Business Performance Index Mittelstand Gesamtbericht 2013

Gute Zeiten, schlechte Werte

Von Henrik Groß, techconsult

Bereits zum dritten Mal in Folge bietet das Kasseler Analystenhaus techconsult mit dem Gesamtbericht zum Business Performance Index (BPI) mittelständischen Unternehmen der Branchen Handel, Dienstleistung und Fertigung in Deutschland, Österreich und der Schweiz einen Überblick über die Leistungsfähigkeit ihrer Geschäftsprozesse im Vergleich zum Wettbewerb. Untersucht werden die Relevanz der Prozesse und deren aktuelle Umsetzung (BPI) sowie der Grad der IT-Unterstützung und der damit verbundene Unternehmenserfolg. Am BPI Mittelstand 2013 beteiligten sich mit 1800 Unternehmen knapp 30 % mehr als im Vorjahr. Befragt wurden in erster Linie Geschäftsführer und Fachbereichsleiter.

Geschäftsprozesse am Limit

Insgesamt könnten die Ergebnisse besser sein: 2013 sank der BPI-Index im Vergleich zum Vorjahr mit 67,2 von 100 möglichen Punkten branchenübergreifend um 2,5 %; die weiteren Performance-Indikatoren gingen um bis zu 3,3 % zurück. Somit konnte der Mittelstand nicht an die für 2012 festgestellte leichte Performancesteigerung anknüpfen.

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Gegenüber 2012 hat der BPI 2013 um durchschnittlich 2,5 % verloren. (Bild: techconsult)

Begründet wird diese Entwicklung zum Teil mit der guten Konjunktur und einer hohen Auslastung der Geschäftsprozesse, die den Mittelstand an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit bringt. Techconsult-Geschäftsführer Peter Burghardt kommentiert:

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Die gute Konjunktur schlägt auf die BPI-Werte: Relativ unempfindlich ist der Handel, der allerdings 2012 auch nicht so kräftig zulegen konnte. (Bild: techconsult)

„Es mag paradox erscheinen, ist aber eine Tatsache: In Zeiten voller Auftragsbücher denken nur wenige Unternehmen über ihre Prozesse nach. Man ist froh, wenn man die Nachfrage zufriedenstellend bedienen kann. Bei hoher Auslastung treten die Schwachstellen in relevanten Prozessen jedoch erst recht zutage, da Unternehmen in puncto Personal, Produktion, Vertrieb und Marketing an ihre Grenzen stoßen.“
Business Performance Index
Das Marktforschungs- und Beratungshaus techconsult führt mit dem Business Performance Index Mittelstand DACH eine repräsentative Langzeitstudie zur Performance von Geschäftsprozessen im deutschen, österreichischen und schweizerischen Mittelstand durch. Die Leistungsfähigkeit der Geschäftsprozesse wird ergänzt durch weitere wichtige Performance-Indikatoren: Unternehmenserfolg, IT-Unterstützungsgrad und Reifegrad innovativer IT-Lösungen. Mittelständische Unternehmen können den BPI über das Internetportal www.business-performance-index.de als kostenfreies, unabhängiges Benchmark-Tool nutzen.

Prozessoptimierung ist Fachsache

Wenngleich viele Unternehmenslenker meinen, ihre Prozesse im Griff zu haben, ist dies laut Studie offenbar bei Weitem noch nicht der Fall. So zeigt die Befragung eine Spannweite der BPI-Werte von 18 bis zu 99 von 100 Punkten über alle Branchen hinweg.

2014-03-21 Spannweite der BPI-Werte in den Branchen varriiert von 18-99 von 100 moeglichen BPI-Punkten S.12.png
Im Handel entfernen sich Top-Scorer und Schlusslichter noch weiter voneinander. (Bild: techconsult)

In der vergleichenden Betrachtung weicht innerhalb der Branchen insbesondere die Fertigung deutlich von den Ergebnissen des Vorjahres ab. Hier legte zwar die obere Grenze einen Punkt zu, die schlechtesten Unternehmen reichen aber bis auf magere 20 BPI-Punkte hinab, was eine Verschlechterung um 7 Punkte gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Dies ist – verglichen mit dem nur moderat gesunkenen Gesamt-BPI-Wert der Branche – ein deutliches Alarmsignal. Der Dienstleistungssektor erhöht seine Spannweite in beide Richtungen marginal. Der Handel verharrt auf den BPI-Werten des Vorjahres.

Peter Burghardt kommentiert: „Viele Unternehmen haben bei ihren Prozessen noch Nachholbedarf. Wir sprechen über den Mittelstand, also über Unternehmen mit 20 bis 2000 Mitarbeitern. Gerade kleinere Unternehmen haben oft weniger Zeit und Kapazitäten, um sich um die Verbesserung ihrer Prozesse zu kümmern.“ Hinzu kommt, dass eigene IT-Budgets im Mittelstand eher selten sind und Projekte zur Prozessoptimierung häufig vom Fachbereich initiiert und bezahlt werden. „Es wäre wünschenswert, dass die IT-Mitarbeiter sich in die Belange der Fachbereiche einarbeiten und die Prozessoptimierung forcieren“, ist Burghardt überzeugt. „Möglicherweise wirken sich Cloud-Lösungen mittelfristig entlastend auf die IT aus und schaffen hierfür Freiräume.“

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Die wenigen Verbesserungen – etwa im Qualitätsmanagement – können den Einbruch nicht ausgleichen. Speziell die Negativwerte im Personalmanagement machen sich auch beim Unternehmenserfolg bemerkbar. (Bild: techconsult)

Auch die geschwächten Performance-Werte bei der IT-Unterstützung und beim Reifegrad innovativer IT-Lösungen wirken sich branchenübergreifend negativ auf den Unternehmens- bzw. Prozesserfolg aus. Hier schlägt in diesem Jahr die Verschlechterung im Unternehmensbereich Personalwesen am stärksten zu Buche. Ebenso belasten Probleme im Lagermanagement, im Servicebereich sowie bei der Produkt- und Serviceentwicklung die Entwicklung mittelständischer Unternehmen.

BPI 2013 im Ländervergleich
Die Schweiz liegt 2013 abgeschlagen auf Platz 3; sie bildet mit deutlichen Performance-Abstrichen und Verlusten von durchschnittlich -5,5 Punkten pro Indikator das Schlusslicht des Jahres. Deutschland führt mit nur leichten Rückgängen (ca. -1 Punkt je Indikator), gefolgt von Österreich mit durchschnittlichen Verlusten von -3 Punkten auf Platz 2.

Fazit: Der Zeitpunkt wäre günstig

„Mit diesen Ergebnissen sollte man sich keinesfalls zufriedengeben“, betont Burghardt. „Vielmehr sollten mittelständische Unternehmen die momentan günstige Marktlage nutzen, um sich in den vorgenannten Bereichen noch besser aufzustellen und ihre Prozesse zu optimieren.“

Nützliche Links

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Den BPI-Gesamtbericht 2013 gibt es bei techconsult kostenfrei als PDF zum Herunterladen.