Vollen Smartphone-Schutz gibt es kostenlos
Von Markus Selinger
Die Anzahl der verseuchten Android-Apps nimmt täglich zu. Und noch immer glauben sorglos viele Anwender nicht, dass ein Mobiltelefon einen Virenschutz braucht. Dabei mangelt es keineswegs an Sicherheitsanwendungen für das meistgenutzte Smartphone-Betriebssystem. Mit einer fähigen Lösung für Smartphone und Tablet muss man kaum Angst vor Schädlingen haben. Das Antivirentestlabor AV-TEST hat 2013 im Mai/Juni 30 Apps auf ihre Wirksamkeit als Bodyguards für mobile Geräte getestet. Die Ergebnisse sind insgesamt sehr gut. Nur drei Apps fielen durch.
Smartphone-Sicherheit ist längst kein Privatkram mehr. Der Bring-Your-Own-Trend hat dazu geführt, dass in vielen Unternehmen die Mitarbeiter ihre persönlichen Smartphones nutzen, um geschäftliche Mails abzuarbeiten oder sogar um auf Unternehmensdaten zuzugreifen. Meist sind diese Aktionen nur geduldet, mitunter weiß der Chef davon sogar nichts. Sind diese Smartphones aber ohne alle Schutzsoftware unterwegs, dann ist das Firmennetzwerk in akuter Gefahr.
30 Bodyguards in den Startlöchern
Sein Smartphone mit einer Sicherheits-App zu schützen, ist relativ einfach und effektiv. Das Antivirentestlabor AV-TEST hat im Mai/Juni-Test 2013 insgesamt 30 solcher Anwendungen für Android-Systeme auf ihre Schutzfunktion, ihre Systembelastung und ihre Ausstattung getestet. In den ersten beiden Testbereichen vergab das Labor jeweils maximal 6,0 Punkte, für gute Extras gab es höchstens einen Zusatzpunkt. Insgesamt konnte ein Kandidat also 13,0 Punkte erreichen.
Viele der Apps waren Testversionen, die bis zu vier Wochen kostenlos als Vollversion arbeiten. Danach funktioniert oft nur noch die Schutzfunktion. Einige Apps lassen sich nach einer Registrierung auch komplett kostenlos nutzen.
15 von 30 Security-Apps erkannten von fast 2600 Schädlingen 99,3 bis 100 %. Ausnahmslos alle verseuchten Anwendungen fand nur das Schutzpaket von Bitdefender. Werte unter 90 % sind indiskutabel. (Bild: AV-TEST)
Insgesamt ist das Antivirenangebot für Android immens: Der Test versammelte 30 ernstzunehmende Kandidaten, auch von sehr bekannten Herstellern, darunter AegisLab, AhnLab, Antiy, Armor for Android, Avast, Bitdefender, Comodo, Dr.Web, ESET, F-Secure, G Data, Ikarus, Juniper, Kaspersky, Kingsoft, Lookout, McAfee, MicroWorld, NQ Mobile, Qihoo, Quick Heal, SUVsoft, Sophos, Symantec, Tencent, ThreatTrack, Trend Micro, TrustGo, SPAMfighter und Webroot.
2600 Infektionen abgewehrt
Alle Verteidiger mussten im ersten Testabschnitt das AV-TEST-Referenzset mit 2600 verseuchten Apps erkennen, die nicht älter als vier Wochen waren. Dabei verdiente sich als einzige App die von Bitdefender durch eine hundertprozentige Erkennung die Bestbewertung von 6,0 Punkten; die folgenden 14 Apps erreichten noch sehr gute 5,5 Punkte. Damit zeigte die Hälfte aller getesteten Apps eine sehr gute Erkennung von schädlichen Apps. Danach fällt das Feld ab.
Die Apps von SPAMfighter und AegisLab lagen völlig daneben und erkannten nur 76 bzw. 58 % der infizierten Anwendungen. Sie sind damit nicht zu empfehlen.
Sparsam im Verbrauch
Das Labor testete außerdem die Akku- und Prozessorlast und zeichnete den durch die Apps verursachten Datenverkehr auf. Gerade dies ist besonders bei Volumentarifen wichtig. In diesem Testabschnitt wurden für jeden Testkandidaten fast 500 gute Apps installiert und die Fehlalarme protokolliert.
Die Überraschung: Ganze 29 von 30 Apps gingen so bedacht zu Werke, dass sie nicht ständig den Prozessor stressten und somit auch den Akku schonten. Nur die App von AegisLab saugte gnadenlos Saft. Des Weiteren fiel die App von SUVsoft durch Fehlalarme negativ auf; während 26 Apps ohne und drei Apps mit nur einem Fehlalarm eine gute Leistung zeigten, schlug SUVsoft gleich 15-mal falsch an.
Schwarz auf Weiß
Was Apps fürs Business leisten können, erklärt Oliver Schonschek kompakt und genau im E-Book „Geschäfte mit mobilen Apps“, das es als freies PDF im Pressezentrum des MittelstandsWiki gibt.
Ein Extrapunkt für gute Extras
Die meisten Apps enthalten neben den Schutzfunktionen andere nützliche Programmbestandteile. Die wichtigsten davon sind die Antidiebstahlfunktionen, mit denen man sein Gerät lokalisieren, aus der Ferne sperren oder notfalls löschen kann. Über solche Möglichkeiten verfügten 27 Apps im Test. Die Produkte von SPAMfighter, AegisLab und Antiy bieten hier nichts Brauchbares.
Die weiteren Zusatzfunktionen sind bunt gemischt. Manche Hersteller bieten noch einen Anrufblocker für unerwünschte Nummern, einen Mail-Filter für Spam oder etwa einen Backup-Helfer, um nur einige Extras zu nennen.
28 der 30 Apps konnten sich mit solchen nützlichen Funktionen den Zusatzpunkt verdienen. Allerdings gab es keine App im Test, die alle wünschenswerten Extras auf einmal mitbrachte.
Ein erster und zwölf zweite Plätze zeugen von einer guten Gesamtvwertung im Mai/Juni-Test 2013 von AV-TEST. Die Schutzlösung von Bitdefender für Android zeigt die gleichen Bestwerte wie bei der Windows-Version. Allerdings kostet die App 9 Euro im Jahr. Die beste kostenlose App auf Rang zwei kommt von Avast. Insgesamt zeigte die Hälfte der getesteten Apps ein sehr gutes Schutzniveau. (Bild: AV-TEST)
Fazit: Sehr gut für die sichere Dreizehn
Unterm Strich hat sich seit dem Januar-Test im Ranking so einiges getan: Als einzige App im Test schaffte diesmal das Produkt von Bitdefender den Höchstwert von 13,0 Punkten; die Version kostet nach einer 14-tägigen Testzeit 8,99 Euro.
Danach folgte zwölfmal der ebenfalls sehr gute Wert von 12,5 Punkten: AhnLab, Avast, Comodo, ESET, F-Secure, Kaspersky, Kingsoft, McAfee, MicroWorld, NQ Mobile, Qihoo und Symantec. (Die Nutzung der Apps von Avast, Comodo, MicroWorld und NQ Mobile ist kostenlos.)
Insgesamt zeichnete das AV-TEST-Labor 27 der 30 Kandidaten mit einem Zertifikat für getestete Sicherheit aus. Nur die Apps von SPAMfighter, SUVsoft und AegisLab schafften die Hürden der Zertifizierung nicht.
Nützliche Links
Das Magdeburger Institut AV-TEST veröffentlicht alle zwei Monate die Testergebnisse zu Antivirensoftware und Endpoint-Security-Lösungen für Windows sowie für Android-Security-Apps. Die aktuellen Ergebnisse, Einzelwerte und Hintergrundinformationen zum Testverfahren kann man auf www.av-test.de jederzeit kostenfrei nachlesen.