Bordmittel markieren die Unterkante
Von Markus Selinger
Angesichts der Meldungen zu PRISM, Tempora und aktueller Wirtschaftsspionage ist das beste Schutzpaket für Windows, das der Markt zu bieten hat, gerade gut genug. Die Laborexperten von AV-TEST haben in einem Langzeittest über sechs Monate die zuverlässigsten Produkte herausgefunden.
Mit der besten Internet-Security-Suite auf den Arbeits-PCs weiß man als Unternehmer wenigstens, dass man zum Schutz seiner Arbeitsdaten alles getan hat, was vertretbar möglich ist. Das Magdeburger Testlabor AV-TEST hat daher die fähigsten Suiten für Windows XP, Windows 7 und Windows 8 ermittelt: Von Januar bis Juni 2013 hatten sich insgesamt 28 Kandidaten gegen alle Arten von Angreifern zu bewähren. Davon waren 24 Suiten an allen drei Tests beteiligt; jeweils zwei Pakete absolvierten zwei Tests bzw. nur einen Test.
Gutes Gesamtergebnis – guter Schutz
Die Security-Pakete konnten in den Bereichen Schutzwirkung, Systembelastung und Benutzbarkeit jeweils sechs Punkte, also insgesamt 18 Punkte erreichen. Das Paket von Bitdefender führt mit 17,2 Punkten die Tabelle an. Danach folgen Kaspersky Lab und Symantec mit 16,0 bzw. 15,5 Punkten. Platz 4 teilen sich F-Secure, G Data und die kostenlose Suite von Avast. Rein nach der Schutzwirkung liegt Avast aber auf Rang 8.
Die schwarze Bitdefender-Oberfläche erscheint optisch vielleicht nicht übermäßig vertrauenswürdig, aber die guten Werte des Dauertests stellen der Security-Suite ein Top-Zeugnis aus: Tabellenrang eins. (Bild: Bitdefender)
Die Tests wurden jeweils unter den einsatzrelevanten Versionen Windows XP, 7 und 8 ausgeführt. Ebenfalls mit dabei waren die internen Schutzlösungen von Microsoft: Windows Defender beim Windows 8 bzw. Security Essentials bei Windows XP und 7. Defender und Security Essentials wurden jeweils in Zusammenarbeit mit der Windows Firewall getestet. Diese Ergebnisse dienten zwar lediglich als Vergleichswerte für die anderen Schutzpakete, doch Fakt ist angesichts der Resultate: Windows kann mit seinen Bordmitteln den Nutzer nur bedingt beschützen.
Schwächen bei neuen Schädlingen
Ein Real-World-Test mit etwa 400 brandneuen Schädlingen (sogenannter Zero-Day-Malware) zeigte, wie gut die Schutzpakete bei noch unbekannten Angreifern sind. 100 % schafften hier nur die Pakete von Bitdefender, F-Secure und Kaspersky Lab. G Data und Symantec folgen mit 99 %. Der Windows-Basisschutz liegt bei schwachen 79 %.
Im zweiten Erkennungstest mit dem AV-TEST-Referenzset zeigten die meisten Suiten, dass sie ihr Handwerk beherrschen. Der Großteil erreichte Raten zwischen 99 und 100 %. Bekannte Schädlinge werden also insgesamt zuverlässig erkannt.
Sehr wichtig sind die Raten des Real-World-Tests. Sie zeigen, wie gut die Suiten Zero-Day-Malware erkennen. Bitdefender, F-Secure und Kaspersky Lab machen hier den besten Job. (Bild: AV-TEST)
Hohe Sicherheit, lange Wartezeit
Das Labor hat sich außerdem dafür interessiert, ob der Hintergrundschutz das Betriebssystem verlangsamt und die Arbeit beeinträchtigt. Zu diesem Zweck hat AV-Test ohne und mit Schutzpaket gemessen, wie lange etwa das Laden von Webseiten und Downloads dauert oder wie viel Zeit das Kopieren von Daten benötigt.
Dieser Testabschnitt belegt: Hohe Sicherheit kostet eine gewisse Menge Systemleistung. Im Schnitt schafften die Top Ten nur 4 von maximal 6,0 Punkten. Lediglich das führende Paket von Bitdefender ist genügsamer und erreicht durchschnittlich 5,2 von 6,0 Punkten.
Benutzbarkeit im Alltagstest
Und wie verhalten sich die Schutzpakete im Alltag? Werden sichere Webseiten geblockt, wird harmlose Software abgewehrt? Um dies festzustellen, haben die Tester mit jedem Schutzpaket im Hintergrund 500 Webseiten besucht. Außerdem sollten die Pakete über 600.000 gute Dateien fehlerfrei erkennen.
Teil 1 erklärt, was zum Grundschutz gehört, welche Türen abgesperrt bleiben müssen und wie das Firmennetzwerk optimale Datenverfügbarkeit gewährleistet. Teil 2 nimmt die häufigste Ausfallursache unter die Lupe: den Anwender. Hier erfahren Sie, was eine gute Nutzerverwaltung leisten soll und warum ein Notfallplan parat liegen muss.
25 von 28 Suiten verdienten sich im Testbereich Benutzbarkeit 5 bis 6 Punkte von 6,0 möglichen. Auch die Lösung von Microsoft schnitt hier mit 6,0 Punkten sehr gut ab.
Fazit: Zero-Day-Malware entscheidet
Der Dauertest zeigt, ob eine Security-Lösung tatsächlich stabile Leistung zeigt oder ob besonders gute bzw. schlechte Werte nur einmalige Ausreißer waren. Bei der (wichtigen) Schutzwirkung zeigt der Real-World-Test gegen noch brandneue Schädlinge: Bitdefender, F-Secure und Kaspersky machen den besten Job. Die besten kostenlosen Programme kommen hier von Avast und AVG, belegen insgesamt jedoch nur Rang 8 und 12. Der Windows-interne Schutz erkennt neue Angreifer am schlechtesten.
Mit 17,2 Punkten von 18 möglichen erreicht Bitdefender den ersten Rang im Dauertest der Internet-Security-Suiten im ersten Halbjahr 2013. Aber auch Kaspersky Lab und Symantec belegen ihr hohes Schutzpotenzial. (Bild: AV-TEST)
Das Gesamtergebnis empfiehlt primär die Pakete von Bitdefender, Kaspersky Lab, Symantec, F-Secure und G Data. Das kostenlose Avast liegt zwar mit auf dem vierten Rang, erkennt aber gerade neueste Angreifer nicht sehr zuverlässig.
Allein diese Produkte liegen im Testergebnis jeweils fast 5 Punkte über dem Gesamtwert von Microsoft Defender bzw. Security Essentials samt Firewall. Wer auf einen guten Schutz bauen will, kommt um den Kauf einer Internet-Security-Suite also nicht herum.