Verkehrsleitzentrale für alle Vertriebswege
Von Verena Bunk, techconsult
Für viele Händler ist es mittlerweile eine Selbstverständlichkeit, auf unterschiedlichen Vertriebskanälen aktiv zu sein. Fast jedes zweite Handelsunternehmen aus Einzel- und Großhandel ab 200 Mitarbeitern vertreibt seine Produkte über verschiedene Vertriebswege, wie eine aktuelle techconsult-Studie zeigt: Von 173 Einzel- und Großhandelsunternehmen ab 200 Mitarbeitern in Deutschland haben sich 32 % intensiv mit dem Thema befasst und planen konkret eine Multi-Channel-Strategie für die Zukunft.
Seit dem Siegeszug der Webshops
„Wir sehen bei unseren Kunden und Interessenten eine sehr hohe Nachfrage nach einer integrierten Lösung über alle Kanäle wie Dynamics AX for Retail sie bietet“, bestätigt Frank Naujoks, der bei Microsoft Deutschland für Dynamics AX verantwortlich ist, das Ergebnis der Befragung. Die Studie zeigt, dass es in einigen Handelssegmenten mittlerweile mehr Online-Shops als stationäre Geschäfte gibt. 68 % der befragten Händler verfügen über einen eigenen Webshop, 58 % haben ein Ladengeschäft. Hohe Mieten, Geschäftseinrichtungen und Lagerhaltung könnten diesen Trend weiter vorantreiben. Das Gros des Umsatzes (40 %) wird jedoch noch immer offline über Ladengeschäfte generiert, 23 % des Umsatzes steuern derzeit die Webshops bei. Innerhalb der Vertriebskanäle ist Ladengeschäft plus Webshop die meistbetriebene Channel-Kombination.
Der eigene Webshop ist mittlerweile Standard, doch den Löwenanteil des Umsatzes generieren weiterhin die Ladengeschäfte. (Bild: techconsult)
Nach Einschätzung der befragten Handelsunternehmen werden zukünftig alle Vertriebswege an Bedeutung gewinnen. Der Einzelhandel sieht in erster Linie große Potenziale im Cross-Channel, einer Variante des Multi-Channels, die dem Kunden die Möglichkeit bietet, während des Kaufprozesses zwischen den Kanälen zu wechseln. Er kann z.B. über einen Webshop seine Bestellung aufgeben und die Ware in der Filiale abholen. Diese Kombination erweist sich in der Praxis als durchaus anspruchsvoll: „Wenn die Kanäle nicht sauber in einer Software abgebildet werden können, verliert der Händler völlig den Überblick über sein Geschäft“, sagt Naujoks.
Ein weiterer Treiber für Multi-Channelling ist das Smartphone. Über die Nutzung mobiler Internet-Zugänge ist es möglich, zu jeder Zeit und an jedem Ort online shoppen zu gehen. Händler sehen daher auch in Mobile Commerce einen großen Wachstumsmarkt.
Sowohl im Groß- als auch im Einzelhandel ist am wichtigsten, dass sich ein ERP-System rasch und einfach in die bestehenden Systeme integrieren lässt. (Bild: techconsult)
ERP-Lösungen für Multi-Channelling
Je mehr Absatzkanäle die Händler nutzen, desto höher wird die Komplexität und desto schwieriger ist die Synchronisierung der Vertriebswege. Händler stehen daher vor der Herausforderung, Warenbestand, Preise und Artikelinformationen auf alle Kanäle abzustimmen. Dies ist nur mit einer entsprechenden Software zu realisieren, die schnelle Verkaufs-, Warenwirtschafts- und Logistikprozesse sowie eine optimale Kundenbetreuung gewährleistet. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass eine ERP-Lösung in vielen Handelsunternehmen ab 200 Mitarbeitern ein fester Bestandteil der IT-Infrastruktur ist: 88 % der befragten Handelsunternehmen setzen derzeit eine ERP-Lösung ein, die übrigen 12 % haben bereits konkrete Pläne dazu in der Schublade. Den ERP-Markt im Handel bestimmen maßgeblich SAP und Microsoft, gefolgt von ABAS Software AG, Comarch, Asseco Solutions, Compax und anderen.
Seitens der Anwender sind die Anforderungen an ERP-Systeme sehr stark auf Multi-Channelling ausgerichtet. Zentrale Lagerverwaltung, Synchronisierung verschiedener Vertriebskanäle und Echtzeitüberwachung sind ebenso relevante Anforderungen wie schnelle Integration, Nutzerfreundlichkeit und Prozesstransparenz. Gewünscht wird auch eine im ERP-System integrierte E-Commerce-Lösung, um weitere Schnittstellen zu anderen Lösungen zu vermeiden.
Die aktuelle ERP-Multi-Channel-Studie von techconsult wurde im Auftrag von Microsoft Deutschland und den Partnern arvato Systems, HSO und Sycor durchgeführt; sie zeigt auf, in welchem Maß Multi-Channel-Strategien in Handelsunternehmen bereits umgesetzt werden. Dazu wurden 173 Einzel- und Großhandelsunternehmen ab 200 Mitarbeitern in Deutschland zu ihren genutzten Absatzkanälen, zukünftigen Channel-Strategien sowie ihren Anforderungen an unterstützende Softwarelösungen befragt. Die kompletten Studienergebnisse fasst das Market Paper „Mit ERP auf Multi-Channel-Kurs“ zusammen, das es bei techconsult kostenfrei als PDF-Download gibt.
Fazit: Pflichtenheft für Hersteller
Noch wird allerdings nicht jeder Prozess optimal durch die IT unterstützt, häufig liegen die Anforderungen deutlich höher als die Leistung der derzeitigen IT-Systeme. Die techconsult-Studie identifiziert Verbesserungspotenziale: Davon betroffen sind klassische Funktionen wie Stammdatenverwaltung, Buchhaltung, Auftragsabwicklung und Lagerverwaltung ebenso wie das Multi-Channel-Management. Es gibt aus Sicht der Handelsunternehmen in der Anpassung der ERP-Systeme an ihre Anforderungen durchaus noch Leistungsreserven, die es in Zusammenarbeit mit dem Partner bzw. Anbieter auszuschöpfen gilt.