Open Hardware: Wer hinter Open Hardware steckt

Codezeilen sind rasch kopiert, verändert und wiederverwendet. Konstruktionszeichnungen eigentlich ebenso. Was die offene Entwicklung von Hardware erschwert, ist nicht das Open-Prinzip an sich, sondern die Fertigung. Doch auch dafür gibt es Hilfsmittel, sogar eines mit Public License: den 3D-Drucker.

Freie Baupläne für Weiterdenker

Von Florian Strohmaier, OSBF/MittelstandsWiki

Dass Open Hardware nicht nur ein Randthema für Bastler im Hobbykeller ist, zeigt sich an Großprojekten wie dem nicht totzukriegenden Smartphone-Projekt Openmoko oder der freien Automobilentwicklung bei OSCar. Und auch das Trendthema 3D-Druck verdankt nicht zuletzt dem Open-Hardware-Gedanken seinen Erfolg.

3D-Drucker zum Herunterladen

Ohne Vorreiter wie Adrian Bowyer wären 3D-Drucker heute nicht zum Schnäppchenpreis bei Conrad oder Pearl erhältlich (für alle, die sich die Kunststoffkomponenten nicht nach freier Anleitung selbst ausdrucken und zusammenbauen). Als er seine Ideen und Pläne für das RepRap-Projekt unter die GNU General Public License stellte, verfolgte er ausdrücklich das Ziel, eine möglichst weite Verbreitung zu erreichen.

Tatsächlich kommt man damit in vielen Projekten schnell und kostengünstig voran; Entwickler können Bauteile während des Konstruktionsprozesses besser betrachten und sogar Ersatzteile, die schwierig zu beschaffen oder gar nicht mehr erhältlich sind, kurzerhand selbst fertigen.

Ein wunderbares Beispiel für den Erfolg von Open Hard- und Software ist BaseCam Electronics. Das von Aleksey Moskalenko (Pseudonym: AlexMos) gegründete russische Unternehmen entwickelt und vergibt Lizenzen für Do-it-yourself-Lösungen (DIY) zur elektronischen Stabilisierung tragbarer Kamerahalterungen, sogenannter Gimbals. Die Regelung, die mithilfe von Lage- und Beschleunigungssensoren sowie Brushless-Motoren das Bild in der Waagrechten hält, ist bisher besser bekannt als AlexMos SimpleBGC Controller. Dieser basiert auf Alekseys Versuchen mit Arduino und angepassten Reglern zur Ansteuerung der speziellen Motoren. Die Hardware ist im Prinzip auch heute noch offen, lediglich die Software ist closed bzw. erfordert einen lizenzierten speziellen Bootloader, damit man spätere Updates aufspielen kann. Die Regelung ist mittlerweile so gut, dass sie sich anschickt, den Sprung aus der Hobbyecke in die professionelle Filmproduktion zu schaffen.

Mikroschaltkreise für Einsteiger

Ähnlich verhält es sich mit den Entwicklungen rund um die Minicomputer-Plattformen Arduino und Raspberry Pi. Gerade die kleine, günstige und überschaubare Mikroprozessorsteuerung Arduino ist hier besonders nennenswert. Ohne großes Vorwissen lässt sie sich mit der Programmiersprache Processing ansprechen; sämtliche Bauteile, Schnittstellen und die Spezifikationen sind als Open Hardware komplett offengelegt und für jedermann lizenzkostenfrei einsetzbar. Abseits von Bastelprojekten lassen sich damit auch vielfältige „ernsthafte“ Projekte realisieren, etwa dort, wo es um Überwachung, Steuerung oder Regelung geht.

Processing ist leicht zu begreifen und als Programmiersprache speziell für Grafiker, Künstler und Nichttechniker entworfen. Sie ermöglicht den leichten Einstieg in die Welt der Programmierung und führt schnell zu Ergebnissen. Fertige Beispiele machen die Hardware (ein Arduino Board) sofort einsatzbereit. Die mittlerweile schier unüberschaubare Vielfalt an Erweiterungsmodulen, Sensoren und Aktuatoren stellt zusammen mit den Tausenden von frei verfügbaren Code-Beispielen und fertigen Programmen, die man an individuelle Bedürfnisse anpassen kann, eine ausgesprochen kostengünstige Lösung, selbst für komplexe Projekte.

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Schwarz auf Weiß
Dieser Beitrag erschien zuerst in unserem Magazin zum Open Up Camp 2014. Einen Überblick mit Download-Links zu sämtlichen Einzelheften bekommen Sie online im Pressezentrum des MittelstandsWiki.

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