Freeware, Shareware und freie Software

Die Lizenz sagt, was eingeschränkt oder offen ist

Von Loredana Covaci/Peter Riedlberger

Das englische Adjektiv „free“ hat zwei Bedeutungen: „kostenlos“ und „frei“. Das muss jedem bewusst sein, der den Unterschied zwischen Freeware und Free Software verstehen will, denn obwohl die Ausdrücke ganz ähnlich aussehen, haben sie doch eine sehr unterschiedliche Bedeutung: Freeware ist kostenlose Software. Free Software ist freie Software.

Die klassische Vermarktungsstrategie von Software ist die Schachtel im Laden. Wie bei allem, was verpackt ist, kennt der Kunde dann auch das Programm nicht, das er kauft. Nun hat aber Software spezielle Voraussetzungen. Zum Beispiel kann der Hersteller beliebig viel davon abgeben, ohne dass direkte Produktionskosten anfallen.

Von der Schachtel zur Shareware

So entstand in den frühen 1980ern das Shareware-Konzept: Kleine Programmierer, die nicht über einen Vertrieb verfügten, der ihre Produkte bis in die Läden gebracht hätte, stellten mit diesem Geschäftsmodell ihre Programme als Mailbox-Download o.Ä. kostenlos zur Verfügung. Anfangs waren die Programme uneingeschränkt nutzbar und man bat nur um freiwillige Spenden, später kam die Idee, die Software in irgendeiner Weise einzuschränken, um die Benutzer zum Bezahlen zu animieren. Die Programm waren dann nur zeitlich oder funktional beschränkt einsetzbar oder unterbrachen die Arbeit mit nervenden Nagscreens.

Serie: Open Source 2014
Teil 1 fragt sich, wo eigentlich Linux steckt. Die Antwort: In Serverschränken, Smartphones und in jeder Menge Unterhaltungselektronik. Teil 2 schildert anhand der Beispiele Freiburg und München, wie die Umstellung auf OpenOffice und Open-Source-Systeme laufen kann. Teil 3 erklärt, was bei solchen Projekten zu beachten ist. Außerdem wollen wir wissen, wo es quelloffene Software für Unternehmenszwecke gibt.

Das Konzept hat sich bis heute gehalten. Dank Internet ist es ausgesprochen einfach, diesen Vertriebsweg zu nutzen, zumal es viele Websites gibt, die Hosting-Speicher für solche Downloads zur Verfügung stellen (download.com, tucows.com u.v.a.). Es gibt Programme, die komplett uneingeschränkt funktionieren, und deren Hersteller allein von der Ehrlichkeit der Benutzer leben (z.B. Feurio!). Andere Programme beschränken sich auf einen Nagscreen (z.B. Total Commander). Die meisten größeren Applikationen stellen aber nach einer bestimmten Zeit einfach den Dienst ein (z.B. ThumbsPlus oder TheBat!).

Die Grenze zwischen Shareware und Demos ist fließend. Viele große Softwarehersteller, deren Produkte man klassischerweise als Karton im Laden kaufte, bieten nämlich heute auch Software zum Download an, die sich vorübergehend testen lässt. Renommierte Softwarehäuser wie Kaspersky nennen so etwas natürlich nicht Shareware, sondern Demo bzw. Testversion, die sich dann aber gegen Entgelt freischalten lässt. Ein funktionaler Unterschied zur Shareware existiert dabei nicht.

Freeware mit Kleingedrucktem

Es mag überraschen, aber auch zwischen Shareware und Freeware sind die Grenzen fließend. Eigentlich bezeichnet man heute mit Freeware einfach kostenlose Software. Aber das war nicht immer so: Andrew Fluegelman, der den Begriff erfand und ihn 1982/83 schützen ließ, verwendete ihn für das klassische Sharewaremodell.

Heute kann sich praktisch alles hinter Freeware verstecken, von wirklich kostenlosen, voll funktionalen Programmen (z.B. Pegasus Mail) bis hin zu klassischer Shareware („Diese Funktion ist in XYZ Free nicht vorhanden! Klicken Sie hier für ein Upgrade Ihrer Software auf XYZ Professional!“).

Das Problem an der traditionellen Freeware ist, dass es weiterhin den Ärger mit der Lizenz gibt. Wer z.B. ein Auto kauft, bekommt nicht vom Autohersteller diktiert, was er damit zu machen hat. Anders bei Software: Praktisch jedes Programm kommt mit einer großen Menge an Kleingedrucktem (Lizenz, EULA etc.), und dieser Spezialvertrag zwischen Hersteller und Nutzer kann höchst überraschende Klauseln beinhalten. Doch selbst „normaler“ Vertragstext kann zu Problemen führen.

Angenommen, die Lizenz eines Freeware-Programms regelt, dass es nur für den nicht-kommerziellen Einsatz kostenlos ist. Verletzt man dann die Regeln, wenn man es als freiberuflicher Journalist auf dem Rechner hat? Angenommen, die Lizenz legt fest, die Freeware dürfe nur kostenlos weitergegeben werden: Begeht man einen Vertragsbruch, wenn man das Geld für den Rohling vom Empfänger zurück will? (Oder: Darf ein Zeitschriftenverlag die Software auf die Heft-CD nehmen?)

So kam bald das Bedürfnis auf nach allgemein gültigen, fairen Softwarelizenzen, so dass man nicht bei jedem Programm einzeln die Konditionen durcharbeiten muss. Diese Funktion erfüllen heute die GPL und andere Lizenzen.

Ohne allzu sehr zu verallgemeinern, kann man sagen, dass die meisten „anständigen“ Freewareprogramme heutzutage einer dieser Lizenzen verwenden. Sonstige Freeware ist selten. Es kann sich dabei um Produkte von Programmierern handeln, die sich nicht die Mühe machen, irgendetwas zur Lizenz zu sagen (das ist häufig bei sehr kleinen Tools der Fall). Oder die Hersteller wollen – aus welchen Gründen auch immer – unbedingt den Source Code für sich behalten (z.B. bei Pegasus Mail). Zumeist handelt es sich aber doch um verkappte Demos kommerzieller Tools.

Freie Software legt den Code offen

Freie Software ist ein extrem wichtiges Konzept, bei dem es letztlich darum geht, den Empfängern (= Nutzern) von Software bestimmte Freiheiten zu garantieren. Die Begriffe klingen ideologisch – und das ist die Freie-Software-Bewegung auch. Wie in solchen Kreisen üblich, wird sehr viel über Begriffe gestritten, so dass – um nur ein Beispiel zu nennen – viele Vertreter dieser Ideologie lieber von Open-Source-Bewegung sprechen würden.

Entscheidend für freie Software ist, dass sie ohne Einschränkungen verwendet werden kann; es kann also nicht etwa der kommerzielle Einsatz ausgeschlossen werden. Zum Verwenden gehört auch das Recht, die Software weiterzuentwickeln und zu modifizieren, was bedeutet, dass der Source Code mit dem kompilierten Programm mitgeliefert wird. (Daher der alternative Name „Open Source“: der Source Code ist offen, verfügbar und nicht unter Verschluss, wie sonst üblich.) Und auch die Distribution ist geregelt: Jeder darf das Programm beliebig weitergeben; er kann auch Geld dafür verlangen (was aber voraussetzt, dass er jemanden findet, der für ein offensichtlich kostenlos erhältliches Programm Geld bezahlt).

Damit das Ganze funktioniert, sind ein paar Spielregeln notwendig, die ebenfalls von den freien Softwarelizenzen geregelt werden: Wer das Programm weitergibt, muss immer gleichzeitig auch den Source Code weitergeben. Wird das Programm weiterentwickelt, dann muss das neue Produkt, die Weiterentwicklung, wieder unter dieselbe Lizenz gestellt werden.

Was hier in Umrissen skizziert ist, stellt die wichtigste und erfolgreichste aller Open-Source-Lizenzen dar, die GPL. Andere Lizenzen lassen dem Empfänger mehr Freiheiten (z.B. kann dann das fertige Produkt unter eine andere Lizenz gestellt werden), aber dies ist ein gutes Beispiel dafür, dass mehr Freiheiten nicht immer mehr Freiheit bedeuten, eröffnet sich doch die Möglichkeit, freie Open-Source-Software in unfreie kommerzielle Software mit obskurer Lizenz zu überführen.

Fazit: Open Source ist überall

Das bekannteste Beispiel ist natürlich Linux. Linux ist, streng genommen, nur das zentrale Element eines Betriebssystems, der Kernel. Alle Programme drum herum, die genauso wichtig für das Funktionieren eines Betriebssystems sind, sind einzelne Softwareprodukte, die aber allesamt dieselbe Lizenz verwenden: die GPL (GNU Public License). Deswegen ziehen es GNU-Ideologien mit Recht – aber gegen die üblichen Gewohnheiten – vor, von „GNU/Linux“ statt „Linux“ zu sprechen.

Gerade das Beispiel von GNU/Linux zeigt auch, dass das Konzept der freien Software absolut tragfähig ist, was ohne jede Einschränkung auch für den Einsatz im Unternehmen gilt. Es gibt kaum ein größeres Unternehmen, das ohne freie Software auskommt – sogar die Server des Microsoft-E-Mail-Diensts Hotmail liefen lange Zeit unter Linux.

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