Sicherheitspakete für Windows XP 05-06/2014: Wie lange es noch Virenschutz für XP-Systeme gibt

Seit Microsoft im April den Support für XP eingestellt hat, fehlen Monat für Monat etwa fünf Sicherheitsupdates. Diesen zusätzlichen Security-Job muss nun die Antivirensoftware über­nehmen – aber können die Produkte das überhaupt? Das Sicherheitslabor AV-TEST hat 32 Lösungen unter Windows XP getestet.

Noch ist XP keine Gefahr fürs Netzwerk

Von Markus Selinger

Weiterhin stehen Tausende von PCs mit Windows XP in Büros, Ämtern und öffentlichen Ein­richtungen. Alle müssen nun ohne den Sicherheitssupport von Microsoft zurechtkommen. Das Labor AV-TEST hat daher geprüft, wie gut Schutzsuiten für den Desktop und für Client-Server-Systeme die alten XP-Versionen noch sichern können.

Sonderschutz für das Auslaufmodell

Knapp 10 % aller PCs in Deutschland arbeiten noch mit Windows XP und fast alle stehen in Büros von Firmen und Behörden. Geht es nach Statistikportalen wie statcounter.com oder netmarketshare.com, arbeiten weltweit sogar noch 25 % aller Standrechner mit dem Windows-Klassiker. Seit April 2014 haben alle diese Computer von Microsoft keine Sicher­heitsupdates mehr bekommen. Davor hatte Microsoft im Schnitt fünf Sicherheitsupdates pro Monat verteilt.

Die Hersteller von Security-Lösungen versprechen, dass sie den Schutz dieser Rechner trotz­dem ohne Weiteres übernehmen können. Um zu klären, ob dies stimmt, testete das Labor AV-TEST im Mai und Juni 2014 neun Client-Systeme für Netzwerk-PCs und 23 Security-Pakete für Standalone-PCs unter Windows XP.

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Die meisten Produkte zeigten eine hervor­ragende Schutz­leistung unter XP. (Bild: AV-TEST)

Sehr gute Gesamtergebnisse

Angreifer versuchen meist an neu ent­deckten Schwach­stellen ein­zudringen, da es dafür bei XP keine Updates mehr gibt. Die Sicher­heits­lösung muss diese Lücken nun zu­sätzlich schließen. Das Test­ergebnis zeigt, dass die Suiten und Netz­werk­lösungen ihre Auf­gabe meist sehr gut erfüllen: Von den 23 ge­testeten Schutz­suiten schafften drei die maximale Punkt­zahl von 18 und weitere neun zwischen 16 und 17,5 Punkte. Die drei besten Ergebnisse erzielten Bit­defender, Kaspersky Lab und Panda Cloud Free.

Bei den neun geprüften Client-Server-Lösungen ist das Endergebnis ebenfalls gut: Trend Micro schaffte 17,5 Punkte, gefolgt von Bitdefender, Kaspersky Lab und McAfee mit je 17 Punkten. Die weiteren Ergebnisse liegen bei guten 16,5 bis 15,5 von 18 möglichen Punkten.

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Den wichtigen Real-World-Test mit brand­neuen Schäd­lingen schaf­fen nur drei Pro­dukte wirk­lich fehler­frei. (Bild: AV-TEST)

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Für Einzelplatz-PCs empfehlen sich die Security-Suiten von Bit­defender, Kaspersky Lab und Panda. (Bild: AV-TEST)

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Gleich fünf Security-Pakete konnten im AV-TEST-Labor beide Er­kennungs­tests mit je­weils 100 % ab­schließen. (Bild: AV-TEST)

Starke Erkennungsleistung

Die schwierigste Prüfung ist für alle Pro­dukte die Erkennung von Schäd­lingen (Mal­ware). Während die Pakete im Real-World-Test jeweils etwa 160 brand­neue Angreifer er­kennen und be­seitigen mussten, war­teten mit dem AV-TEST-Referenz­set noch ein­mal 24.000 bereits bekannte Angreifer.

Bei den reinen Desktop-Lösungen schafften 13 der 23 Produkte den Höchst­wert von 6 Punkten bei der Schutz­leistung! Nur Ahn­lab und Micro­soft kamen jeweils nur auf 0,5 Punkte. Bei den Business-Paketen erreichten sieben Lösungen die maximalen 6 Punkte, eine 5,5 und Microsoft 0 Punkte.

Bremsklötze im Arbeitsspeicher

Einige Produkte belasten die XP-PCs aller­dings recht stark und machen sich so im Arbeits­alltag un­beliebt. Im Ver­gleich zur Erkennungs­leistung gibt es aber keinen direkten Zusammen­hang. Die eine gute Lösung benötigt viele System­ressourcen, die andere nicht.

Bei den Suiten für den Desktop halten nur die Pakete von Bit­defender, Kaspersky Lab und Panda die Test­systeme so gut wie gar nicht auf. Die Pakete von Avira, F-Secure, King­soft, Symantec und Micro­world erzielen zwar eben­falls sehr gute Leistung beim Schutz, benötigen dazu aber auf­fällig viele Systemressourcen.

Unter den Client-Lösungen mit Best­werten in der Schutz­leistung schafften nur Trend Micro und Bitdefender 5,5 von 6 Punkten in der Systembelastung.

Verlässliche Freund-Feind-Erkennung

Beim Benutzbarkeitstest mussten alle Produkte 500 nachweislich saubere Webseiten besuchen, durften bei über 40 Programminstallationen nichts blockieren und sollten fast 450.000 saubere Dateien ohne einen Fehlalarm scannen.

Alle Lösungen schnitten bei diesen Tests gut ab und bekamen dafür 5 bis maximal 6 Punkte. Lediglich Comodo konnte sich nur 4 Punkte erarbeiten.

Fazit: Wie lange noch?

Nachdem Microsoft zurzeit eine neue Strategie einschlägt („Cloud first, Mobile first“) und auch die Lizenzpolitik geändert hat, steht für viele mittelständische Firmen die Frage im Raum, wie es weitergehen soll. Wie viel Zeit bleibt den Unternehmen noch, bis sich auch die Security-Anbieter von XP verabschieden? AV-TEST hat darum einige Hersteller gefragt, wie lange sie Windows XP noch unterstützen werden. Kurz gesagt: Alle wollen noch mindestens zwei Jahre lang Support leisten und auch spezielle XP-Versionen liefern. Einige Hersteller geben als Support-Ende sogar das Jahr 2017 bzw. 2018 an. (Eine Liste mit Herstellern und deren Angaben zum Support gibt es online bei AV-TEST.)

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Keiner der befragten Hersteller rechnet übrigens mit einer massiven Attacke auf Windows XP. Allerdings wird befürchtet, dass einzelne Lücken wegen der fehlenden Updates noch gezielter angegriffen werden. Falls doch ein Schädling ins System eindringt, dann gibt es auch Mittel und Wege, Windows zu reinigen und zu reparieren. Das Labor AV-TEST hat vor Kurzem auch hierzu 17 Softwarepakete im Reparaturleistungs-Test nach Malware-Attacken auf den Prüfstand gehoben.

Nützliche Links

Neben den Tests von Endpoint-Security-Lösungen für Windows veröffentlicht AV-TEST auch die Ergebnisse zu Android-Security-Apps und zu Windows-Desktop-Versionen von Sicherheitssoftware. Die aktuellen Ergebnisse lassen sich auf www.av-test.de jederzeit kostenfrei nachlesen.