Top-Performer ist die mittelständische Fertigung
Von Christoph Witte, Wittcomm
Die Branchen Fertigung, Dienstleistung und Handel, die das Kasseler Analystenhaus techconsult im Business Performance Index Mittelstand D/A/CH 2012 untersucht hat, zeigen deutliche Unterschiede. Der Top-Performer ist unstrittig die Fertigungsindustrie; Schlusslicht bleibt der Handel. Vor allem im Unternehmensbereich Einkauf gibt es hier Verbesserungspotenzial in Sachen IT-Unterstützung.
Die mittelständische Fertigungsindustrie verzeichnet im Gesamtbericht Business Performance Index Mittelstand D/A/CH 2012 mit Abstand die besten Werte. Beim BPI erreichen die Fertiger 72 Punkte (2011: 71). Der Grad der IT-Unterstützung blieb mit 67 Punkten auf dem Niveau von 2011.
Fertigung
Vorbildlich unterstützt werden in der Fertigungsindustrie die Unternehmensbereiche Produktion sowie Lieferantenmanagement bzw. Einkauf. Beim Reifegrad innovativer IT-Lösungen steigerten sich die Fertiger sogar um 17 % auf 68 Punkte. Sie heben sich in diesem Segment in gleich vier Bereichen deutlich hervor: in Service, Forschung und Entwicklung, Produktion sowie Finanzen/Controlling.
Nur schwach vertreten ist dagegen das Personalwesen: Der Unternehmensbereich verzeichnet gegenüber 2011 einen Rückgang von 4 % auf knapp 68 Punkte. Gestiegen ist der Index Unternehmenserfolg um gut 4 % auf 72 Punkte. Dazu beigetragen hat – wie auch schon im Vorjahr – die überdurchschnittliche Verbesserung der Bereiche Service sowie Produkt- und Serviceentwicklung.
Teil 1 konstatiert, dass sich mit der Prozessqualität insgesamt auch der Unternehmenserfolg gesteigert hat. Teil 2 sichtet nach Branchen und sucht nach Gründen für das schlechte Abschneiden des Handels. Teil 3 diskutiert die stark unterschiedliche Nutzung von Cloud-Technologien und Mobilgeräten.
Dienstleistung
Die Dienstleister waren nicht ganz so performant. Sie erreichten mit 69 Punkten exakt den BPI-Durchschnitt 2012 und verbesserten sich um knapp 1,5 % gegenüber dem Vorjahr. Bei der IT-Unterstützung erhöhten sie den Indexwert um 3 % auf 66 Punkte. Die Stärken liegen hier neben den häufig stark standardisierten Unternehmensbereichen Finanzen/Controlling besonders in der Entwicklung und Erbringung der eigentlichen Dienstleistung.
Beim Reifegrad innovativer IT-Lösungen schob sich die Dienstleistungsbranche um einen Punkt auf 64 Indexpunkte vor. Die deutlich schwächste Ausprägung erhält hier das Vertragsmanagement mit 52,9 von 100 Punkten. Beim Unternehmenserfolg legten die Dienstleister um 2 Punkte bzw. knapp 3 % auf 69 Punkte zu.
Überdurchschnittlich verschlechtert hat sich in diesem Segment der Unternehmensbereich Objektbetrieb und -verwaltung, der von guten 75,4 auf nur noch 65,1 Indexpunkte abstürzt (-13,7 %). Nachholbedarf hat auch das Lagermanagement.
Handel
Das Schlusslicht unter den Branchen bildet wie schon im Vorjahr der Handel. Er konnte den BPI lediglich um 0,5 % auf 63,7 Punkte verbessern.
Auf die Größe kommt es an
Eine Auffälligkeit: Während die BPI-Werte in allen drei Branchen in den verschiedenen Mitarbeitergrößenklassen dicht beieinander liegen, schneiden im Handel Unternehmen mit 100 bis 499 Mitarbeitern besser ab als die Klasse mit 500 bis 999 Mitarbeitern und darüber, die in Fertigung und Dienstleistung führend beim BPI sind. Im Gegensatz zu 2011 wird aber auch deutlich, dass die kleinsten Händler aufgrund der Prozessdefizite mehr denn je zu kämpfen haben.
Die IT-Unterstützung im Handel stieg um 2,3 % auf 62,5 Punkte. Man konzentriert sich dabei auf die Unternehmensbereiche Finanzen/Controlling und Personalwesen und erzielt dabei auch die besten BPI-Werte. Die größte positive Veränderung zeigt der Bereich der Mehrwert- und Zusatzdienstleistungen des Handels: War dies noch im Vorjahr die größte Schwachstelle, so verbessert er sich dieses Jahr um 10,7 % auf 67,3 Indexpunkte.
Ein absoluter Underperformer ist der Bereich Einkauf – hier lassen sowohl Relevanz als auch Prozessumsetzung im Handel zu wünschen übrig. Offenbar betreiben viele Unternehmen im Einkauf immer noch einen hohen manuellen Aufwand oder setzen lediglich Office-Standardprogramme ein – und verschenken damit Zeit und Geld.
Der Handel fällt darüber hinaus auch in den Kategorien Verkauf/Marketing und Mehrwert- bzw. Zusatzdienstleistungen wenig positiv auf. Den Unternehmenserfolg konnte der Handel dennoch um 2,8 % auf 67 Punkte steigern.
Ergebnisüberblick im Branchenvergleich (Bild: techconsult)
Einen Ausreißerwert findet man beim Reifegrad innovativer IT-Lösungen, der sich um knapp 7 % auf 60,8 Punkte verbessert hat. „Hier darf man allerdings nicht vergessen, dass die gleichen Technologien abgefragt wurden wie 2011. Von daher ist diese Entwicklung auch dem zwischenzeitlich höheren Bekanntheitsgrad dieser Technologien geschuldet“, räumt Peter Burghardt, Managing Director bei techconsult, ein.
Jeder Mittelständler kann den BPI für sein Unternehmen als Benchmark-Werkzeug nutzen. Dazu muss man lediglich den Fragebogen unter www.business-performance-index.de ausfüllen. Die Antworten werden ausgewertet und zeigen, wo das Unternehmen im Vergleich zum unmittelbaren Wettbewerb (Branche, Subbranche, Größenklasse) steht. Damit lassen sich eigene Stärken und Schwächen analysieren. Die Unternehmensdaten bleiben selbstverständlich anonym.
Eingehende Einzeldarstellungen gibt es im MittelstandsWiki zu den folgenden Ausgaben:
- BPI Fertigung 2012
- BPI Dienstleistung 2012
- BPI Handel 2012
- BPI Gesamtbericht 2012
- BPI Fertigung 2013
- BPI Dienstleistung 2013
Weitere Informationen zum BPI insgesamt und zu den Einzelberichten BPI Fertigung, BPI-Dienstleistung und BPI-Handel findet man unter www.business-performance-index.de. Dort stehen alle Berichte auch zum kostenfreien Download bereit.
Die Resultate des BPI Mittelstand 2012 D/A/CH zeigen sich insgesamt auf einem nach wie vor ausbaufähigen Gesamtniveau. Über alle Branchen hinweg zeigt sich eine positive Gewinnentwicklung der Unternehmen ab einem durchschnittlichen BPI-Wert von 67 Punkten. Die Geschäftsprozess-Performance bedeutender Unternehmensbereiche überwindet mit kleinen Schritten die Schwelle zum oberen Performance-Drittel auf der inzwischen etablierten Messlatte der Leistungsfähigkeit des deutschen, österreichischen und schweizerischen Mittelstands.
- Wie unterschiedlich die einzelnen Branchen mit Cloud-Angeboten, Software as a Service und Mobiltechnologien umgehen, untersucht Teil 3 dieser Übersicht.
Nützliche Links
Weitere Informationen finden Sie unter www.business-performance-index.de, wo es den BPI-Gesamtbericht Mittelstand D/A/CH 2012 kostenfrei als PDF zum Herunterladen gibt.