Im Web 2.0 finden Firmen ihre Fans
Vor wenigen Jahren war der Begriff „Web 2.0“ in aller Munde: Eine neue Spielart des Internets sollte das Netz der Netze endlich auch für Normalmenschen bedienbar machen, die nicht zufälligerweise Computer-Cracks waren oder aber (wie eine Firma) einen Webdesigner beauftragen konnten. Theoretisch war es seit langer Zeit möglich, eigene Informationen im Netz zu veröffentlichen oder dort Fotos bereitzustellen – praktisch taten dies aber nur diejenigen Nutzer, die genug Kompetenz besaßen, um sich selbst in die Webseitengestaltung einzuarbeiten.
Heute dagegen hat praktisch jeder – sofern er dies denn überhaupt will – seine eigene Präsenz im Netz, in einem oder mehreren sozialen Netzwerken und/oder anderen Plattformen, die die Veröffentlichung von eigenem Content erlauben (z.B. Blogs, Fotocommunities, Twitter usw.). Der Siegeszug der Web-2.0-Angebote führt umgekehrt dazu, dass die „private Homepage“ immer mehr der Vergangenheit angehört: Es gibt schlichtweg einfachere und zugleich elegantere Möglichkeiten, um sich selbst im Netz zu repräsentieren.
Diese Umwälzungen sind dramatisch und sind nicht nur für den privaten Bereich von Bedeutung. Web-2.0-Plattformen stellen heute im Leben Internet-affiner Menschen einen solch wichtigen Faktor dar, dass sich Unternehmen kaum leisten können, diese Dienste zu ignorieren. Daher wird es im Folgenden um zweierlei gehen: Einerseits sollen die wichtigsten derartigen Dienste erklärt werden, zweitens soll dabei der Fokus stets darauf liegen, wie man sie als Unternehmer erfolgreich für sich nutzen kann.
Teil 1 wird bei den Kontaktnetzwerken vorstellig und sagt, was die Profile für Firmen bringen. Teil 2 lauscht dem Gezwitscher der Microblogging-Dienste und untersucht den Nutzen von YouTube und Foto-Communities.
Man sieht sich online
Fraglos die wichtigste Art der neuen Websites sind die sozialen Netzwerke. In einem sozialen Netzwerk erstellt man ein (üblicherweise kostenloses) Konto und legt dann eine Webpräsenz an, die einer Visitenkarte gleicht. Üblicherweise stellt man ein Foto, gewisse Daten (Name, Geburtsdaten usw.) und weitere Informationen (Vorlieben o.Ä.) online. In diesen sozialen Netzwerken ist es möglich, Verbindungen mit anderen Nutzern einzugehen. Bestätigen beide Seiten den Kontakt, wird der jeweils andere als Freund geführt.
Für Freunde von Freunden
Das mit weitem Abstand wichtigste soziale Netzwerk ist die eigentlich amerikanische, aber perfekt für den internationalen Markt lokalisierte Site www.facebook.com. Deutsche Konkurrenzprodukte wie www.lokalisten.de oder www.studivz.net spielen nur eine begrenzte Rolle. Jüngster Neuzugang ist das ehrgeizige Google+Projekt.
Gerade Facebook dürfen Unternehmen nicht mehr ignorieren. Denn nicht nur Privatnutzer können dort ihre Präsenzen anlegen, sondern auch Firmen. Für viele Menschen beginnt die Grenze zwischen „Internet“ und ihrem bevorzugten sozialen Netzwerk zu verschwimmen, denn zentrale Dienste wie das Versenden von Nachrichten, das Chatten usw. lassen sich komplett innerhalb von Facebook abwickeln. Wenn sich also die Internet-Nutzung vieler potenzieller Kunden auf ihr soziales Netzwerk beschränkt, wäre es töricht, dort nicht vertreten zu sein.
Schwarz auf Weiß
Dieser Beitrag erschien zuerst in unserer Magazinreihe. Einen Überblick mit freien Download-Links zu sämtlichen Einzelheften bekommen Sie online im Pressezentrum des MittelstandsWiki.
Aber dies ist noch nicht alles. Denn Facebook-Nutzer können nicht nur Freunde markieren, sondern auch bei Firmenpräsenzen angeben, dass sie „Fan“ besagten Unternehmens sind. Man erhält damit also, wenn man so will, kostenlose Testimonials zufriedener Kunden. Da diese Kunden offensichtlich nicht für diese Aussage bezahlt wurden, handelt es sich um die beste Werbung, die man sich wünschen kann. Doch nur dann, wenn man im sozialen Netzwerk vertreten ist, besteht überhaupt die Chance, dass sich Nutzer öffentlich als „Fan“ erklären. Tatsächlich gilt für das Social Web in etwa das, was früher für Kundenklubs galt.
Nach Qualifikationen und Kontakten
Eine Sonderform der sozialen Netzwerke stellen die so genannten Karrierenetzwerke dar (hier dominiert in Deutschland www.xing.de, international hingegen www.linkedin.com). Karrierenetzwerke funktionieren prinzipiell wie andere soziale Netzwerke, d.h. man legt eine Präsenz mit Informationen zu sich selbst an und stellt Verbindungen zu anderen Teilnehmern her. Allerdings liegt der Fokus bei Xing und LinkedIn eng auf Karrierechancen: Die Teilnehmer stellen üblicherweise große Teile ihres Lebenslaufs online (dagegen fehlen die bei Facebook & Co. so beliebten Privatfotos und belanglosen Kommentare).
Die wirtschaftliche Bedeutung von Xing und LinkedIn ist offensichtlich: Professionelle Headhunter (oder aber die Personalverantwortlichen direkt) haben Zugriff auf tausende von Lebensläufen potenzieller Mitarbeiter. Umgekehrt lässt sich damit auch die Zufriedenheit der eigenen Mitarbeiter in Erfahrung bringen: Sollte ein ungekündigter Mitarbeiter unter „Suche:“ angeben, dass man ihn wegen neuer Stellenangebote kontaktieren kann, wäre dies ein sehr eindeutiges Alarmzeichen.
- Was es mit den Microblogging-Diensten à la Twitter auf sich hat und wie man sich an moderne Medien-Communities hängt, behandelt Teil 2 dieser Serie.