Die Subbranchen entwickeln sich unterschiedlich
Von Christoph Witte, Wittcomm
In der Servicebranche lassen einige Prozesse durchaus zu wünschen übrig. Zumindest schätzten leitende Mitarbeiter das so ein, als sie das Kasseler Analystenhaus techconsult im Rahmen der Langzeitstudie Business Performance Index Dienstleistung DACH 2013 nach Relevanz und Qualität ihrer Prozesse befragte. In den einzelnen Segmenten der Dienstleistungsbranche entwickeln sich die Indizes zwar durchaus unterschiedlich, aber das Gros verliert gegenüber dem Vorjahr.
Von den insgesamt untersuchten elf Unternehmensbereichen lagen in Sachen Prozessrelevanz und Prozessumsetzungsqualität – diese Kriterien bestimmen den BPI – fünf unter dem BPI-Dienstleister-Gesamtdurchschnitt von 66,1 Punkten. Davon waren Logistik, Vertrieb und Marketing, Einkauf und Lieferantenmanagement nur leicht vom Durchschnitt entfernt. Nur das Vertragsmanagement lag mit 63,5 Punkten relativ deutlich unter dem Mittel. Deutlich darüber liegen die Bereiche Finanzen und Controlling (68,6 Punkte) sowie die Serviceerbringung (68 Punkte).
Technische Planer und Gastgewerbe sind spitze
Unternehmen der technischen Planung und Beratung sowie des Gastgewerbes belegten auch in diesem Jahr im Vergleich der sieben Subbranchen wieder die Spitzenplätze. In fast allen Unternehmensbereichen erzielen sie bessere Werte als der Durchschnitt in der Dienstleistungsbranche insgesamt. Einzig die Produkt- und Serviceentwicklung des Gastgewerbes sowie Einkauf und Lieferantenmanagement der technischen Planung und Beratung erreichen nicht ganz die Durchschnittswerte.
Als herausragende Unternehmensbereiche können der Einkauf und das Lieferantenmanagement des Gastgewerbes sowie Finanzen und Controlling der technischen Planung und Beratung identifiziert werden. Die Subbranchen Transport und Logistik, IT-Dienstleister und Unternehmensberatung/Agenturen bleiben insgesamt leicht unter dem Durchschnittswert für die Dienstleistungsbranche insgesamt. Schlusslichter bilden die Unternehmen der Forschung und Entwicklung sowie die Immobilienbranche.
Jeder Mittelständler kann den BPI für sein Unternehmen als Benchmark-Werkzeug nutzen. Dazu muss man lediglich den Fragebogen unter www.business-performance-index.de ausfüllen. Die Antworten werden ausgewertet und zeigen, wo das Unternehmen im Vergleich zum unmittelbaren Wettbewerb (Branche, Subbranche, Größenklasse) steht. Damit lassen sich eigene Stärken und Schwächen analysieren. Die Unternehmensdaten bleiben selbstverständlich anonym.
Eingehende Einzeldarstellungen gibt es im MittelstandsWiki zu den folgenden Ausgaben:
- BPI Fertigung 2012
- BPI Dienstleistung 2012
- BPI Handel 2012
- BPI Gesamtbericht 2012
- BPI Fertigung 2013
- BPI Dienstleistung 2013
Weitere Informationen zum BPI insgesamt und zu den Einzelberichten BPI Fertigung, BPI-Dienstleistung und BPI-Handel findet man unter www.business-performance-index.de. Dort stehen alle Berichte auch zum kostenfreien Download bereit.
Über dem Durchschnitt, aber unter Vorjahr
Beim Subbranchenprimus technische Planung und Beratung lagen die ermittelten Indexwerte teilweise zwar deutlich über den Durchschnittswerten der Gesamtbranche, waren aber im Vergleich zum Vorjahr rückläufig. So kam der diesjährige BPI-Index der technischen Planer auf 69,1 Punkte und lag um drei Zähler über dem Durchschnitt der Gesamtbranche, verlor aber gegenüber 2012 mit 7,5 % deutlich.
Im Marktsegment technische Planung und Beratung erzielten die Unternehmen zwar gute Indexwerte im Vergleich zu den anderen Subbranchen, aber die Werte fielen niedriger aus als 2012. (Bild: techconsult)
Auch der IT-Unterstützungsgrad wurde von den befragten Führungskräften mit 68,6 Punkten deutlich höher gewertet, als das der Durchschnitt (64,2 Punkte) getan hatte. Aber im Jahresvergleich gelangte die Subbranche hier nur einen Wert, der um 6,7 % unter dem Vorjahr liegt. Bei den beiden anderen Indizes (Reifegrad innovativer Lösungen und Unternehmenserfolg) zeigte sich dieselbe Tendenz, wenn auch die Unterschiede zum Branchendurchschnitt und zum Vorjahr nicht so gravierend ausfielen.
Die Immobilienbranche holt auf
Betrachtet man dagegen die Indexentwicklung beim Branchenletzten, der Immobilienbranche, ergibt sich ein anderes Bild. Diese Subbranche hat nämlich gegenüber dem Vorjahr zum Teil deutlich aufgeholt. Auch wenn der BPI hier mit 63,7 Punkten nicht zum Durchschnitt der Gesamtbranche aufschließen konnte, verbessert er sich doch gegenüber 2012 um 3,1 %.
Unternehmen der Immobilienbranche erzielen zwar unterdurchschnittliche Werte, aber sie holen gegenüber dem Vorjahr auf – im Gegensatz zu allen anderen Subbranchen. (Bild: techconsult)
Am deutlichsten wird die Verbesserung der Immobiliendienstleister beim Unternehmens- bzw. Prozesserfolg. Hier legt die Branche um 12,4 % auf 69,6 Punkte am deutlichsten zu. Damit übertraf sie auch den Branchendurchschnitt insgesamt, der in diesem Jahr bei 67,6 Punkten lag.
Anders als im Vorjahr empfinden Dienstleister offenbar weniger Kostendruck. Jetzt stehen Wettbewerbsfähigkeit, Neukundengewinnung und Qualität im Vordergrund. (Bild: techconsult)
Fazit: Wettbewerbsfähigkeit ist wichtiger als sparen
Unabhängig von Subbranchen und Unternehmensbereichen spüren die Dienstleister in den kommenden Monaten ähnliche Herausforderungen auf sich zukommen. Die Top-3-Challenges sehen die Unternehmen der Branche vor allem im Ausbau und im Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit, in der Neukundengewinnung und in der Qualitätssicherung. Die Senkung der Kosten steht im Gegensatz zum letzten Jahr nicht mehr an oberster Stelle, sondern reiht sich ein zwischen den Herausforderungen, die IT-Unterstützung zu verbessern und innovativ und up to date zu bleiben, die Kundenbindung zu fördern und dem Konkurrenzdruck aus dem Ausland zu begegnen.
Teil 1 beobachtet, dass die Auftragslage die Prozesse der Branche an die Leistungsgrenzen treibt. Das sorgt für Unzufriedenheit. Teil 2 verfolgt die Auswirkungen von Trendthemen wie BYO, Cloud oder Mobile und betrachtet die Befunde im Ländervergleich: An der Spitze steht diesmal Österreich. Teil 3 schlüsselt die BPI-Ergebnisse nach Subbranchen auf. Neben der technischen Planung und Beratung ist das Gastgewerbe wieder ganz vorne dabei.
Das Thema IT- und Datensicherheit steht momentan noch ganz unten auf der Liste der Herausforderungen. Allerdings fand die Befragung statt, bevor die NSA-Affäre ihren Höhepunkt erreichte. „Wir gehen davon aus, dass das Security-Thema in den nächsten BPI-Befragungen deutlich an Bedeutung gewinnen wird“, erklärt Studienleiter und techconsult-Analyst Henrik Groß.