Software-defined Storage: Wie Software-defined Storage funktioniert

Software-defined Storage ist der nächste Schritt hin zum virtualisierten Rechenzentrum: Speicher, wie man ihn gerade braucht. Obwohl die Vorstellungen von softwaregesteuerten Storage-Lösungen (SDS) oft noch schwammig sind, ist nahezu jedes große Unternehmen der Branche auf diesen Zug aufgesprungen.

SDS stellt Speicher nach Wunsch bereit

Von Roland Freist

Nachdem das Software-defined Networking (SDN) eines der großen Themen des Jahres 2013 war, nimmt mittlerweile Software-defined Storage (SDS) seinen Platz ein. Beides ist eng miteinander verwandt, schließlich bauen beide auf Virtualisierungstechniken auf. Zusammen mit virtualisierten Servern bilden sie das Grundgerüst für das komplett per Software definierte Rechenzentrum, das seine Services weitgehend automatisiert anbietet.

Allerdings gibt es nach wie vor keine einheitliche Definition von SDS. Trotzdem wollen nahezu alle größeren Hersteller auf diesen Zug aufspringen, was zuletzt dazu führte, dass bestehende Produktlinien z.T. einfach umgedeutet wurden – in der Hoffnung, in der Diskussion um SDS Beachtung zu finden. Der Begriff wird zumindest momentan noch so schwammig verwendet, dass jede Software, die Storage verwaltet oder virtualisiert, als SDS durchgeht.

Serie: Software-defined Storage
Teil 1 erklärt, was SDS von der bloßen Speichervirtualisierung unterscheidet und wo die Vorteile liegen. Teil 2 versucht eine kommentierte Marktübersicht.

Das soll sich nach dem Willen der Storage Networking Industry Association (SNIA) ändern. Sie hat den Entwurf für einen SDS-Standard vorgelegt, der u.a. verschiedene Attribute und Funktionen vorschreibt. Ob und wann dieser Standard jedoch verabschiedet wird, steht derzeit noch in den Sternen. Allerdings ist es dem Anwender nur mit einer festen Definition von SDS möglich, verschiedene Systeme, die den Anforderungen entsprechen, miteinander zu vergleichen und das für ihn passende auszuwählen.

Ein weit gefasster Begriff

Bis der Standard verabschiedet ist, müssen einige weit gefasste Kriterien genügen, um SDS zu beschreiben. Der zentrale Punkt dieses Konzepts: Die Speicherung und die Verwaltung der Daten sind von der zugrunde liegenden Hardware getrennt. Software und Hardware werden also als unterschiedliche Instanzen behandelt. Die Storage-Software stellt Services wie die Orchestration, Provisionierung und Datenschnittstellen bereit und bietet automatisch arbeitende Funktionen für die Verwaltung. Sie lässt sich auf nahezu beliebiger Speicherhardware installieren und ermöglicht eine horizontale Skalierung (Scale-out) der Ressourcen.

Ziel einer SDS-Lösung ist es, Speicherressourcen einfach und je nach Bedarf hinzuzufügen und bereitzustellen. Der physische Speicher wird dabei zu einem Pool zusammengefasst, der sich über mehrere Systeme erstrecken und unterschiedliche Medien wie SSDs und Festplatten umfassen kann.

Software-defined Storage darf man allerdings nicht mit Storage-Virtualisierung verwechseln: Letztere bildet Pools und trennt dadurch lediglich die Kapazität von den einzelnen Systemen. SDS dagegen abstrahiert sämtliche Services und Funktionen von der Hardware.

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Schwarz auf Weiß
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Der große Vorteil von SDS ist die erhöhte Flexibilität. Trennt man Speichersoftware und -hardware voneinander, bedeutet das z.B., dass Controller und Speichersysteme nicht mehr länger vom gleichen Hersteller bezogen werden müssen. Stattdessen kann der Controller an beliebiger Stelle innerhalb der Storage-Infrastruktur betrieben werden, auf einem dedizierten Server genauso wie in einem Hypervisor oder in einer Cloud. Unternehmen bekommen damit die Möglichkeit, Hardware verschiedener Hersteller zu kombinieren und preiswerte Standardsysteme einzukaufen. Allerdings: Obwohl die Einrichtung einer SDS-Infrastruktur prinzipiell mit jeder Hardware möglich ist, empfehlen Experten, getestete Enterprise-Systeme der führenden Hersteller zu verwenden und mit Händlern zusammenzuarbeiten, die entsprechendes Know-how vorweisen können.

Hilfe durch definierte Service Level

Ein weiterer Vorteil von SDS ist, dass man viele Standardaufgaben automatisieren oder einfach dem Anwender überlassen kann. Er gibt z.B. an, welche Kapazität er benötigt, ob die Daten gespiegelt oder mit Snapshots gesichert werden sollen, und bekommt anschließend einen auf seine Ansprüche zugeschnittenen Speicher vom System zugewiesen.

Damit das funktioniert, definiert der Administrator verschiedene Service Levels für die vorhandenen Systeme. Er teilt die Arrays über die Storage-Software etwa in mehrere Performance-Klassen ein, gibt an, welche durch Snapshots überwacht werden, wo überall eine Replikation eingerichtet ist und bei welchen Systemen die Daten dedupliziert werden. Über ein Portal klickt sich der Anwender dann die benötigten Eigenschaften für seinen Speicher zusammen, die Software macht den Rest.

Schließlich reizt an SDS auch die Möglichkeit, die vorhandene Storage-Infrastruktur per Scale-out zu erweitern. Während einzelne Systeme bei Performance, Kapazität und Funktionalität oft schnell an ihre Grenzen stoßen und schließlich ersetzt werden müssen, kann ein Unternehmen mit einer SDS-Infrastruktur einfach weitere Systeme hinzufügen. Theoretisch jedenfalls. Denn dazu bedarf es letztlich eines übergreifenden, herstellerunabhängigen Standards, den es derzeit noch nicht gibt – siehe oben.

Einen Überblick über Anbieter und Lösungen es auf dem Markt gibt Teil 2 dieser Serie.
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Roland Freist, Jahrgang 1962, begann nach einem Studium der Kommunikations­­wissenschaft ein Volontariat beim IWT Verlag in Vater­­stetten bei München. Anschließend wechselte er zur Zeitschrift WIN aus dem Vogel Verlag, wo er zum stell­­vertretenden Chef­­redakteur aufstieg. Seit 1999 arbeitet er als freier Autor für Computer­­zeitschriften und PR-Agenturen. Seine Spezial­­gebiete sind Security, Mobile, Internet-Technologien und Netz­­werke, mit Fokus auf Endanwender und KMU.


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