BPI Handel Mittelstand 2012, Teil 3: Welche Händler ihre Ziele erreichen

Der Business Process Index Handel 2012 zeigt einen z.T. deutlich höheren Erfüllungsgrad der Key Performance Indicators. Sprunghaft gestiegen sind z.B. die E-Commerce-Werte im Maschinen­groß­handel – er hat allerdings auch kräftig Nachholbedarf und rangiert weiter unter dem Spitzenwert des Non-Food-Einzel­handels.

Der Handel verbessert seine Prozesskennzahlen

Von Christoph Witte, Wittcomm

In der Langzeitstudie Business Performance Index Handel Mittelstand 2012 wurden Unternehmer und leitende Angestellte von Groß- und Einzelhandelsfirmen u.a. nach der Entwicklung ihrer Key Performance Indicators (KPIs) befragt. Ergebnis: Ihr Erfüllungsgrad ist deutlich angestiegen. Nachdem der erste und der zweite Teil dieser BPI-Berichterstattung über die Schwächen in den Kernprozessen und den Grad der IT-Unterstützung berichtet haben, sieht sich dieser dritte und letzte Teil den Prozesserfolg der Unternehmen und die KPIs genauer an.

Gemessen am Unternehmens- bzw. Prozesserfolg schnitten die Handelshäuser in DACH mit knapp 67 von 100 erreichbaren Punkten im Verhältnis zu den anderen drei Indexwerten gut ab. Im vergangenen Jahr lag dieser Wert bei 65 Punkten. Der Index Unternehmenserfolg veranschaulicht, in welche Richtung sich die gesetzten Schlüsselkennzahlen der einzelnen Prozesse entwickelt haben. Um das herauszufinden, wurden Geschäftsführer und leitende Angestellte von insgesamt 149 Handelshäusern gefragt, wie zufrieden sie mit den verschiedenen KPIs in sieben untersuchten Kernprozessen sind: Einkauf, Finanzen/Controlling, Logistik, Marketing, Mehrwertdienstleistungen, Personalwesen und Verkauf.

Der Einzelhandel Fashion liegt vorn

Einzelhandels und Großhandelsunternehmen schnitten im Index Unternehmens-/Prozesserfolg unterschiedlich ab. Der En-gros-Handel erreichte insgesamt 65,8 Punkte. Dabei waren die Konsumgütergroßhändler (70,3) in dieser Kategorie am besten und die Maschinengrossisten (58) am schlechtesten. Sie verloren gegenüber dem Vorjahr um 8,1 % und rutschten damit selbst hinter den sonst immer Klassenletzten, den Großhandel mit Rohstoffen und landwirtschaftlichen Erzeugnissen.

Gemessen an den Kernprozessen erzielten die Konsumgüter bei Mehrwertdienstleistungen das beste Ergebnis, der Rohstoffhandel in der Logistik und die Maschinenhändler im Bereich Verkauf.

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Insgesamt erreicht der Großhandel im BPI-Index Unternehmenserfolg 65,8 Punkte von 100 möglichen. Der Einzelhandel liegt mit 68,1 Punkten leicht über diesem Wert. Als Teilbranche des Großhandels sind die Konsumgüterhändler den Branchen Rohstoffe und Maschinen in fast allen Belangen voraus. (Bild: techconsult)

Der Einzelhandel kam mit 68,1 von 100 möglichen Punkten im Index Unternehmens-/Prozesserfolg auf ein etwas besseres Ergebnis als der Großhandel. Von den vier Subbranchen schnitt Fashion am besten und Food am schlechtesten ab. Dazwischen bewegen sich Waren aller Art und die Non-Food-Einzelhändler.

Serie: BPI Handel Mittelstand 2012
Teil 1 konstatiert eine Prozessqualität auf minderem bis mittlerem Niveau und zeigt signifikante Unterschiede in den Ergebnissen auf. Teil 2 fast die Resultate von IT-Unterstützung, Mobile Devices, SaaS und Prozess-Outsourcing zusammen. Teil 3 untersucht schließlich den Prozesserfolg näher und sieht nach, ob und wo die Verantwortlichen ihre gesteckten Kennzahlen erreichen.

Die wichtigsten KPI-Ergebnisse

Interessant ist auch, wie die zwei untersuchten Handelsformen bei den Key Performance Indicators punkten konnten, die in den verschiedenen Prozessbereichen für den Unternehmens-/Prozesserfolg von techconsult abgefragt wurden. Im Bereich Finanzen/Controlling stachen die zentralen KPIs „Datenqualität für Managemententscheidungen“ und der „Stand an liquiden Mitteln“ ins Auge. Auf ersteren legten die Konsumgütergroßhändler offenbar starken Wert (77,3 Punkte) und beim letzteren wussten die Einzelhändler im Non-Food-Segment am besten Bescheid (73,8 Punkte).

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Im Bereich Finanzen/Controlling stachen die zentralen KPIs „Datenqualität für Management-Entscheidungen“ und „Stand an liquiden Mitteln“ ins Auge. Sowohl Groß- als auch Einzelhandel halten diesen KPI offenbar für relevant und sind großteils zufrieden damit. Nur im Fashion-Segment der Einzelhändler verschlechtern sich die KPIs im Controlling durchgängig. (Bild: techconsult)

Bestellkosten

Im Einkaufsprozess wurde der wichtige Indikator „Bestellkosten“ in den verschiedenen Handelsformen und -segmenten offenbar sehr differenziert wahrgenommen. In hohen Ehren halten ihn die Einzelhändler des Non-Food-Segments mit fast 75 Punkten; die Maschinengrossisten nehmen in diesem KPI mit 56,8 Punkten den schlechtesten Wert in Kauf.

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Im Verkaufs­prozess ist der E-Commerce-Umsatz ein Schlüssel­wert für die Zukunfts­sicherheit. Hier steigert sich der Maschinen­groß­handel mit einem Plus von 45 % am stärksten, kommt jedoch von einer niedrigen Basis. Die höchste ab­solute Punkt­zahl ver­zeichnet aller­dings der Non-Food-Einzel­handel mit 76,3. (Bild: techconsult)

E-Commerce

Der E-Commerce-Umsatz ist im Verkaufsprozess durchaus als ein Schlüssel­wert zu betrachten, wenn es um die Zukunfts­orientierung eines Unter­nehmens geht. Hier waren vor allem die Wachs­tums­raten auf­schluss­reich. Die Maschinen­händler ver­besserten sich im Jahres­vergleich um 45,5 % auf 69,1 Punkte. Auch wenn im Non-Food-Einzel­handel mit 76,3 Punkten der E-Commerce-Wert deutlich höher liegt, ist das Plus mit 27 % deutlich geringer.

Spannend zu beobachten ist, dass die Grossisten – bis auf das Sorgenkind Rohstoffhandel – im E-Commerce stärker wachsen als der Einzelhandel. Berücksichtigt man, dass die erste Welle im Internet-Handel im B2C-Geschäft entstand, sind die Wachstumswerte allerdings folgerichtig.

Umgang mit Kunden

Neukundengewinnung und Kundenbindung dürften im Prozess Marketing keine unwichtigen Indikatoren sein. Dabei interessieren bei den Neukunden vor allem die Wachstumsraten. Hier ziehen die Rohstoffhändler mit einem Plus von knapp 42 % voraus; allerdings kommen sie auch damit nur auf einen relativ niedrigen Wert von 66,3 Punkten.

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hohe Kunst des Marketings liegt in der Neukundengewinnung und in der Kundenbindung. In beiden KPIs liegt der Einzelhandel tendenziell besser als die Grossisten. (Bild: techconsult)

Da sieht es beim in Sachen Dynamik Zweitplatzierten schon besser aus: Die Non-Food-Einzelhändler verbessern ihre KPI-Punktzahl um 30 % auf 71,1 Punkte. Die meisten Punkte erzielt hier das Einzelhandelssegment Waren aller Art mit 75,7 Punkten, aber dafür mit einem nur mittelmäßigen Zufriedenheitsplus von 11,3 %.

Beim zweiten zentralen Marketing-Indikator (Kundenbindung) schneidet dieses Segment mit starken 77,1 % übrigens ebenfalls absolut am besten ab. Mit dem größten Zuwachs bei der Kundenbindung warten die Rohstoffhändler auf. Ihre Führungskräfte bewerten diesen KPI 2012 um gut 39 % besser als im Vorjahr. Schlusslicht sind hier die Maschinenhändler. Sie erreichen nur 61,7 Punkte.

Business Performance Index

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Jeder Mittelständler kann den BPI für sein Unter­nehmen als Benchmark-Werk­zeug nutzen. Dazu muss man lediglich den Frage­bogen unter www.business-performance-index.de aus­füllen. Die Ant­worten werden aus­ge­wertet und zeigen, wo das Unter­nehmen im Vergleich zum unmittel­baren Wett­bewerb (Branche, Sub­branche, Größen­klasse) steht. Damit lassen sich eigene Stärken und Schwächen analysieren. Die Unternehmens­daten bleiben selbst­verständlich anonym.

Eingehende Einzeldarstellungen gibt es im MittelstandsWiki zu den folgenden Ausgaben:

Weitere Informationen zum BPI insgesamt und zu den Einzel­berichten BPI Fertigung, BPI-Dienstleistung und BPI-Handel findet man unter www.business-performance-index.de. Dort stehen alle Berichte auch zum kostenfreien Download bereit.

Fazit: Es geht langsam aufwärts

Wenn auch die Führungskräfte mittelständischer Handelshäuser die Qualität der Prozesse in ihren Unternehmen eher kritisch beurteilen – großteils zu Recht, wie ein Blick auf die Entwicklung der gesetzten KPIs gezeigt hat –, so ist nicht zu vergessen, dass der gesamte Index Prozess- bzw. Unternehmenserfolg gegenüber der 2011er-Untersuchung zugelegt hat (um 2,8 auf 66,9 Punkte). Er gehört damit – neben dem Grad der IT-Unterstützung (um 2,3 % auf 62,4 Punkte) und dem Reifegrad innovativer IT-Lösungen (um knapp 7 % auf 60,8 Punkte) zu den Indizes, die deutliche Steigerungen gegenüber dem Vorjahr aufweisen.

Nützliche Links

Weitere Informationen finden Sie unter ­www.business-performance-index.de, wo es den BPI-Kurzbericht Mittelstand Handel 2012 kostenfrei als PDF zum Herunterladen gibt.

Langzeitstudie Business Performance Index Mittelstand

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Über den Handelsreport hinaus stehen für die mittelständische Fertigungsindustrie und die Dienstleistungsbranche ebenfalls Branchenberichte auf dem BPI-Internet-Portal zum Download bereit. Zur CeBIT 2013 erscheint außerdem ein Gesamtreport zum Business Performance Index, der die Leistungsfähigkeit mittelständischer Unternehmen über die Branchen Fertigung, Dienstleistung und Handel hinweg analysiert.

Neben den Branchenreports bietet techconsult Unternehmen ferner die Möglichkeit, sich selbst auf die genannten Leistungsindikatoren zu prüfen und die eigenen Ergebnisse mit ähnlichen Unternehmen aus der gleichen Branche zu vergleichen. Interessierte Unternehmer können über die BPI-Webseite direkt am Performance-Check teilnehmen.

Ziel dieser langfristig angelegten Studie, ist es, den Teilnehmern ein Werkzeug zur gezielten Geschäftsoptimierung an die Hand zu geben. Im individuellen Wettbewerbsvergleich sowohl für Unternehmens- bzw. Funktionsbereiche als auch auf Prozessebene wird der Status quo erfasst, es werden Stärken und Schwächen aufgedeckt und so schließlich Optimierungspotenziale identifizierbar.

Gesponsert wird die techconsult Studie von den Unternehmen SAP und marcom source; itelligence, TDS, INFO AG, cormeta, TRIAS, trovarit, Sycor und proaxia unterstützen ebenfalls. Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft fördert die Untersuchung ideell.