Mobilfunkantennen hinter dem Schotten­hamel-Festzelt schauen fast alle im Halb­kreis gen Osten in das Fest­gelände hinein. Zu viel Strahlung aus der Theresien­wiese in Richtung der An­wohner wurde 2013 mit allen Mitteln vermieden, um die sehr scharfen Immissions­grenzwerte des Münchener Referates für Umwelt und Gesund­heit nicht noch­mals kurz­fristig zu über­schreiten. Besonders an den drei Samstag­abenden laufen die Mobilfunk­anlagen der Wiesn unter Höchst­last. (Bild: Harald Karcher)

Auf der Wiesn 2012 wurde das Münchener 10-Prozent-Kriterium laut RGU am Immissions­messpunkt „Theresien­höhe 10“ erstmals zeitweilig über­schritten. Ein weiterhin rasantes Wachs­tum des Datenverkehrs trägt nicht zur Verbesserung der Strahlungs­werte bei, sofern am bisherigen Hotspot-Konzept nicht viel geändert wird. Denn grob gesagt gilt: Je mehr Sprach- und Datentraffic, desto stärker die Mobilfunkstrahlung.

So stößt das bisherige Hotspot-Konzept der Wiesn schon seit 2012 teils technisch, teils kapazitativ und zeitweise auch bei den Immissionswerten an seine Grenzen. Deshalb arbeiten die Netzbetreiber an einem neuen Konzept mit über 40 Mobilfunkstationen, die alle über ein neues Glasfasernetz untereinander verbunden werden sollen.

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