Distributoren unterstützen Start-ups
Von Roland Freist
Open Hardware führt neben freier Software nach wie vor ein Schattendasein. Das liegt vor allem an den schwierigeren Produktionsbedingungen: Software lässt sich an jedem PC herstellen, Hardware erfordert dagegen zumeist aufwendige Maschinen. So bleibt es denn oft bei den Bauplänen, von den Geräten selbst wird oft noch nicht einmal ein Prototyp erstellt. Doch das könnte sich bald ändern.
Katalogdistributoren wie Conrad Electronic oder RS Components suchen mittlerweile in der Open-Source-Szene gezielt nach spannenden Projekten von Start-ups und unterstützen sie bei der Lösung von technischen, finanziellen und organisatorischen Problemen. Sie helfen allerdings nur in seltenen Fällen beim Crowdfunding, also der Anschubfinanzierung für die jungen Unternehmen. Dafür sind nach wie vor Plattformen wie Kickstarter besser geeignet. Stattdessen spielen sie ihre Kompetenzen in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Support aus und stellen Kontakte in die Industrie her.
Auf diese Weise erleichtern sie den jungen Unternehmen z.B. die Materialbeschaffung und bringen sie mit günstigen Anbietern zusammen. Die Start-ups werden damit oft überhaupt erst in die Lage versetzt, Prototypen ihrer Produkte anzufertigen. Aber auch bei den weiteren Stadien der Produktentwicklung greifen ihnen die Distributoren unter die Arme. Sie sind ihnen bei den Konformitätsprüfungen behilflich, beim Einholen von Genehmigungen und Prüfsiegeln und zeigen ihnen, wie sie die Voraussetzungen für eine industrielle Serienproduktion schaffen.
Open-Source-Support lohnt sich
Die Distributoren handeln dabei nicht uneigennützig, denn auch sie profitieren von der Partnerschaft. Selbst wenn viele der Projekte scheitern, so gelangen doch auch immer einige zur Marktreife und machen beim Verkauf die Förderung wieder wett. Zudem ergeben sich für die Distributoren Gelegenheiten, Werbung für eigene Angebote wie etwa den klappt Meister-Service von Conrad zu machen.
Zahlen sind zwar nicht verfügbar, doch die Start-up- und Open-Hardware-Unterstützung scheint sich zu lohnen. Sowohl Conrad wie auch RS haben mittlerweile eigene Teams aufgestellt, die gezielt nach förderungswürdigen Projekten Ausschau halten. Sie orientieren sich an den Wünschen ihrer Kunden und versuchen einzuschätzen, ob ein neues Produkt interessant ist. Conrad hat auch eine eigene Website eingerichtet, die um junge Firmen wirbt und eine Möglichkeit zur Kontaktaufnahme bietet.
Fazit: Die ersten Erfolgsgeschichten
Zudem können sowohl Conrad als auch RS mittlerweile auf gelungene Förderprojekte verweisen: RS war ursprünglich einer der Exklusivdistributoren für den Minicomputer Raspberry Pi, von dem mittlerweile mehr als 3,5 Mio. Exemplare verkauft worden sind. Aktuell unterstützt die Firma das Start-up-Projekt SparqEE, das Mobilfunkerweiterungen für den Raspberry Pi und die Open-Source-Platinen der Arduino-Plattform liefert, sowie Red Pitaya, eine Open-Source-Plattform für die Mess- und Regeltechnik. Conrad hinwieder hat das Open-Source-Kit WunderBar unter seine Fittiche genommen, ein Produkt des Berliner Start-ups relayr, das Entwicklern einen schnellen Aufbau von Produkten und Anwendungen für das Internet der Dinge erlaubt.
Genau wie Crowdfunding steht auch die Förderung von Open Hardware in Deutschland noch am Anfang. Doch die Entwicklung der letzten Jahre ist vielversprechend und wird hoffentlich zu einer breiteren Unterstützung junger Firmen und Projekte führen.
Roland Freist, Jahrgang 1962, begann nach einem Studium der Kommunikationswissenschaft ein Volontariat beim IWT Verlag in Vaterstetten bei München. Anschließend wechselte er zur Zeitschrift WIN aus dem Vogel Verlag, wo er zum stellvertretenden Chefredakteur aufstieg. Seit 1999 arbeitet er als freier Autor für Computerzeitschriften und PR-Agenturen. Seine Spezialgebiete sind Security, Mobile, Internet-Technologien und Netzwerke, mit Fokus auf Endanwender und KMU.
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