Public WLAN in München: Wie stark das Public WLAN in München ist

Die bayerische Landeshauptstadt setzte schon früh auf eine kostenfreie WiFi-Versorgung der wichtigsten öffentlichen Plätze. Dr. Harald Karcher hat 2015 noch einmal nachgemessen: Mit Smartphone, Tablet und Laptop kommen Touristen und Einheimische wireless sogar schneller ins Internet als mit VDSL50.

Weltstadt mit Gigahertz

Von Dr. Harald Karcher

Die bayerische Landeshauptstadt München bietet ihren Bürgern und Besuchern an den wichtigsten Plätzen ein schnelles Gratis-WLAN an. Mit international verständlichen Plakaten weisen die Wireless-Betreiber gut auf den schnellen WiFi-Service hin. Wir haben 2014 und 2015 das öffentliche M-WLAN exemplarisch getestet: mit einem robusten 11n-Business-Laptop und mit einem leichten 11ac-Smartphone.

Serie: Public WLAN in München
Teil 1 sucht sich das Equipment zusammen und beginnt mit der Messung am Odeonsplatz. Teil 2 zieht weiter zu den Hotspots an Marienplatz, Karlsplatz und am Sendlinger Tor. Teil 3 vergleicht die Messungen 2014 und 2015: Engstellen dürfte es auch in Zukunft kaum geben.

Viele deutsche Bürgermeister träumen von einem schnellen, kostenlosen Highspeed-WLAN für ihre Bürger und Besucher. Die meisten Städte und Gemeinden wollen dafür aber kein Geld in die Hand nehmen und warten schon seit Jahren darauf, dass irgendwie und irgendwann ein edler WLAN-Sponsor vom Himmel fällt: z.B. ein WLAN-Equipment-Hersteller. Just diese aber wollen ihre Ausrüstung nicht zu Werbezwecken verschenken, sondern für Geld verkaufen. Immerhin versprechen Städte-WLANs doch ein erhebliches Marktwachstum, wenn die Kommunen auch nur ihre wichtigsten Plätze und Fußgängerzonen großflächig mit kostenlosem Internet-Funk bestrahlen wollen. Ein großer Platz braucht nämlich locker zwei bis vier professionelle Outdoor-WLAN-Access-Points zu je 1000 Euro aufwärts – zuzüglich Montage und laufende Betriebskosten.

Früh in Public WLAN investiert

In München lief es anders: Der frühere Oberbürgermeister Christian Ude hatte sich von seinen Stadtwerken (SWM) ganz klar das schnellste Städte-WLAN in Zentraleuropa erbeten, auch wenn so etwas Geld kostet. So haben wir das jedenfalls aus gut informierten Kreisen gehört, die hier nicht namentlich zitiert werden wollen.

Im August 2014 probierten wir das München-WLAN dann erstmals an vier Plätzen systematisch aus: am Odeonsplatz, am Marienplatz, am Karlsplatz und am Sendlinger Tor. 2015 wiederholten wir die Speed-Messungen noch einmal.

In beiden Jahren maßen wir den Speed mit einem 11ac-fähigen Laptop und (!) mit einem 11ac-Handy. Aus Platzgründen dokumentieren wir die 2014er-Messungen hier nur mit dem Dell-Windows-7-Laptop, die 2015er nur mit dem LG-Android-4.4.2-Smartphone.

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Wir testeten das kostenlose München-WLAN 2014 und 2015 mit Laptop und mit Smartphone. Der Dell Latitude E6520 (unten) hat WLAN-11n ab Werk verbaut. WLAN-11ac rüsteten wir durch den 11ac-Netgear-Surfstick nach (links im Bild). Das Android-Handy LG G3 kann WLAN-11ac und LTE-Cat4 bereits ab Werk. (Bild: Harald Karcher)]]

Werkzeug für die WLAN-Tests

Der Business-Laptop Dell Latitude E6520 hat einen Intel-Core-i7-Prozessor und Windows 7 unter der Haube sowie als WiFi-Adapter ein 3×3-MIMO-3SS-Funkmodul bis 450 MBit/s der Marke Intel Centrino Ultimate-N 6300 AGN; das taugt zwar für WLAN-a/b/g/n-Funkzellen, jedoch nicht für Gigabit-WLAN-AC. Darum rüsteten wir den Laptop 2014 mit einem Netgear-AC1200-WiFi-USBAdapter nach. Der Stick beherrscht schon 11ac, aber nur mit 2×2 MIMO. Er zieht deshalb nicht die vollen 1300 MBit/s, sondern maximal zwei Drittel, sprich 867 MBit/s (brutto versteht sich, nicht netto).

Natürlich hätten die vorinstallierten Tools von Windows 7 und auch die von Intel völlig gereicht, um alle Hotspots zu erkennen und zu nutzen. Außerdem bringt auch der Netgear-11ac-Stick schöne WLAN-Software mit. Trotzdem installierten wir noch den kostenlosen Xirrus WiFi Inspector, der mit der WLAN-Hardware von Intel und Netgear gleichermaßen klarkommt und zudem mehr Komfort und einen tieferen Einblick beim Aufspüren von Hotspots bietet.

Das WiFi-Modul des Android-Handys LG G3 versteht alle gängigen Standards (IEEE 802.11a/b/g/n/ac). Auch Fotos und Screenshots machten wir 2015 mit dem LG G3. Dessen Kamera produziert schöne Fotos mit bis zu 13 Megapixeln (4160 × 3120 Pixeln) und Videos mit bis zu 3840 × 2160 Pixeln (Ultra-HD bzw. 4K). Das Display schafft 1440 × 2560 Pixel (Quad HD mit 538 ppi), was hochauflösende Screenshots mit feinen Details ermöglicht.

Natürlich hätten auch die eingebauten Android-WLAN-Bordmittel gereicht. Trotzdem installierten wir die kostenlose App WiFi Analyzer, die noch mehr Einblick ins dynamische Funkgeschehen gibt.

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Schon beim kleinsten Sonnenstrahl sind ruckzuck alle Stühle vor dem Café Luigi Tambosi belegt. Vor diesem ältesten Kaffeehaus Münchens suchten wir das schnellste Gratis-WLAN. Das Werkzeug, der Dell Latitude E6520, steht vorne auf dem gelben Briefkasten. (Bild: Harald Karcher)

M-WLAN am Odeonsplatz

Laptop-Test 2014

Am Odeonsplatz München, zwischen Feldherrnhalle, Theatinerkirche, Bose, Mercedes-Benz, Starbucks und Café Tambosi fanden wir schon 2014 über 20 WiFi-Netze mit dem Xirrus WiFi Inspector. Ein Drittel davon funkte unverschlüsselt. Zu den stärksten offenen WLANs gehörten hier die SSID-Namen „Telekom“ und „M-WLAN Free Wi-Fi“.

Wir verbanden den Laptop mit dem M-WLAN und öffneten den Browser. Zuerst kamen die Nutzungsbedingungen der SWM Services GmbH, die wir per Mausklick akzeptierten. Danach stand die M-WLAN-Landing-Page zur Verfügung, aus der wir lernten:

„Das M-WLAN wird Ihnen von der Stadt München gemeinsam mit dem Stadtportal muenchen.de, M-net und dem technischen Partner Stadtwerke München kostenfrei angeboten. München mag Dich …“

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Wer das M-WLAN der Stadtwerke München zum Surfen und Mailen verwenden will, muss lediglich die Nutzungsbedingungen per Mausklick akzeptieren. Danach wird der Browser für das weltweite Internet freigeschaltet. So lief es auch im Test 2015. (Bild: Harald Karcher)

Von dieser Startseite aus kann der Wireless-User nun das offizielle Stadtportal muenchen.de mit Infos zu Sehenswürdigkeiten, Hotels, Restaurants und Shopping-Adressen besuchen. Oder die Stadtwerke München alias SWM. Oder den Telekommunikationsanbieter M-net. Oder irgendetwas im großen Rest des Internets.

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Odeonsplatz 2014: Gleich beim ersten Versuch kam dieser schöne Datendurchsatz im kostenlosen München-WLAN auf dem Odeonsplatz daher. Die Werte reichen bestens für zackiges Surfen und für alle üblichen Internet-Anwendungen. (Bild: Harald Karcher)

Bei den Speed-Messungen am Odeonsplatz im August 2014 kamen 40 bis 50 MBit/s, und zwar im Download wie im Upload. Die Pings lagen bei 10 bis 12 ms. Das sind großartige Werte: besser als jeder VDSL-50-Festnetzanschluss.

Die WLAN-Verbindung lief bei diesen Messungen über 802.11n bei 5,5 GHz. Damit reduziert das M-WLAN die weithin üblichen Interferenzen im überfüllten 2,4-GHz-Band. An diversen Stellen im Browser nannte sich das Münchener Gratis-WiFi-Angebot im August 2014 übrigens noch ganz bescheiden „Beta-Version“ oder „Test-Version“. Im April 2015 war das immer noch so, was überrascht, weil die App und auch das Netz doch bestens funktionieren.

Laut Nutzungsbedingungen wird der Internet-Zugang über das M-WLAN

„nach 1 Stunde automatisch getrennt (Session Time Out). Bei Inaktivität erfolgt bereits nach 10 Minuten aus Sicherheitsgründen eine Trennung. Inaktivität liegt dann vor, wenn keine Kommunikation zwischen Endgerät und dem M-WLAN erfolgt. Eine Trennung des Internetzugangs nach 10 Minuten erfolgt ebenfalls, wenn die Internetverbindung nicht ordnungsgemäß (im M-WLAN Portal über den „Logout“-Button) beendet wird.“

Laut München.de-Website, wo man einen guten Überblick über die M-WLAN-Hotspots bekommt, kann man sich nach dem Timeout sogar beliebig oft erneut für eine weitere Gratisstunde einloggen. Dazu müsse man nur die Nutzungsbedingungen abermals bestätigen; „eine Registrierung ist nicht nötig, es werden keine benutzerbezogenen Daten abgefragt“, schreibt das Stadtportal. Tatsächlich funktionierten sowohl 2014 als auch 2015 erneute Logins über mehrere Stunden hinweg immer wieder klaglos.

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2015 kamen am Odeonsplatz Speed-Werte von deutlich über 40 MBit/s auf das LG G3, und das in beide Richtungen. (Bild: Harald Karcher)

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Odeonsplatz 2015: Mit bloßem Auge erkennt man das „M-WLAN Free WiFi“ auf den Kanälen 1 und 6 und 11, in harter Konkurrenz zu anderen WiFi-Anbietern von „Luigi_Tambosi“ auf Kanal 1 bis „Telekom“ auf Kanal 11. (Bild: Harald Karcher)

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Odeonsplatz 2015: das 5-GHz-Band. (Bild: Harald Karcher)

Smartphone-Test 2015

Zwischen August 2014 und April 2015 veränderten sich die Speed-Werte am Odeonsplatz kaum, egal ob wir den Laptop oder das Smartphone nutzten: Die Downloads und Uploads lagen meist oberhalb von 40 MBit/s netto – und das bei exzellenten Ping-Zeiten um die 10 ms. Vermutlich sind die WLAN-Access-Points bei so rasanten Reaktionszeiten von teils auch nur 7 ms nicht weit vom innerstädtischen Gigabit-Glasfasernetz der Stadtwerke München entfernt. Damit dürfte der Hotspot zumindest anbindungstechnisch auch in Zukunft nicht so schnell in die Knie gehen.

Schwer zu sagen ist dagegen, ob sich die tollen Speed-Werte nicht funktechnisch verschlechtern werden, wenn sich das München-WLAN noch weiter herumspricht und noch mehr Traffic in das Gästenetz der Landeshauptstadt kommt. Die WLAN-Luft war im 2,4-GHz-Band per 12. April 2015 bereits arg überfüllt, besonders der beliebte Kanal 11. Im 5-GHz-Band nutzte das „M-WLAN Free WiFi“ 2015 die WLAN-Kanäle 100, 112 und 132. Wie man am Band 132 sieht, stürzen sich auch hier oft mehrere WLAN-Betreiber auf den gleichen Kanal, anstatt einander auszuweichen. Dabei wäre noch Platz genug für alle.

Was wir am Marienplatz, am Karlsplatz und am Sendlinger Tor messen konnten, berichtet Teil 2 dieser Serie.

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