Gute Gewinne, schlechte Projektarbeit
Von Henrik Groß, techconsult
Obwohl die Unternehmen der Energiewirtschaft mit einem nur mittleren Performance-Wert (PPI) nicht begeistern können, fällt ihre Gewinnentwicklung überraschenderweise trotzdem vergleichsweise gut aus. Mit einem Gewinnentwicklungsscore von +27 Punkten liegen sie deutlich über der Fertigungsbranche, die trotz einer höheren Projektperformance nur einen Gewinnentwicklungsscore von +21 Punkten erzielen konnte.
Auch wenn die Projektperformance in der Energiebranche mit 50 von 100 Punkten deutlich niedriger liegt als jene der Fertigungsindustrie (55 Punkte), verzeichnen dem Project Performance Index (PPI) zufolge sogar mehr Energieunternehmen steigende Gewinne, als dies in der schon gut aufgestellten Fertigungsbranche der Fall ist. Der Anteil der Unternehmen mit steigenden Gewinnen ist in der Energiewirtschaft um 27 % höher als der von Unternehmen mit rückläufigen Gewinnen. Diese positive Lage überrascht nicht, im Zusammenhang mit der gleichzeitig schlechten Performance in der Projektarbeit und im Projektmanagement ist sie jedoch durchaus bemerkenswert.
Andere Branche, andere Projektwelten
Das bedeutet jedoch nicht, dass die Projekt-Performance in der Energiewirtschaft unerheblich für die Wirtschaftlichkeit ist. Die Energiewirtschaft weist bei ihren Projekten aber andere Charakteristika auf als die Fertigungsbranche.
Ausgewählte Projektcharakteristika der Energiewirtschaft im Vergleich mit der Fertigungsindustrie. (Bild: techconsult)
So ist die Anzahl interner und externer Projektmitarbeiter in der Energiewirtschaft deutlich kleiner, was z.B. zu einem geringeren Abstimmungsbedarf führt. Auch sind die Produktpalette und der Variantenumfang in der Energiewirtschaft deutlich überschaubarer und verringern damit die Komplexität und den Umfang des Managementprozesses. Außerdem ist die Produktion mit weniger Risiko behaftet als in der Fertigung, die oft Hunderte von Bauteilen von diversen Zulieferern zu genauen Zeiten in festen Reihenfolgen verbauen muss. Nicht zuletzt sind die Projektbudgets in der Energiewirtschaft mit durchschnittlich 1,6 Mio. Euro mehr als doppelt so hoch wie in der Fertigung (650 Tsd. Euro).
Fazit: Eine Zeitbombe im Wettbewerb
Unterm Strich stehen Energieunternehmen so – trotz der im Vergleich geringeren Projektperformance – gut da. Trotzdem kommt der Verdacht auf, dass durch die eher mäßige bis schlechte Projektperformance Gewinne verschenkt werden. Darüber hinaus könnten zukünftige Entwicklungen auf dem Markt zur Bedrohung werden. Kommt es zu einer Verschiebung weg vom aktuell günstigen Nachfragemarkt hin zu einem stark umkämpften Wettbewerb, würde dies die Probleme in der Projektarbeit vermutlich noch deutlicher hervortreten lassen.
Dass Bewegung im Energiesektor ist, zeigen die Energiewende, eine verstärkte Nachfrage nach erneuerbaren Energien und innovative Entwicklungen bzw. Konzepte wie Smart Grids bereits deutlich an. Die Projektperformance in den Griff zu bekommen, könnte also auch für die Zukunft einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil in der Branche darstellen. Die bis dato funktionierende, aber offensichtlich ineffiziente Projektarbeit und das damit verbundene Projektmanagement erst in Zukunft zu analysieren und zu verändern, könnte daher zu spät sein.
Für interessierte Unternehmen besteht die Möglichkeit, sich mittels eines Online-Self-Check-Systems selbst einzuschätzen und die Werte mit den Ergebnissen der Studie zu vergleichen. Der Self-Check erfasst analog zur Studie verschiedene Teilbereiche der Projektarbeit und des Projektmanagements und liefert eine direkte Auswertung der eigenen Einschätzung mit einer Gegenüberstellung mit den Studienergebnissen. Es steht jedem mittelständischen Anwenderunternehmen auf www.project-performance-index.de kostenfrei zur Verfügung.
Nützliche Links
Weitere Ergebnisse zur Projektperformance und Details zu den Projekten sind im Bericht zu finden, der ab sofort auf dem PPI-Portal www.project-performance-index.de zum Download zur Verfügung steht.