Aufträge unterm Hammer
Von Sabine Philipp
Die Portale heißen My-hammer.de, Qutotatis, Blauarbeit.de oder Undertool. Das Prinzip ist immer dasselbe: Jemand stellt einen Auftrag mit einem Einstiegsgebot ein. Und das darf von Ihnen dann unterboten werden. Manche Handwerker füllen damit Lücken im Auftragsbuch, und auch frisch gebackene Meister ohne Werbebudget können sich auf diese Weise einen Kundenstamm aufbauen.
Eigentlich sind Handwerkerbörsen im Web also keine schlechte Idee, sondern eine ganz gute Sache – allerdings kann der Schuss auch nach hinten losgehen. Damit das nicht passiert, sollten Sie die folgenden Tipps für eine erfolgreiche Auftragsersteigerung beherzigen.
Rechnen, Rechnen, Rechnen
Vor dem Gebot kommt immer der spitze Bleistift: Kalkulieren Sie Ihr Angebot genau. Denken Sie daran, dass die Mehrwertsteuer hier immer inklusive ist. Sie müssen sie also von Ihrem Gebot abdrücken. Dazu kommt noch die Provision, die das Portal von Ihnen im Erfolgsfall sehen möchte. Und dann geht noch die Anfahrt auf Ihre Kosten. Überlegen Sie sich bei den heutigen Benzinpreisen also gut, ob Sie 200 km wegen einer einfachen Malerarbeit fahren wollen.
Das Mitbieten auf Auktionen entwickelt immer seine eigene Dynamik. Setzen Sie sich also bitte vor dem ersten Gebot unbedingt ein hartes Limit! Sonst geht es Ihnen wie so manchem eBay-Ersteigerer, der im Bieterrausch am Ende für Gebrauchtes mehr zahlt, als das Neuprodukt gekostet hätte.
Ortstermin vereinbaren
Sehen Sie sich die Sache immer einmal vor Ort an. Nur dann können Sie ein realistisches Angebot abgeben. Manchmal sind die Dinge gar nicht ganz so, wie der Auftraggeber sie beschrieben hat – und Sie müssen länger ran. Das muss keine Böswilligkeit sein; viele wissen es einfach nicht besser. Da Sie aber einen gültigen Vertrag geschlossen haben, bleibt die Mehrarbeit oft an Ihnen hängen.
Versuchen Sie aber bitte nicht, das in hastigen fünf Minuten einfach auszugleichen. Denn der Kunde hat immer Garantieansprüche. Außerdem werden Sie ja auch noch bewertet, und bei schlechter Arbeit fällt dieses Zeugnis entsprechend negativ aus, was wiederum andere potenzielle Kunden abschreckt. (Ein kleiner Trost: Sie dürfen auch die Kunden bewerten, so dass Sie sich gegen unverschämte Pappenheimer wehren können.) Auch Ihrer Kasse ist übereilte Schluderarbeit nicht gerade förderlich. Denn oft wird ein Treuhandkonto eingerichtet, und Geld fließt erst, wenn der Kunde zufrieden ist.
Die einzige Lösung besteht letztlich darin, dass Sie sich Kunden in der näheren Umgebung suchen. Dann können Sie auch schneller vorbeischauen, falls tatsächlich Nachbesserungen angesagt sind. Außerdem wächst mit der räumlichen Nähe auch die Wahrscheinlichkeit von Folgeaufträgen. Viele Kunden bevorzugen ja jemanden aus der Nachbarschaft, den sie rasch mal anrufen können.
Nur mit Brief und Rolle
Damit Sie nicht mit Heimwerkern konkurrieren müssen, die natürlich ganz andere Angebote abgeben können, sollten Sie einen Anbieter wählen, der ausschließlich Profis aufnimmt. Achten Sie auch darauf, dass Sie auf Ihre Qualifikation, z.B. als Meister, hinweisen können.
Steigern Sie daher auch nur auf Portalen, bei denen nicht automatisch der billigste Jakob gewinnt. Vielen Interessenten ist nämlich die Qualifikation wichtiger als gesparte fünf Euro. Manchmal haben Handwerker sogar die Möglichkeit, sich eingehender zu präsentieren. Oder es gibt Blogs und Profile. Die Möglichkeiten zu vergleichen lohnt sich also.
Fazit: Nicht unter Wert anbieten
Während in der ersten Zeit viele Kritiker – speziell die Handwerkskammern – in solchen Portalen Dumping-Schleudern witterten, sehen andere in den Auftragsbörsen eine Chance. Und seit die meisten Seiten Qualifikationsnachweise eingeführt haben, hat sich die erste Aufregung etwas gelegt. Gerade Existenzgründer, die noch nicht so viel vorzuweisen haben, können sich hier die ersten Sporen verdienen. Oft gibt es Folgeaufträge, und nicht selten wird man weiterempfohlen.
Wie weit Sie beim Preis nach unten gehen wollen, bleibt letztlich Ihnen überlassen. Sie sollten sich aber auf keinen Fall unter Wert verkaufen, auch wenn dann der eine oder andere Auftrag flöten geht. Lassen Sie sich in jedem Fall nicht von den Kampfpreisen mancher Mitwettbewerber beeindrucken, denn häufig ist bei solchen Billigheimern nicht alles ganz koscher. Das hat sich aber auch bei den Kunden herumgesprochen. Trauen Sie sich also, ein reelles Gebot abzugeben. Schließlich ist mit Auftraggebern, die eine Arbeit am liebsten geschenkt hätten, meist nicht gut Kirschen essen. Und wenn es mit dem einen Versuch nicht klappt, dann vielleicht beim nächsten Mal. Handwerkerportale sind auf jeden Fall besser, als im stillen Kämmerlein tatenlos auf Kundenanrufe zu warten.