24 Internet-Security-Suiten im Dauertest
Von Markus Selinger
Normalerweise zeigen Tests von Internet-Security-Suiten immer nur eine Momentaufnahme. Aussagekräftiger sind Langzeitprüfungen, vor allem wenn es um Entscheidungen geht, die man nicht gleich wieder revidieren möchte. Der sechsmonatige Dauertest des Magdeburger Antivirentestlabors AV-TEST hat die Sicherheitssuiten ausgemacht, die auf Dauer schützen.
Der Test der Antivirenlabors war umfassend: Jedes der 24 Schutzpakete musste sechs Testrunden überstehen. Je zwei davon unter Windows XP, 7 und dem neuen Windows 8.1. Das Ergebnis der insgesamt 144 gelaufenen Tests ist für einige Hersteller erfreulich – für andere eine bittere Pille.
Die besten Windows-Beschützer
Leider verlassen sich manche Nutzer immer noch auf den zu Windows mitgelieferten Basisschutz, bestehend aus Windows Defender oder den Security Essentials in Kombination mit der Windows-Firewall. Das Testlabor hat den Basisschutz zum Vergleich mitgetestet. Das Ergebnis: Die Schutzwirkung ist gerade besser als gar keine Software. Dagegen können gleich fünf der getesteten Produkte die Sicherheit gegenüber dem Basisschutz um satte 100 % erhöhen.
Die Pakete konnten im Test maximal 18 Punkte erreichen. Die Internet-Security von Kaspersky Lab schaffte davon 17,8 Punkte – das ist Platz 1. Interessant ist auch der Vergleich zwischen Kauf- und Gratisversionen: Während die ersten fünf Plätze nur Kaufprodukte belegen, folgt auf einem geteilten sechsten Platz bereits das kostenlose Schutzpaket von Panda Security. Und die kostenpflichtige Internet Security von Avira landete zwar auf Platz 3, aber das Ergebnis des Kaufprodukts lässt sich nicht einfach auf die kostenlose Avira-Variante übertragen.
Die Systembeschützer von Kaspersky Lab und Bitdefender schafften es im Dauertest auf die ersten beiden Ränge. Mit 17,8 Punkten erreichte die Schutzsuite von Kaspersky Lab fast die Maximalmarke von 18 Punkten. (Bild: AV-TEST)
Die Testkandidaten am Start
Im Test waren 27 Schutzpakete von AhnLab, Avast, AVG (Kauf- und Gratisversion), Avira (Kaufversion), Baidu, Bitdefender, BullGuard, Check Point, Comodo, ESET, F-Secure, G Data, K7 Computing, Kaspersky Lab, Kingsoft, McAfee, Microworld, Norman, Panda Security, PCKeeper, Qihoo, Symantec, Tencent, ThreatTrack und Trend Micro. (Die Produkte von Baidu, Check Point und PCKeeper nahmen nur in zwei von sechs Testmonaten teil und stehen daher nicht im direkten Vergleich.)
Bewertet wurden im Test die Schutzwirkung, die Systembelastung und die Benutzbarkeit. Für jeden Testteil gab es bis zu sechs Punkte, also maximal 18 Punkte.
Einige Schutzpakete konnten Monat für Monat im Real-World-Test auch noch unbekannte Schädlinge abwehren. Insgesamt zeigten sechs Pakete, dass sie ihr Handwerk beherrschen: Sie erkannten alle Angreifer zu 100 %. Im Vergleich schützt der Grundschutz von Microsoft nur gering. (Bild: AV-TEST)
Schädlingserkennung zu 100 %
In der Disziplin Schutzwirkung mussten die Pakete im Real-World-Test rund 400 brandneue, noch unbekannte Schädlinge erkennen. Beim Test mit dem Referenzset galt es, knapp 60.000 bereits bekannte und weitverbreitete Schädlinge fehlerfrei zu erkennen.
Die 100-%-Erkennung von knapp 400 noch unbekannten Schädlingen schafften nur die Suiten von Bitdefender, F-Secure, Kaspersky Lab, G Data, Trend Micro und Comodo. Mit 99 % folgen die Pakete von Avira, Microworld und Panda Security. Diese neun Schutzpakete erledigten auch die Erkennung des Referenzsets immer zu 100 %. Beim Grundschutz von Microsoft (74 % Erkennung) rutschte jeder vierte noch unbekannte Schädling ins System.
Systemlast als Leistungsbremse
Die Systemlast ihrer Programme haben einige Hersteller offenbar immer noch nicht im Griff. Gerade beim Kopieren von Daten oder beim Installieren und Starten von Anwendungen bremsen die Schutzpakete den Rechner oft aus.
Die beste Suite im Dauertest kommt von Kaspersky Lab. Trotz hoher Schutzleistung bleibt deren Systemlast sehr gering. Knapp dahinter folgt das Schutzpaket von Bitdefender. Das übrige Feld weist z.T. recht heftige Unterschiede auf; viele Suiten bremsten die Test-PCs um etwa 30 % mehr als die besten Pakete, darunter auch der zum Vergleich getestete Grundschutz von Windows.
Teil 1 beschreibt die heutige IT-Sicherheitslage: Das Web bietet Angreifern bequeme Einfallstore. Teil 2 benennt die Lücken in Firmennetzwerken und zeigt die Tricks von Hackern und Spionen. Teil 3 skizziert die Zukunft der Gefahrenabwehr: System und Sicherheit unter einem Hut.
Gute Benutzbarkeit, wenig Fehlalarme
Für den Testabschnitt Benutzbarkeit mussten die Suiten über 860.000 saubere Programme als solche erkennen und die Anwender nicht mit Fehlalarmen nerven. Das haben alle Systembeschützer gut gemeistert. Es wurden auch nur selten falsche Webseiten geblockt oder einwandfreie Anwendungen am Start gehindert.
Fazit: Die Testsieger arbeiten sparsam
Ganz vorne in der Gesamtbewertung liegen die Suiten von Kaspersky Lab und Bitdefender mit 17,8 bzw. 17,5 von 18 erreichbaren Punkten; beide bekamen auch in puncto Systemlast nur wenig Abzug. Die Kaufversion von Avira konnte sich mit 16,3 Punkten auf Rang 3 noch vor G Data mit 16,2 Punkten platzieren.
Trend Micro und F-Secure zeigten zwar eine starke Schutzleistung mit dem Maximum von 6 Punkten, allerdings belasten beide bei der täglichen Arbeit die Windows-Systeme recht stark.
Der Grundschutz von Microsoft mit dem Windows Defender bzw. den Security Essentials in Zusammenarbeit mit der Windows Firewall bleibt jedenfalls eine unsichere Sache.
Nützliche Links
Neben den Tests von Windows-Desktop-Security-Suiten für Einzelrechner veröffentlicht AV-TEST auch die Ergebnisse zu Android-Security-Apps und zu Endpoint-Security-Lösungen für Unternehmen. Die aktuellen Ergebnisse lassen sich auf www.av-test.de jederzeit kostenfrei nachlesen.