Aufbruch aus Open Source
Von Sabine Philipp
Der Hauptgrund dafür, dass sich die OSBF 2015 in openBIT umbenannt hat, liegt im Verständnis von Open Source: „In vielen Bereichen hat sich Open-Source-Software (OSS) schon durchgesetzt“, erklärt der openBIT-Vorstandsvorsitzende Richard Seibt. Er ist sich sicher, dass Open Source das prägende Entwicklungsmodell wird – von einigen Ausnahmen bei Anwendungsprogrammen einmal abgesehen. Der digitale Wandel stellt die Gesellschaft aber vor neue Herausforderungen. Darum hat der Verein den Begriff Open Source weiter gefasst und ihn unter anderem auf Formen flexibler Zusammenarbeit erweitert.
Themenschwerpunkte sind heute offene Standards, offene Hardware, offene Entwicklungsprozesse und Collaboration, außerdem Schutzrechte und Netzneutralität. „Gerade bei Schlüsseltechnologien wie für das Internet der Dinge ist es wichtig, dass wir kooperieren, z.B. bei der Entwicklung offener Schnittstellen“, betont Seibt. Gemeinsam könne man einfach mehr erreichen und komme schneller zum Ziel. Diese Erkenntnis hat bei openBIT selbst zu neuen Kooperationen geführt. So arbeitet der Verein nicht nur mit Organisationen wie der Eclipse Foundation in den USA zusammen, es entstanden auch Partnerschaften mit Wirtschaftsministerien und Forschungseinrichtungen. Der Bereich offene Software ist aber immer noch wichtig, vor allem im Hinblick auf die zahlreichen engagierten Foundations und auf die OSS-Anwenderkonsortien.
Schwarz auf Weiß
Dieser Beitrag erschien zuerst in unserem Magazin zum Open Up Camp 2016. Einen Überblick mit direkten freien Download-Links zu sämtlichen Einzelheften bekommen Sie online im Pressezentrum des MittelstandsWiki.
Unterstützung und Projekte
Ein wichtiger Aspekt war und ist die Nachwuchsförderung. So vermittelt openBIT erfahrene Mitglieder, die junge Unternehmen im Open-Source-Bereich kostenlos coachen. Daneben hilft der Verein Start-ups, Fördergelder zu beantragen, und stellt Kontakt zu Wagniskapitalgebern her. 2008 und 2009 vergab der Verein außerdem den Open Source Business Award (OSBA), mit dem er Business-Pläne und Geschäftsmodellkonzepte auszeichnete, denen eine Lizenz der Open Source Initiative zugrunde lag. Ein weiterer Höhepunkt der letzten zehn Jahre war die 750 Teilnehmer starke European Business Solutions Conference, die der Verein gemeinsam mit dem Heise-Verlag ausrichtete. Von den Veranstaltungen her liegt der Schwerpunkt heute eher auf Tageskonferenzen mit hohem Mitmachfaktor – passend zur openBIT-Philosophie. Prominentes Beispiel ist das OpenUp Camp in Nürnberg.
Der Verein hat sich in den vergangenen Jahren selbst geöffnet, in mehrfacher Hinsicht. Er hat zahlreiche Trends und Entwicklungen aufgegriffen und versucht, mit seinen Mitgliedern Lösungen zu erarbeiten. So wie aktuell zum Thema Privacy mit dem Projekt Trusted Internet Services. Das Ziel ist hier, für Internet-Provider und Software-Firmen ein Gütesiegel zu entwickeln, das dem Nutzer den Schutz seiner Daten garantiert. Auch mit der Open Source Business Alliance e.V. (OSB Alliance) tauscht sich der Verein regelmäßig aus. Vor einiger Zeit wurde sogar laut über einen Zusammenschluss nachgedacht.
Open heißt: Austausch
Dazu kam es aber nicht, die Vorstellungen waren zu verschieden: „Im Gegensatz zur OSB Alliance sehen wir uns nicht als ein Verband, der in der Öffentlichkeit die Interessen von Software- und Service-Unternehmen vertritt“, erklärt Seibt. Er vergleicht den openBIT e.V. gerne mit einem Sportverein, der die Infrastruktur bereithält und pflegt, damit die Mitglieder gemeinsam aktiv werden können. Und, wie gesagt: Open Source ist für openBIT längst weit mehr als quelloffene Software: „Es geht uns um offene Zusammenarbeit und um den Austausch von Ideen über alle Bereiche hinweg.“